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Leichtathletik

Der Trainer fernab der Heimat

Alex Wilson und Mujinga Kambundji sind es sich gewohnt, nun macht auch Lea Sprunger diesen Schritt. Die zweifache Europameisterin pendelt zum Coach im Ausland.
Lea Sprunger: Die Fans in der Schweiz, der Trainer im Ausland.
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Trainings beim Coach im Ausland liegen im Trend, der inzwischen die Mehrheit der Schweizer Leichtathletik-Asse erfasst hat. Julien Wanders verlegte den Lebensmittelpunkt sogar nach Kenia, Alex Wilson trainiert seit 2016 in London, Mujinga Kambundji, während Jahren Pendlerin nach Mannheim, fand im vergangenen November mit Steve Fudge einen neuen Coach in der britischen Metropole, und künftig wird Lea Sprunger zeitweise in den Niederlanden schwitzen. Die Westschweizerin folgt Laurent Meuwly, der seit Anfang April als Nationaltrainer des niederländischen Leichtathletik-Verbandes wirkt.

Die beiden Frauen pendeln zwischen dem Ausland und der Schweiz und pendeln zwischen Trainings beim Coach und Solo-Einheiten. Sprunger und Kambundji nehmen diese Situation unterschiedlich auf. Die Waadtländerin lässt ein gewisses Unbehagen durchblicken, die Bernerin kann damit sehr gut leben.

"Nun muss ich lernen, alleine zu trainieren", beschrieb die Hürdenspezialistin die neue Situation. Die zweifache Europameisterin - Sprunger siegte 2018 über 400 m Hürden in Berlin und 2019 400 m flach in der Halle in Glasgow - wird gut die Hälfte der Zeit in den Niederlanden trainieren, danach schuftet sie in Lausanne nach vorgegebenem Plan; eventuell macht die Sprinterin Ajla Del Ponte einige Einheiten mit. Die enge Begleitung wird ihr fehlen. "Bis jetzt stand Laurent bei den Trainings zu 98 Prozent auf dem Platz", sagt sie.

Kambundji hingegen vermisst niemanden. "Ich könnte mich nicht mehr in den engen Schranken bewegen, in denen der Trainer einfach sagt, was geht", betont sie. Sie liebt die Freiheiten. "Alleine bist du flexibler, du musst beim Zeitplan nicht auf die Trainingsgruppe Rücksicht nehmen, du kannst auch mal etwas später kommen." Allerdings seien anstrengende Einheiten in der Gruppe einfacher durchzustehen. "Es birgt schon Gefahren, wenn man zu lange alleine ist."

Sprunger fühlte sich eng begleitet stets wohl. "Es hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Mein Job ist es zu laufen, Laurents Job ist es, die Einheiten vorzugeben." Die 29-Jährige gibt zu bedenken, dass die 400 m Hürden im Training komplexer sind als der reine Sprint. Deshalb sie ein Trainer auf dem Platz klar von Vorteil. "Ich muss ja zwei bis drei Mal pro Woche auf der Bahn 'sterben'", beschrieb sie die Einheiten, in denen die Laktatwerte nach oben schiessen. Zudem käme die technische Komponente des Hürdenlaufs hinzu.

Für Kambundji kann der Austausch auch abseits des Trainingsplatzes stattfinden. "Steve ist ein cooler Typ. Wir telefonieren fast nach jedem Training und besprechen Videoaufnahmen oder meine Eindrücke", schilderte die 26-Jährige den Ablauf der Einheiten in der Schweiz.

Mehr zu schaffen macht Kambundji die Reiserei. Sie kennt das Hin und Her bereits aus den Jahren mit Valerij Bauer in Mannheim. "London ist weiter weg. Das Drumherum ist schon anstrengender als in Deutschland", sagt sie. "Ich nehme nun halt auch mal statt der U-Bahn ein Taxi." Während sie nach Mannheim noch wöchentlich pendelte, dauern die Aufenthalte in London aus Gründen der Effizienz zehn Tage oder länger.

Sprunger wird die Erfahrungen mit dem ständigen Packen der Koffer erst ab Mai machen. Sie muss ihre Komfortzone und die gewohnte Routine verlassen, hofft aber auf einen Profit. "Laurent lernt in den Niederlanden Neues und kann das auf mich anwenden." (sda)

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