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Leichtathletik

Kambundji sticht von den Schweizern heraus

Einen Monat vor der WM in Doha legt das Schweizer WM-Team im Letzigrund die Karten auf den Tisch. Allen voran Mujinga Kambundji scheint für das spät stattfindende Saison-Highlight gerüstet zu sein.
Mujinga Kambundji hinterliess von allen Schweizer WM-Teilnehmern in Zürich den besten Eindruck
Bild: KEYSTONE/WALTER BIERI

Mujinga Kambundji, zu Beginn der Sommersaison noch ein Sorgenkind, zog sich im Weltklasse-Feld der 200-m-Läuferinnen bestechend aus der Affäre. In 22,58 Sekunden belegte die Bernerin Platz 5, nur 12 Hundertstel hinter der Weltmeisterin Dafne Schippers. Der Rückenwind, der am vergangenen Wochenende in Basel den Schweizer Rekord (22,26) ermöglicht hatte, fehlte in Zürich.

"Der Rang bedeutet mir mehr als die Zeit", sagte Kambundji. "Das war wirklich ein sehr wertvolles Resultat." Mit Blick auf die Qualität der Konkurrenz ist diese Aussage verständlich. Das Feld von Zürich könnte man ohne weiteres auch in einem WM-Final laufen lassen.

Kambundji hatte sich nach der Hallensaison gründlich erholt. Sie stieg auf einem tieferen Level ein als sonst, was zu einem Teil auch die Anlaufschwierigkeiten in dieser Saison erklärt. Alex Wilson hingegen hatten gleich zu Sommerbeginn mit den Schweizer Rekorden über 100 und 200 m für Furore gesorgt, danach bremsten ihn Kniebeschwerden. Er hat und braucht noch Zeit, um in Topform zu kommen. Die 10,40 Sekunden sind trotz leichtem Gegenwind und Trainingsrückstand nicht überzeugend. "Ich komme von einer Verletzung zurück. Zum Glück bleiben mir noch vier Wochen", sagte der EM-Dritte über 200 m. Gleichwohl zog er ein positives Fazit. "Auf den ersten 30 Metern konnte ich mithalten. Somit habe ich die Vorgabe des Trainers erfüllt." Die Basis sei dank des Wintertrainings vorhanden, er werde nun auch auf der zweiten Hälfte noch schneller werden.

Im Letzigrund stand am Donnerstagabend das Schweizer WM-Team für Doha geschlossen im Einsatz. In einer Einzeldisziplin haben bislang zehn Athletinnen oder Athleten eine oder mehrere Limiten erfüllt, ein Septett legte nun die Karten auf den Tisch - der Marathon (Tadesse Abraham) und Siebenkampf (Géraldine Ruckstuhl) stand selbstredend nicht im Programm, der Stabhochsprung der Frauen (Angelica Moser) ging bereits am Mittwochabend über die Bühne.

Auch Kariem Hussein erhielt letztlich einen Platz im Hauptfeld. Der Europameister von 2014 über 400 m Hürden trat nicht befreit auf, obwohl die 49,21 Sekunden am vergangenen Samstag doch den Knopf gelöst haben müssten. 50,04 Sekunden entsprechen nicht seinem Potenzial. "Da gibt es nichts schön zu reden. Manchmal müsste man einfach den Kopf abschalten und rennen. Das mache ich vielleicht zu wenig", sagte Hussein an der Stätte seines grössten Erfolges.

Der Schweizer Rekordhalter über 5000 m heisst weiterhin Markus Ryffel (13:07,54). Julien Wanders war nach einer Serie von Kurzstreckeneinsätzen zu wenig frisch. Nach schnellen ersten zwei Kilometern war die Luft draussen. Wanders gab den Lauf zwar nicht auf, blieb aber in 13:45,18 über eine halbe Minute über seiner Saisonbestzeit.

Coup verpasst

Die Europameisterin Lea Sprunger war auf Kurs, endlich einen Wert unter 55 Sekunden zu liefern. Aber die Westschweizerin fiel nach einem überaus starken Beginn auf der Zielgeraden aus dem Rhythmus, wohl auch weil etwas die Kraft fehlte. Die Zehntelsekunden gingen gleich reihenweise verloren, gleichwohl blieb Sprunger in 55,14 nur einen Hundertstel über ihrer Saisonbestzeit. "Ich bin enttäuscht. Gleichzeitig weiss ich, dass es eigentlich ein sehr gutes Rennen war", sagte sie.

Jason Joseph nahm seinen Schweizer Rekord über 110 m Hürden (13,39 Sekunden) ins Visier. Das Rennen war allerdings vorbei, bevor es begonnen hatte. Der Basler wurde wegen eines Fehlstartes disqualifiziert, der Grund war auf den TV-Bildern nicht ersichtlich. Am Sonntag in Bellinzona kann der Basler Verpasstes nachholen. Auch Salomé Kora musste über 100 m in 11,83 Sekunden eine Enttäuschung hinnehmen.

Büchel gleichwohl in Doha

Abgesehen vom WM-Septett stand aus Schweizer Sicht Selina Büchel im Fokus. Die Toggenburgerin versuchte in einem auf sie zugeschnittenen 800-m-Lauf die für Doha geforderten 2:00,60 Minuten zu unterbieten. In 2:01,31 wurde die Schweizerin Fünfte, und war gleichwohl zufrieden. Einerseits lief Büchel, die durch eine Grippe und eine Muskelverhärtung fast einen Monat ausser Gefecht gesetzt worden war, Saisonbestzeit. Andererseits darf die zweifache Hallen-Europameisterin für Doha planen, da sie in das 800-m-Feld der WM nachrutschen wird. "Jetzt noch einen Monat gut trainieren, dann bin ich in Doha in Form. Meisterschaften haben immer ihre eigenen Gesetze", sagte sie. (sda)

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