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World Tour

Ein überdurchschnittlicher Jahrgang

Die coronabedingt stark komprimierte Radsaison 2020 ist aus Schweizer Sicht dank dem an die Weltspitze gestürmten Berner Marc Hirschi und dem Thurgauer Stefan Küng als höchst erfolgreich zu werten.
Marc Hirschi jubelt bei der Siegerehrung nach der 12. Tour-Etappe von Chauvigny nach Sarran
Bild: KEYSTONE/EPA REUTERS POOL/STEPHANE MAHE / POOL

Marc Hirschi sorgte mit seinen ersten zwei Siegen als Profi für die einzigen Schweizer Triumphe auf Stufe World Tour. Der 22-jährige Berner siegte im September anlässlich der 12. Etappe der Tour de France solo und beim Halbklassiker Flèche Wallonne im Bergsprint. Der Überflieger aus Ittigen überzeugte dazu mit Podestplätzen bei zwei weiteren Tour-Etappen, zudem wurde er nach seiner persönlich ersten Grand Tour gleich auch zum kämpferischsten Fahrer der ganzen Rundfahrt gewählt. Die Bronzemedaille im WM-Strassenrennen in Imola und der 2. Platz Anfang Oktober beim Eintagesklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich sind weitere Höhepunkte in Hirschis zweiter Profisaison.

Es waren zugleich die erfolgreichsten Wochen eines Schweizer Fahrers seit 2013. Damals sicherte sich Fabian Cancellara im Frühjahr das Double Flandern-Rundfahrt/Paris - Roubaix, nachdem er kurz zuvor schon den E3-Preis in Harelbeke gewonnen hatte. Der Berner Zeitfahr-Olympiasieger, nun Berater und Mentor von Hirschi, bleibt mit seinem Flandern-Triumph 2014 der letzte Schweizer, der eines der fünf Radsport-Monumente für sich entscheiden konnte.

Starke Leistungen zeigte seit World-Tour-Wiederbeginn Anfang August auch Stefan Küng. In seiner Spezialdisziplin Zeitfahren überzeugte der 26-jährige Thurgauer mit dem Gewinn des EM-Titels und von WM-Bronze. Bei der Benelux-Rundfahrt kämpfte der letztlich drittklassierte Küng bis zuletzt um den Gesamtsieg, auch bei Gent - Wevelgem (5. Platz) fehlte ihm nur wenig zum Triumph.

Neoprofi Stefan Bissegger liess bei seinem Debüt gleich bei erster Gelegenheit sein Können aufblitzen, als er bei der 1. Etappe der Tour de l'Ain als Dritter auf dem Podest stand. Auch in der Folge konnte der 22-jährige Thurgauer überzeugen. Regelmässig für Aufsehen sorgten mit ihren Vorstössen in Fluchtgruppen auch Michael Schär (Tour de France) und Simon Pellaud (Giro d'Italia). Sébastien Reichenbach belegte in der 16. Tour-Etappe hinauf nach Villard-de-Lans den 3. Rang.

Während dieses Sextett über meist langfristige Verträge verfügt, müssen andere Schweizer Profis um die Fortsetzung ihrer Karriere bangen. So steht der Walliser Kilian Frankiny (26) trotz je eines 4. und 5. Etappenplatzes beim Giro für 2021 noch ohne Arbeitgeber da. Gleich ergeht es auch dem Berner Gino Mäder (23), der vor seiner langwierigen Krankheitsgeschichte ähnlich stark wie Hirschi eingeschätzt wurde, sowie den Routiniers Silvan Dillier (30), Reto Hollenstein (35), Danilo Wyss (35) und Patrick Schelling (30). (sda)

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