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Reto Schmidiger auf dem richtigen Weg: Sieg beim FIS-Slalom auf der Ochsenweid-Piste in Sörenberg

Sörenberg ist in der Altjahreswoche traditionell Austragungsort von zwei FIS-Slaloms der Männer. Beim ersten Rennen heizt ein C-Kader-Fahrer den Weltcup erprobten Reto Schmidiger und Fritz Dopfer tüchtig ein.

Ist von Skirennsport-Destinationen die Rede, dann stehen unweigerlich Orte wie Wengen, Adelboden oder St. Moritz zur Sprache. Jene Destinationen also, an denen der Weltcup-Zirkus alljährlich Halt macht, dort, wo sich Schweizer Topfahrer wie Beat Feuz, Mauro Caviezel, Daniel Yule oder der Zentralschweizer Aufsteiger Marco Odermatt aus Buochs ein Stelldichein geben. Bis es Athleten in den Weltcup und somit in das Schaufenster des Skirennsports schaffen, müssen sie durch die Mühlen der FIS- und Europa-Cup-Rennen, sich dort kontinuierlich nach oben arbeiten, um dann irgendwann von Swiss Ski ein Aufgebot für die höchste Stufe, den Weltcup, zu erhalten.

Die Ära der Sörenberger FIS-Rennen begann im Jahr 1978, damals mit dem ersten von bisher zwei Frauenrennen. Siegerin der Premiere auf dem Ochsenweidhang wurde Hanni Wenzel. Es war gleichzeitig auch der Start zu einer grossen Karriere. Die heute 62-jährige Liechtensteinerin holte unter anderem zwei Olympiasiege und vier WM-Titel.

Auch Beat Feuz im goldenen Siegerbuch

In der Vergangenheit machten Fahrer wie Urs Kälin, Mike von Grünigen, Didier Plaschy, Marc Gini oder Silvan Zurbriggen im Tal der Waldemme zu Beginn ihrer Karriere ihre Aufwartung. Ins goldene Siegerbuch der bisher 34 Austragungen (32 Männer­events mit 53 Rennen) trug sich im Jahr 2005 auch Beat Feuz ein. Feuz, im benachbarten Schangnau gross geworden und als Lokalmatador auf der Sörenberger Ochsenweid angetreten, zählte in jungen Jahren zu den Schweizer Slalomhoffnungen. Jahre später wechselte der heute 31-Jährige auf die Speed-Disziplinen, wurde 2017 in St. Moritz Abfahrtsweltmeister und ist heute das Aushängeschild der Schweizer Abfahrtsteams schlechthin.

Für OK-Präsident Walter Schaller aus Hasle ist es nicht selbstverständlich, dass die Tradition, in Sörenberg FIS-Rennen zu veranstalten, aufrechterhalten werden kann. Das sei ein Verdienst der beiden organisierenden Skiclubs Hasle und Schüpfheim, deren Mitglieder Jahr für Jahr unzählige Fronstunden leisten, und der Bergbahnen Sörenberg AG. Wie Jahre zuvor, stand auch die heurige Austragung lange auf des Messers Schneide. Letztendlich sei ein bisschen Glück mit im Spiel gewesen. Glück deshalb, weil die tiefen Temperaturen in den richtigen Nächten vor den Rennen eingetroffen seien, damit genügend Kunstschnee hatte produziert werden können. «Die FIS-Rennen sind für Sörenberg Tourismus ein Segen», sagt Schaller. Mit rund 160 Übernachtungen würde auch das einheimische Gewerbe von den Rennen profitieren, hinzu komme der Werbeeffekt für das Skigebiet Sörenberg.

Beim ersten FIS-Slalom von gestern Samstag standen zwei Athleten am Start, die nach langwierigen Verletzungen den Weg zurück an die Weltspitze suchen. Zum einen der Deutsche Fritz Dopfer, Gewinner der Silber­medaille am WM-Slalom 2015 in Vail/Beaver Creek, auf der andern Seite Reto Schmidiger, der dreifache Junioren-Weltmeister (2010/2011) aus dem Hergiswil. Der 31-jährige Deutsche, das grosse Aushängeschild der beiden Rennen, verspielte seine Chance auf den Sieg schon im ersten Lauf, wo er nur die achtbeste Zeit realisierte. Eine Steigerung im zweiten Umgang mit der drittschnellsten Zeit brachte den Athleten des Skiclubs Garmisch noch auf den dritten Podestplatz. Er sei nicht wirklich zufrieden, sagte der Routinier mit 157 Weltcup-Einsätzen etwas enttäuscht. «Sörenberg ist eine Zwischenstation. Ich bin hier, um Neues zu lernen, ich muss meine Hausaufgaben in FIS-Rennen machen, um den Anschluss im Weltcup wieder zu schaffen», sagt Dopfer, der nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch im November 2016 seiner Form noch immer hinterherläuft.

Schmidiger mit drittem Sieg auf der Ochsenweid

Mit einem Strahlen im Gesicht verliess hingegen Reto Schmidiger den Zielraum. Er hatte seine Führung nach dem ersten Lauf verteidigt und damit sein Vor­haben geschafft, nach 2010 und 2013 den Sieg mit nach Hause zu nehmen. Das sei ein guter Schritt in die richtige Richtung, sagte Schmidiger, er wolle Rennen sammeln, um den Rhythmus wiederzufinden und die Sicherheit zurückzugewinnen. Die Kernaussage machte er aber zum Schluss: «Geduld ist das Wichtigste.» Mit dem zweiten Sieg in einem FIS-Slalom in dieser Saison hat der Nidwaldner bewiesen, dass er sich nach seiner Verletzung (Kreuzbandriss und Meniskusschaden) vom Dezember 2017 auf dem richtigen Weg ist.

Für die Überraschung des Tages sorgte Matthias Iten. Der 19-Jährige aus Oberägeri legte im zweiten Lauf eine fantastische Bestzeit hin und katapultierte sich damit von Rang 10 auf den zweiten Podestplatz. Er verlor 83 Hundertstel auf Schmidiger, verdrängte mit diesem Effort aber Fritz Dopfer auf den dritten Platz. Dementsprechend zeigte sich der Zuger zufrieden. «Es ist ein gutes Gefühl, in einem Rennen mit so viel Tradition und starker Beteiligung auf Rang 2 zu fahren», lautete sein Fazit. «Die Bestzeit im zweiten Lauf macht mich stolz, auch, weil ich mit Schmidiger und Dopfer zwei Weltcup erprobte Fahrer schlagen konnte.» Nun hofft Iten, dass er diese Konstanz, er stand in dieser Saison bereits dreimal auf dem Podest, beibehalten kann.

Seine gute Ausgangslage verspielte hingegen Semyel Bissig. Der 20-Jährige aus Wolfenschiessen verbremste den zweiten Lauf und wurde vom dritten auf den achten Rang zurückgespült.

1. FIS-Slalom (129 gestartet/93 klassiert: 1. Reto Schmidiger (Hergiswil) 122,65 (40,35/42,30). 2. Matthias Iten (Oberägeri) 0,83 (41,39/42,19) Sekunden zurück. 3. Fritz Dopfer (GER) 1,01 (41,18/42,48). 4. Anthony Bovin (Anzere) 1,16. 5. Noel von Grünigen (Schönried) 1,21. 6. Fabian Himmelsbach (GER) und Bastian Meisen (GER), je 1,42. 8. Semyel Bissig (Wolfenschiessen) 1,46 (40,79/43,32). Ferner die Zentralschweizer in den Top 60. 15. Joel Lütolf (Sempach) 2,60 (41,83/43,42). 20. Yannick Chabloz (Beckenried) 3,31 (42,50/43,46). 38. Yannick Bissig (Andermatt) 6,05. 42. Matteo Amstutz (Giswil) 6,43. 43. Elias Ott (Sattel) 7,42. 55. Mario Kamer (Schwyz) 9,40. 59. Nando Reiser (Unterägeri) 9,66.

Hinweis: 2. FIS-Slalom in Sörenberg. Heute: 9.30 1. Lauf; 12.30 2. Lauf (Piste Ochsenweid).

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