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Leichtathletik

Hallen-WM Belgrad, 60 m Frauen, Text

Mujinga Kambundji ist Hallen-Weltmeisterin über 60 m - und kann es zunächst selber gar nicht fassen. Die Bernerin braucht in der Arena von Belgrad einige Zeit, um diesen Paukenschlag zu verdauen.

Mujinga Kambundji jubelte nach dem Zieleinlauf nicht, sondern schaute fassungslos Richtung Anzeigetafel. Eigentlich wusste sie ja, dass sie gewonnen hatte, zu klar war ihr Vorsprung. Aber ein Lauf bis auf vier Hundertstel an den Weltrekord von 6,92 Sekunden heran, da musste zuerst eine Bestätigung her. Diese kam dann auch, dennoch drangen die Emotionen erst nach und nach durch.

"Ich realisiere es wohl erst am Samstag mit der Medaille um den Hals", sagte Kambundji. "Ich wusste, dass ich meinen Rekord nochmals laufen kann. Aber an eine solche Zeit!" Das hätte sie sich nie erträumt, zumal sie den Tag mit einem schwachen Vorlauf begonnen hatte und sie sich auch in den Halbfinals nicht als eine der Top-Favoritinnen aufdrängte.

Die 29-jährige Bernerin verbesserte den Schweizer Rekord, den sie gemeinsam mit Ajla Del Ponte gehalten hatte, um sieben Hundertstel auf 6,96 Sekunden. Nur drei Läuferinnen sind bisher über 60 m schneller gelaufen - die Russin Irina Priwalowa (6,92/1993) sowie die Amerikanerinnen Gail Devers (6,95/1993) und Marion Jones (6,95/1998). Alles nur klingende Namen der Sprint-Szene.

Mujinga Kambundji, welche die beste Reaktionszeit auswies, distanzierte die zweitplatzierte Amerikanerin Mikia Brisco um drei Hundertstel, Bronze holte mit Marybeth Sant-Price (7,04) eine weitere Amerikanerin. Gleich vier Athletinnen erreichten diese Wert, Sant-Price war die Glückliche. Die Favoritin Ewa Swoboda aus Polen ging um ein paar Tausendstel leer aus.

Fünfte international Medaille

An Grossanlässen kann man sich auf Mujinga Kambundji verlassen. Es ist für die Olympia-Sechste über 100 m bereits die fünfte Medaille an einem Grossanlass (In- und Outdoor), die zweite an Hallen-Weltmeisterschaften nach dem 3. Platz 2018 in Birmingham. Zuvor hatte sie weder Gold noch Silber gewonnen. "Ich hatte noch nie bei einem meiner Erfolge die Nationalhymne gehört. Darauf freue ich mich sehr", betonte sie mit Blick auf den Samstagabend.

Die Schweizer Hymne wird zum dritten Mal an Hallen-Weltmeisterschaften ertönen. Julie Baumann hatte 1993 in Toronto über 60 m Hürden triumphiert. Bei den Männern ist dieses Kunststück Werner Günthör im Kugelstossen geglückt - 1991 in Sevilla. Insgesamt war es für die Schweiz die achte Medaille an diesem Anlass.

Auch Géraldine Frey überzeugte

Freud und Leid lagen bei Géraldine Frey nahe beisammen, genau genommen um einen Hundertstel. Um diese Marge verpasste die Frau aus dem Kanton Zug in 7,15 Sekunden den Finaleinzug. Im Vorlauf hatte die 24-Jährige ihre persönliche Bestzeit sogar auf 7,11 Sekunden gesenkt. "Klar überwiegt jetzt die Enttäuschung", sagte die angehende Pharmazeutin. "Aber ich darf mit meinen Leistungen doch sehr zufrieden sein."

Géraldine Frey trainiert wegen des Studiums primär beim LC Zürich. Die 60 m sind auf sie zugeschnitten, da sie schnell aus den Blöcken kommt. "Ich habe in diesem Winter stark an der fliegenden Phase gearbeitet und hoffe, dass ich im Sommer nun auch über die 100 m überzeuge." (sda)

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