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Tour de France will Froome ausschliessen

Paukenschlag für Chris Froome: Der Triumphator der letzten drei Ausgaben der Grande Boucle soll gemäss französischen Medienberichten von der diesjährigen Austragung ausgeschlossen werden.
Chris Froome droht der Ausschluss von der Tour de France
Bild: KEYSTONE/EPA ANSA/DANIEL DAL ZENNARO

Über den Tour-Start von Chris Froome entscheiden die Juristen. Nachdem die Tour-de-France-Veranstalterin Amaury Sport Organisation (ASO) den vierfachen Sieger und Gewinner des Giro d'Italia mit einem Startverbot belegt hatte, kommt es am Dienstag, vier Tage vor dem Beginn der 105. Frankreich-Rundfahrt am 7. Juli in Noirmoutier, zur Verhandlung vor dem Schiedsgericht des französischen Olympischen Komitees (CNOSF); Froomes Team Sky legte gegen den Entscheid logischerweise Rekurs ein.

Für ihr Vorgehen machten die Organisatoren nach Informationen der Tageszeitung "Le Monde" den Artikel 28 der Statuten des Radsport-Weltverbandes UCI geltend. Danach ist den Veranstaltern "ausdrücklich das Recht vorbehalten, ein Team oder einen Fahrer auszuschliessen, der durch seine Anwesenheit dem Ansehen oder Ruf der Rundfahrt Schaden zufügen könnte".

Fall seit September 2017 ungeklärt

Der 33-Jährige Brite war im September 2017 in Spanien vor seinem späteren Vuelta-Sieg mit einem erhöhten Wert des Asthmamittels Salbutamol aufgefallen. Seitdem ist das Verfahren schwebend. Er darf aber nach den Statuten der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA weiterfahren - bis der Weltverband UCI die Untersuchungen abgeschlossen hat. Bei Präzedenzfällen der Italiener Alessandro Petacchi (2008/zehn Monate Sperre) und Diego Ulissi (2014/neun Monate) kam es zu Sanktionen.

Der Seriensieger versucht seit Monaten mit Hilfe von Anwälten und Medizinern, seine erhöhten Werte vom 7. September 2017 plausibel zu erklären und Doping-Absichten auszuschliessen. Damit sind vor allem Juristen einer Londoner Nobel-Kanzlei betraut, die 2012 vergeblich versucht hatten, den Doper Alberto Contador vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) reinzuwaschen.

Salbutamol ist bis zum Grenzwert 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin erlaubt. Der offensichtlich oder angeblich an Asthma leidende Froome hatte bei der Vuelta am Tag seines grandiosen Sieges auf dem Los Machucos knapp den doppelten Wert aufgewiesen. Eine Einnahme des Asthma-Mittels zu Manipulationszwecken hatte Froome stets ausgeschlossen und zuletzt sein Startrecht noch einmal vehement verteidigt.

Spektakulärer Soloritt am Giro

Der erhöhte Wert des in Kenia geborenen Briten war erst mehrere Wochen nach der erfolgten Kontrolle öffentlich geworden - auf Nachfrage der Zeitungen "Guardian" aus England und "Le Monde" aus Frankreich. Deshalb hatte Froome noch unbehelligt bei der WM in Norwegen starten und Bronze im Zeitfahren holen können.

Der Brite startete diesen Frühling - trotz erheblichen Gegenwindes durch protestierende Konkurrenten und Funktionäre - bei der Ruta del Sol, dem Tirreno-Adriatico, der Tour des Alpes und dem Giro d'Italia. Bei der Italien-Rundfahrt hatte er seinen bis dahin führenden Landsmann Simon Yates mit einem sagenhaften Solo über 80 Kilometer am drittletzten Tag noch aus dem Rosa Trikot gefahren. Damit gewann er nach der Tour und der Vuelta 2017 seine dritte grosse Rundfahrt in Serie.

Ab 7. Juli will der Captain des mit rund 30 Millionen Euro ausgestatteten britischen Teams Sky zum fünften Mal die Tour gewinnen. Damit würde Froome in den exklusiven Club der Fünffach-Sieger zu Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernhard Hinault und Miguel Indurain eintreten.

Boonen durfte starten

Ob es der ASO gelingt, Froome aus dem Starterfeld zu drängen, ist offen. Mit dem Paragrafen 28 hatten die Tour-Chefs 2009 im Fall Tom Boonen bereits einmal schlechte Erfahrungen gemacht. Der Belgier war mehrfach mit Kokain erwischt worden und sollte vom Start abgehalten werden. Das gelang nicht - diesmal könnte es ähnlich ausgehen. Das CNOFS-Schiedsgericht hatte vor neun Jahren das Teilnahme-Verbot gegen Boonen kurz vor dem Tourstart aufgehoben.

Das Team Sky sei zuversichtlich, dass ihr umstrittener Captain starten dürfe, meldete die BBC. "Wir sind sicher, dass er am Start steht", zitierte die Internetplattform "Cyclingnews" einen Sprecher von Sky. (sda)

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