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Tour de Suisse

Aufschwung trotz Baisse im Radsport

Die Lücke, die Fabian Cancellara nach seinem Rücktritt im Schweizer Radsport hinterlassen hat, ist riesig. Mit viel Leidenschaft und hohem Aufwand versucht Swiss Cycling, den Anschluss zu halten.
Die Schweizer Nationalmannschaft an der Tour de Suisse
Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Es ist nicht so, dass Cancellara der einzige Spitzenfahrer der Schweiz gewesen ist. Seine Erfolge überstrahlten aber alles. Und dank dem Berner stellten die Schweizer auch an Grossanlässen regelmässig starke und zahlenmässig grosse Mannschaften. Seit die Punkte des Doppel-Olympiasiegers weggefallen sind, kämpft die Schweiz im Nationenranking um den Anschluss.

Aktuell belegt die Schweiz in der Rangliste, nach der zum Beispiel die Anzahl Startplätze für Weltmeisterschaften vergeben werden, noch den respektablen 15. Rang - unter anderem dank den beiden U23-Goldmedaillen von Marc Hirschi in den letztjährigen EM- und WM-Rennen.

Im speziellen Olympia-Qualifikationsranking, in dem die beiden Medaillen nicht berücksichtigt werden, steht die Schweiz dagegen nur auf Platz 24 da - sieben Plätze hinter Kasachstan und fünf Plätze hinter Eritrea. Nach aktuellem Stand darf die Schweiz im kommenden Sommer in Tokio mit nur zwei Fahrern starten.

Nur wenig Topfahrer

"Die alte Generation, und da spreche ich nicht nur von Cancellara, ist entweder zurückgetreten oder befindet sich im Herbst der Karriere", begründet Thomas Peter, der Sportdirektor von Swiss Cycling, die resultatmässig schwache Ausbeute der jüngsten Vergangenheit. "Gleichzeitig ist die neue Generation noch nicht ganz so weit, als dass sie regelmässig Spitzenergebnisse abliefern kann."

Die aktuellen Topfahrer lassen sich an einer Hand abzählen: Die meisten Punkte steuert von den World-Tour-Profis derzeit Stefan Küng bei. Silvan Dillier, ein anderer möglicher Punktelieferant, fällt derzeit verletzt aus.

Junge Fahrer drängen nach vorne

Trotz der Baisse befindet sich der Schweizer Strassen-Radsport im Aufwind. Derzeit drängt eine neue Generation nach vorne, die in Marc Hirschi ein potenzielles, wenn nicht gar designiertes Aushängeschild hat.

An der Tour de Suisse fuhr der Berner bisher stark und zeigte sich immer wieder an der Spitze. Am Sonntag in der 2. Etappe hätte er schneller fahren können, musste aber seinem in Schwierigkeiten geratenen Teamleader Michael Matthews helfen. Hirschi - wie Fabian Cancellara aus Ittigen - wird eine grosse Zukunft vorausgesagt. Ihm wird zugetraut, einst auch in grossen Rundfahrten eine Rolle zu spielen.

Auch dahinter besitzt die Schweiz Fahrer mit Potenzial. Das beweist nicht zuletzt die Auswahl, die derzeit als Nationalteam die Tour de Suisse bestreitet. Claudio Imhof zum Beispiel trägt das Trikot des Bergpreis-Leaders, Fabian Lienhard sprintete in Murten als Achter mitten in die Weltelite. Und mit Stefan Bissegger gewann vor zwei Jahren eine weitere Nachwuchshoffnung in der Einzelverfolgung WM-Gold auf der Bahn.

Engmaschige Betreuung

"Die Entwicklung ist positiv und geht in die richtige Richtung", so Thomas Peter. Dass die Schweiz, obwohl sie nur 500 lizenzierte Strassenrennfahrer hat, immer wieder starke Fahrer hervorbringt, liegt nicht zuletzt am Verband.

Swiss Cycling betreut seine Fahrer engmaschig, baut sie mit einem klar durchdachten Ausbildungssystem behutsam auf und schafft immer wieder Anreize - wie mit den erfolgreichen Bewerbungen für die Weltmeisterschaften 2020 und 2024 oder aktuell mit der Teilnahme einer eigenen Mannschaft an der Tour de Suisse, einer Neuheit auf dem Niveau der World Tour. (sda)

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