Rainer Sommerhalder
Rainer Sommerhalder
Nina Christen hat die Ansprüche an sich selber in maximale Höhen getrieben. Nach der überraschenden Bronzemedaille mit dem Luftgewehr vor einer Woche bei der allerersten Titelentscheidung in Tokio sagte sie mit Blick auf ihre Paradedisziplin: «Ich habe das Gefühl, nur Silber oder Gold würde die Bronzemedaille rechtfertigen.» Damit setzte sie sich gleich selbst unter enormen Druck.
Kein Wunder, fühlte sich die Europameisterin von 2019 vor dem Kleinkaliber-Wettkampf mental «nicht ganz frisch». Doch wie bereits bei ihrem ersten Exploit steigerte sich Christen im Verlauf des Wettkampfs stetig und war bei den entscheidenden 15 Schüssen stehend die stärkste Athletin im Kopf.
Nach dem Start kniend lag Christen auf Platz 5, ebenso nach der liegend-Serie. Die Zeitsoldatin in Magglingen blieb aber in Tuchfühlung mit den Podestplätzen. An der Spitze schien die Russin Julia Zykowa indes uneinholbar.
Doch dann kam die Zeit von Nina Christen. Wie bereits in der Qualifikation brillierte die Weltranglisten-Dritte stehend mit einer schier unglaublichen Zehner-Serie. Nach 12 von 15 Schüssen hatte sie die russische Konkurrentin bereits eingeholt. Und auch in der K.o.-Phase hielt die Frau aus Wolfenschiessen im Kanton Nidwalden ihr extrem hohes Niveau.
Eine doppelt historische Leistung
Mit dieser Goldmedaille leistet Christen in verschiedener Hinsicht Historisches. Sie ist die erste Schweizer Olympiasiegerin im Schiessen seit Emil Grünig an den Sommerspielen 1948 in London.
Und sie ist die erste Schweizer Sportlerin, die bei denselben Olympischen Spielen zwei Medaillen in einer Einzeldisziplin gewinnt. Doppelte Podestplätze schafften die Dressur-Reiterin Christine Stückelberger 1976 sowie Fechterin Gianna Hablützel-Bürki 2000 jeweils im Einzelbewerb und mit dem Team sowie Belinda Bencic in Tokio im Einzel und Doppel.
Nina Christen wird am Montagnachmittag in Kloten landen und kann sich eines begeisternden Empfangs durch die grosse Schweizer Schützenfamilie im Flughafen gewiss sein.
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