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Giro d'Italia

Das Comeback des Hochbegabten

Remco Evenepoel gibt beim Giro d'Italia sein Comeback nach neunmonatiger Rennpause. Dem letzten August schwer gestürzten Belgier ist in seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt alles zuzutrauen.
Der 21-jährige Belgier Remco Evenepoel hat heuer noch keinen Renntag in den Beinen und steht am Start des Giro d'Italia
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Evenepoel verlor 2019 als Neoprofi keine Zeit, in die Weltspitze vorzustossen. Erste Siege bei Rundfahrten, Triumph beim Eintagesklassiker San Sebastian, EM-Gold und WM-Silber im Zeitfahren, nichts schien den Aufstieg des Teenagers vom Team Deceuninck-Quick Step bremsen zu können. Auch 2020 brachte - vor und nach dem Corona-bedingten langen Rennunterbruch - zunächst nur Erfolge. In vier kleineren Rundfahrten in Argentinien, Portugal, Spanien und Polen war Evenepoel unschlagbar.

Mitte August stand mit der Lombardei-Rundfahrt der erste Start bei einem Radsport-Monument an. Doch statt dem erhofften Sieg wartete für den Hochbegabten in Como das Spital. Als hinterster Fahrer der Spitzengruppe kollidierte Evenepoel in einer Abfahrt mit einer Brückenmauer. Der Belgier fiel darüber hinweg und danach mehrere Meter in die Tiefe. Dabei kam er mit einem Beckenbruch und einer Lungenquetschung vergleichsweise glimpflich davon.

Die so glänzend verlaufene zweite Profi-Saison war abrupt beendet. Der Fokus galt fortan dem Comeback im Frühjahr. Dieses sollte sich aber um einige Wochen verzögern, weil Evenepoel es im Winter auf dem Weg zurück mit dem Training etwas übertrieb. Das führt beim ehrgeizigen Jungstar gleich zum nächsten Superlativ. Er steigt ohne einen einzigen Renntag in den Beinen in den Giro, seine persönlich erste Grand Tour.

"Ich fühle mich physisch bereit für das Rennen. Aber das Training kann den Wettkampf nicht ersetzen", sagt Evenepoel, der in der Vorbereitung auf Teneriffa und in der Sierra Nevada zwei Höhentrainingslager absolvierte. Der 21-Jährige spricht selber von einem "Risiko, gleich mit dem Giro in die Saison zu steigen. Doch es war wegen des Timings nicht anders möglich." Er müsse abwarten und schauen, wie sein Körper reagiere.

Gefragt, ob er sich als begnadeter Zeitfahrer für die 8,6 km lange Prüfung gegen die Uhr zum Giro-Auftakt in Turin etwas ausrechne, gab Evenepoel zwar zu, dass "ich Zeitfahren liebe und viel trainiert habe". Das sei schliesslich wichtig im Hinblick für Tokio, wo der belgische Hoffnungsträger Olympia-Gold im Visier hat.

Zumindest für das flache Zeitfahren am Samstag dem Po entlang nennt Evenepoel jedoch mit seinem Deceuninck-Teamkollegen Rémi Cavagna und dem Italiener Filippo Ganna zwei andere Topfavoriten. Der Franzose Cavagna gewann am vergangenen Sonntag in Freiburg das abschliessende Zeitfahren der Tour de Romandie, Ganna ist der Zeitfahr-Weltmeister.

Wie das weitere Rennprogramm Evenepoels nach dem Giro aussieht, ist noch nicht definitiv fixiert. Klar ist der Verzicht auf den Start bei der Tour de France, der Schwerpunkt liegt auf Olympia. Wahrscheinlich folgt danach Mitte August mit der Vuelta eine zweite Grand Tour in dieser Saison. (sda)

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