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Tour de Suisse

Der ältere der Thurgauer Stefans im Vorteil

Im Zeitfahr-Duell der beiden Thurgauer Stefans behält der ältere Stefan Küng die Oberhand. Stefan Bissegger verpasst in Frauenfeld das Gelbe Trikot nur um vier Sekunden.
Stefan Küng hatte gut lachen: Er gewinnt das Auftaktzeitfahren und trägt am Montag das gelbe Leadertrikot
Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Stefan Küng wohnt in Frauenfeld nur eineinhalb Kilometer entfernt vom Start-Ziel-Bereich. Auf der knapp 11 km langen Strecke des Auftakt-Zeitfahrens kennt der Zeitfahr-Europameister gemäss eigener Aussage "jeden Meter".

Diese Kenntnisse seien bei den nassen Verhältnissen durchaus "hilfreich" gewesen, schliesslich habe es unterwegs "eine Menge Verkehrsteiler, Fussgängerstreifen und Wasserschächte" gehabt.

Küng gekonnt und mit Risiko

Küng umschiffte diese Klippen gekonnt - und mit viel Risiko, was sich auszahlte. "Ich hatte mir vor drei Tagen nochmal alles ganz genau angeschaut, wusste genau, wo ich pushen kann und wo ich etwas vorsichtiger sein musste. Ich wusste auch ganz genau, dass ich kompromisslos fahren musste. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass es heikel war."

Mission Gelb ist für Küng erfolgreich angelaufen. Am Montag folgt der zweite Teil. "Ich werde alles geben, um das Trikot zu verteidigen", sagt der 27-jährige Thurgauer. Allerdings ist das Finale der 2. Etappe, die über 178 km von Neuhausen am Rhein ins schwyzerische Lachen führt, tückisch. Auf den letzten 10 km folgt gar noch ein zehn Prozent steiler Anstieg von 2 km Länge.

Er habe dieses Finish schon einmal rekognosziert, so der Leader. "Nach dem Bergpreis geht es gleich wieder steil runter und dann kommt schon sehr bald das Ziel. Mal schauen, ob ich mit der Spitze mithalten kann." Aber selbst wenn nicht, so sei alles halb so schlimm, so Küng, "schliesslich trug ich wieder für einen Tag Gelb".

Bissegger zufrieden, aber enttäuscht

Die Genugtuung bei Stefan Küng über die erbrachte Leistung, die zum ersten World-Tour-Triumph seit über zwei Jahren gereicht hatte, war in fast allen Aussagen spürbar. Auch Stefan Bissegger, der erst im März bei Paris-Nizza ein vergleichbares Zeitfahren für sich entschieden hatte, war mit seiner persönlichen Leistung nicht minder zufrieden. Auf einer Skala bis 10 gebe er sich eine 9,5, so der 22-jährige Thurgauer.

Gleichzeitig konnte Bissegger, der im August 2020 zu den Profis übertrat, seine Enttäuschung über den entgangenen Sieg nicht verhehlen. Sein Fokus hatte zu 100 Prozent diesem Zeitfahren in seiner Heimat gegolten. Vom Esstisch seiner Wohnung sieht er die Strecke, die er wie Küng bestens kennt.

Am ersten Tag seiner persönlich ersten Tour de Suisse wollte er sich in Gelb einkleiden lassen und sich ein "Kindheitstraum" erfüllen. Vier Sekunden fehlten ihm dazu. Ein knapper Rückstand, den Bissegger glaubt zu wissen, wie er ihn eingebüsst hat: "Bei mir war der Regen wohl doch etwas stärker und die Strassen etwas nasser als bei Stefan (Küng)." Manchmal habe man Glück, manchmal halt eben auch Pech, "so wie ich heute". Das gleiche sich aber aus, so Bissegger. (sda)

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