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Mountainbike

Neff: Nicht Gewinnerin, nicht Verliererin

Stillstand statt Wettlauf gegen die Zeit: Anstatt auf ein baldiges Comeback hinzuarbeiten, geniesst Jolanda Neff in den USA das Sportlerleben auf dem Land trotz Corona ohne grössere Einschränkungen.
Jolanda Neff berichtet vom derzeitigen Leben in den USA
Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Der Film zeigt Jolanda Neff bei ihrem Freund Luca Shaw in North Carolina. Einblicke ins Leben auf dem Land im Südosten der USA: Die Schweizer Mountainbikerin und der Downhill-Profi unterwegs im Pick-up zum Einkaufen, beim Schwatz mit einer begeisterten Verkäuferin oder beim Herumalbern mit Freunden, im Training mit dem Rennvelo, auf dem Mountainbike. Und: die ersten Bilder vom fatalen Trainingssturz im letzten Dezember kurz vor Weihnachten, bei dem sie sich einen Milzriss, innere Blutungen und eine gebrochene Rippe zuzog sowie ihre Lunge kollabierte. Sie zeigen, wie Neff auf einem Waldweg in North Carolina mit hohem Tempo an der Kamera vorbeifährt, sich bei einer schlecht überschaubaren Kurve verschätzt und im Fallen aus dem Bild verschwindet. Wie wir wissen, landete sie direkt in spitzigem Geäst.

Die in dieser Woche in Zusammenarbeit mit einem Sponsor und einer Mountainbike-erprobten Crew lancierte Filmserie "JolandaLand" war als Wegbegleiter an die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorgesehen. Auch dieser Plan wurde vom Coronavirus durchkreuzt. "Zwei Teile sind gedreht und werden ausgestrahlt. Danach müssen wir schauen, wie wir weiter vorgehen wollen und können", sagt Neff. Ob sich die Serie nun bis zu den Sommerspielen im Sommer 2021 erstreckt oder alle Folgen in diesem Jahr erscheinen, ist offen.

Jolanda Neff nimmt es gelassen. Die 27-jährige St. Gallerin, die ursprünglich Ende Mai im Weltcup wieder ins Renngeschehen einsteigen wollte und keine Bedenken hatte, bis zu den inzwischen verschobenen Olympischen Spielen wieder gut in Form zu sein, fühlt sich nicht als Verliererin, aber auch nicht als Gewinnerin des sportlichen Stillstands, wie es verschiedene Medien schrieben. "In diesem Sommer wäre ich vielleicht benachteiligt gewesen. Im Hinblick auf 2021 haben jetzt alle die gleichen Voraussetzungen", sagt sie.

Aktuell sieht sich Neff in North Carolina durch die Restriktionen kaum beeinträchtigt. "Mein Alltag als Sportlerin ist ziemlich der gleiche wie sonst, ich kann mein Training normal absolvieren. Die meisten Geschäfte sowie Krafträume und Fitness-Einrichtungen sind zwar geschlossen, aber wir sind zu Hause gut eingerichtet, und ich kann weiterhin draussen Biken gehen. Weil ich auch sonst kaum in Bars und Restaurants gehe, merke ich gar nicht gross etwas vom Lockdown."

Wirtschaftliche Auswirkungen spürt Neff seitens des Teams Trek und ihrer persönlichen Sponsoren noch keine. "Für Trek ist die Situation nicht einfach, aber das Team unterstützt uns bis jetzt grossartig." Eine Anpassung an ihrem System nahm die Weltmeisterin von 2017 im Zuge des Stillstands gleichwohl vor: Bis auf Weiteres verzichtet sie auf eine eigene Kommunikationsbetreuerin. "Mir ist bewusst, dass das für mich mehr Arbeit bedeutet. Aber ich mache diese Art von Arbeit gerne. Ich schätze den persönlichen Kontakt und will es darum alleine versuchen - mit dem Ziel, dass das Training nicht darunter leidet. Ansonsten würde ich reagieren." (sda)

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