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Leichtathletik

Schweizer Bilanz mit mehr Licht als Schatten

Die beflügelnde Laufbahn und Hightech-Spikes liessen im Olympiastadion verblüffende Bestzeiten zu. Das Schweizer Team überzeugte aber nicht nur durch Rekorde, sondern auch durch Klassierungen.
Ajla Del Ponte (rechts) und Mujinga Kambundji führten die grandiosen Schweizer Sprinterinnen an
Bild: KEYSTONE/ULF SCHILLER

Die Sprinterinnen, angeführt von Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji, stiessen in eine neue Dimension vor. 100-m-Zeiten unter 11 Sekunden en masse und Schweizer Rekorde in allen Sprint-Disziplinen - 10,91 Ajla Del Ponte, 22,26 Mujinga Kambundji, 42,05 für das Staffelquartett. Die Frauen führen die Bestenliste der Schweizer Klassierungen an. Vier Diplome (4. 4x100 m, 5. und 6. 100 m, 7. 200 m) in den prestigeträchtigen Disziplinen sind höher einzustufen als die erbrachten Leistungen an sich.

Die Bestwerte dürften Bestand haben, sofern nicht anderswo der Rückenwind tüchtig schiebt. In der technischen Entwicklung des Bahnbelags und der Sprintschuhe vollzog sich in Tokio ein Quantensprung. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb fast auf jedem Resultatblatt der Verweis Weltrekord, Landesrekord oder persönliche Bestleistung zu finden ist. Jene, die jede Top-Leistung mit dem Verwies auf mögliches Doping kommentieren, müssten zum Schluss kommen, dass flächendeckend über alle Nationen auf allen Leistungsstufen gedopt wird. Das ist kaum der Fall.

Leistungssprünge

In Tokio ergab die Summe kleiner Details den verblüffenden Leistungssprung: Die neue Mondo-Bahn aus Italien, die Weiterentwicklung der Schuhe, die nach den Langdistanzen auch den Sprint erfasst hat, der gut kanalisierte Wind im Stadion - draussen standen die Flaggen stramm im Wind, im Oval hingegen war es praktisch windstill -, die für den Sprint vorteilhafte Wärme sowie die Hitze und Feuchtigkeit, die den Belag noch effizienter machten.

"Am Vormittag ist die Bahn schneller als am Abend", stellte Ajla Del Ponte fest, was sich auch mit Fakten belegen lässt. Die nationalen Rekorde der Sprinterinnen fielen in der Morgensession und die Fabelzeiten über 400 m Hürden durch Karsten Warholm und Sydney McLaughlin entstanden um die Mittagszeit. Erwähnt sei auch das kompetitive Element. Die starke Konkurrenz in diesen zwei Disziplinen hievt die Besten auf ein noch höheres Niveau.

Licht und Schatten

Einen Exploit schuf auch die Staffel über 4x400 m. Das Quartett, angeführt von Lea Sprunger, unterbot den Rekord um über zwei Sekunden. Lore Hoffmann fehlte nur ganz wenig zum Olympiafinal über 800 m. Der Hürdenspringer Jason Joseph verpasste den Endlauf nach einer mässigen Leistung im Halbfinal ebenfalls. Für William Reais endete die Olympia-Premiere über 200 m in den Halbfinals, der Tessiner Ricky Petrucciani erreichte über 400 m den 14. Schlussrang. An diesen Leistungen gibt es nichts auszusetzen.

Am anderen Ende der Skala stehen zunächst die beiden Sperren gegen Kariem Hussein und Alex Wilson. Sie flogen wegen einer neunmonatigen Suspension (Hussein) beziehungsweise einem laufenden Verfahren (Wilson) nicht nach Japan.

Die Liste jener, die unter den Erwartungen abschnitten, enthält einige prominente Namen: Julien Wanders über 10'000 m, die Hallen-Europameisterin Angelica Moser im Stabhochsprung oder der Schweizer 100-m-Meister Silvan Wicki. Auch Salome Lang, die vor einem Monat den Schweizer Rekord noch auf 1,97 anhob, musste einen Dämpfer hinnehmen. Und der Marathonläufer Tadesse Abraham kam nicht ins Ziel. (sda)

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