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Sport

Viktor Röthlin will den Halbmarathon von Sarnen durchführen: «Aufgeben war für mich nie eine Option»

Kein Festzelt, kein Hüpfburgenpark, keine Siegerehrung: Der Switzerland Marathon light in Sarnen findet statt – aber ohne Volksfestcharakter.
Zuschauermassen beim Startgelände: Solche Bilder wird es dieses Jahr nicht geben. (Bild: Nadia Schärli (Sarnen, 1. September 2019))
Als Handschläge noch okay waren: Vikor Röthlin klatscht einen Teilnehmer ab. (Bild: Nadia Schärli (Sarnen, 1. September 2019))

Philipp Zurfluh

Philipp Zurfluh

Rund 21 Kilometer um den Sarnersee, umgeben von einer idyllischen Natur- und Berglandschaft: Der Switzerland Marathon light in Sarnen gilt für viele Läufer aus dem In- und Ausland als schönster Halbmarathon der Schweiz. Auch 2020 wird der Anlass durchgeführt, am Sonntag, 6. September: Aber vieles wird ganz anders: Festzelt, Hüpfburgenpark und Siegerehrung wird es heuer nicht geben. «Es wird kein Volksfest. Und ja, wir bitten Freunde und Familie der Teilnehmer zu Hause zu bleiben und von dort aus ihre Liebsten zu unterstützen», sagt Viktor Röthlin, das Zugpferd des Laufevents. Der Grund ist klar: die Coronapandemie. «Das OK hat entschieden, eine ‹Covid-19-Version› durchzuführen», so der ehemalige Marathon-Europameister, der vor sechs Jahren den Switzerland Marathon light in Sarnen ins Leben rief.

Der ehemalige Langstreckenläufer hat zusammen mit diversen Fachleuten aus dem Gesundheitsbereich ein weitreichendes Schutzkonzept erarbeitet, damit die Laufbegeisterten auch dieses Jahr ihrer Leidenschaft frönen können. Auch Ex-«Mister-Corona» Daniel Koch, der heuer bereits zum dritten Mal in Sarnen beim 10-Kilometer-Lauf selber mitlaufen wird, war beim Erstellen des Konzepts involviert. Dieses wurde vom Kanton Obwalden bewilligt.

Röthlin hat Verständnis für kritische Stimmen

Laut Röthlin wurde an der letzten OK-Sitzung rege diskutiert, ob die Laufveranstaltung überhaupt stattfinden soll. Risiken und Chancen wurden abgewogen. Für Röthlin ist klar: «Aufgeben war in meiner Karriere als Spitzensportler nie eine Option und wird es auch in Zukunft nie sein. Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ich bin optimistisch.» Sorgen und Ängste seien da, sagt der 45-Jährige. Diese könne er sehr gut nachvollziehen. «Aber wenn man einfach aufgibt, wäre das ein komisches Signal an die Bevölkerung», sagt er. Und:

«Wir müssen lernen, mit dieser neuen Situation zu leben.»

Damit die Schutzmassnahmen eingehalten werden können, ist die Teilnehmerzahl beim Halbmarathon auf 1000 beschränkt. Am Nachmittag finden die 4- und 10-Kilometer-Rennen statt, auch da mit einem Maximum von 1000 Läufern. Gestartet wird mit Blöcken à 200 bis 300 Läufern. Alle fünf Minuten wird ein Block auf die Strecke geschickt. Die Kinderrennen werden um einen Tag vorverlegt, auf den Samstag, 5. September.

Da viel weniger Läufer teilnehmen dürfen und der organisatorische Aufwand wegen der Schutzbestimmungen für das OK höher als gewöhnlich ist, geht die Rechnung natürlich nicht auf. «Aus rein unternehmerischer Sicht ist daher die Austragung ein Blödsinn», gibt Röthlin offen zu. Zudem muss das Organisationskomitee mit weniger Helfern auskommen. Nur so können die Covid-19-Richtlinien aus dem Schutzkonzept eingehalten werden. Normalerweise sind es rund 400 Freiwillige, die tatkräftig mitanpacken. Dieses Jahr müssen es weniger als 300 sein.

Vor dem Start herrscht Maskenpflicht, die Maske stellt der Organisator den Läufern aber zur Verfügung. Nach dem Überqueren der Startlinie gibt es spezielle Bereiche für die Entsorgung der Maske. Noch gibt es in allen Kategorien genügend Startplätze. «Die Leute sind bei der Anmeldung noch verhalten», so der Eindruck von Röthlin. Der zweifache Familienvater ist aber zuversichtlich, dass zumindest der Halbmarathon schon sehr bald ausgebucht sein wird.

Contact-Tracing kommt zum Einsatz

Neben Corona sieht Röthlin auch den dicht gedrängten Laufkalender als Grund für die zögerlichen Anmeldungen. Einige Laufveranstalter haben ihre Laufevents vom Frühling in den Herbst geschoben. So hat zum Beispiel auch der Zürich-Marathon seinen Event provisorisch auf den 6. September gelegt.

Um bei einer möglichen Covid-19-infizierten Person die Infektionsketten nachvollziehen zu können, kommt ein eigenes Contact-Tracing zum Einsatz. «Auf der Laufstrecke werden die Läufer ja eh regelmässig getrackt beziehungsweise ihre Zwischenzeiten gemessen. Zusammen mit der Zeitmessfirma verteilen wir 20 zusätzliche Messstationen auf dem Eventgelände», erklärt Röthlin. Da neben den Läufern auch alle freiwilligen Helfer und das OK einen Chip auf sich tragen, könnte im Worst Case die Personengruppe, welche in Kontakt mit einer infizierten Person gekommen ist, sehr genau eingegrenzt werden. «So, dass nicht Hunderte in Selbstquarantäne müssten», so Röthlin weiter.

Viktor Röthlin ist sich der grossen Verantwortung bewusst, die ein solcher Grossanlass mit sich bringt. Aber: «Stand heute ist die Veranstaltung aufgrund der Anzahl Teilnehmer vertretbar.» Und er versichert: «Wir werden alles dafür tun, damit die Teilnehmer und all die freiwilligen Helfer genügend geschützt werden. Eine absolute Garantie, dass die Rennen stattfinden, gibt es keine. Der Taktgeber ist und bleibt die Pandemie.»

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