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«Mich reut kein Franken»: Der Unternehmer Hans Schmid steckte 7 Millionen in den FC Luzern – nun zieht er sich zurück

25 Jahre lang hat der Unternehmer Hans Schmid den FC Luzern mitfinanziert. Dem Klub blieb der 80-Jährige auch in Krisen treu. «Wenn es einem gutgeht, soll man auch etwas darüber hinaus zurückgeben», sagt er.
Investor aus Überzeugung: Hans Schmid in seiner Wohnung in Hergiswil. (Dominik Wunderli (24. Februar 2021))
Schmid (rechts) zusammen mit Bernhard Alpstaeg bei der Eröffnung der Pilatus-Akademie 2014. (Philipp Schmidli (Luzern, 8. November 2014))
Hans Schmid 2004 mit seinem Sohn Markus (links) und dem jungen Pirmin Schwegler (Mitte), dem späteren Bundesliga- und Nationalspieler.
(Beat Blättler (Eschenbach, 7. April 2004))
Sie wagen einen Neuanfang: Die Aktionäre Josef Bieri (rechts) und Bernhard Alpstaeg (Mitte) mit dem neuen Präsidenten Stefan Wolf (links).  (Martin Meienberger (Luzern, 11. Februar 2021))

Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Er ist kein Mann der lauten Töne und dennoch bestens bekannt und vernetzt in der Zentralschweiz. Hans Schmid hat den FC Luzern seit 1996 massgeblich unterstützt, mit dem Ende des Aktionärsstreits zieht er sich zurück. Im Gespräch in seiner Wohnung in Hergiswil NW werden viele Erinnerungen wach.

Eine eigentliche Ära geht zu Ende: 25 Jahre lange haben Sie den FCL als Sponsor, Geldgeber und Aktionär unterstützt. Kommt da Wehmut auf?Hans Schmid: Schon auch, ja. Denn es war von Anfang an Herzblut dabei. Ich hatte klare Vorstellungen und Ziele, wieso ich dies tue. Wir haben in diesen 25 Jahren, ich rede auch von unserem Unternehmen und anderen Mitstreitern, enorm viel erreicht für den FCL. Am Schluss haben wir als Aktionäre dann leider den Frieden untereinander nicht gefunden. Sie, Marco Sieber und Samih Sawiris sind nun ausgestiegen.Es bleibt schon eine gewisse Enttäuschung, vor allem wegen fehlenden Respekts und fehlender Fairness des Mehrheitsaktionärs Bernhard Alpstaeg. Es tut mir leid, dass ich das so sagen muss, aber es entspricht meiner Wahrnehmung. Aber es sind auch Freundschaften entstanden unter den Aktionären, die ich als Bereicherung ansehe. Hat sich Ihre Vision für den FCL erfüllt in den 25 Jahren? Absolut! Das Luzerner Publikum war schon immer fantastisch, aber wenn ich daran denke, wie das im Stadion vor 25 Jahren ausgesehen hat... Mit Gästen musste man sich fast genieren. Zum Beispiel diese Toiletten! Wir konnten eine ganz tolle Allmend entwickeln und gestalten. Das Stadion ist ein schweizweites Paradebeispiel für die Mehrfachnutzung einer Sportstätte – inklusive Wohn- und Freizeitinfrastruktur. Bis 2011 die Swisspor-Arena eröffnet wurde, brauchte es zwei Anläufe während über 15 Jahren. Sie waren wiederholt federführend involviert, haben letztlich aber nicht mitgebaut. Warum nicht?Die Geschichte würde den Rahmen bei weitem sprengen. Die Kurzversion: Es gab einige Verirrungen sowie schwere geschäftliche und politische Enttäuschungen. Auch Geld ging verloren. Aber ohne diesen Weg wäre das heutige Stadion nicht möglich geworden.Sie haben dem FCL wiederholt aus der Patsche geholfen. Ja, 2006 beispielsweise mit einem Darlehen. Zuvor war schon zwei Mal die Lizenz verweigert worden, es drohten der Konkurs und der Abstieg in die 3. Liga. Ich habe einige Male auch geholfen, Spieler zu verpflichten, etwa Pirmin Schwegler. Und während einer weiteren Krise hätte ich sogar als Präsident einspringen sollen – zum Glück ist es nicht so weit gekommen.Worin gründet eigentlich Ihre Begeisterung für Fussball?Schon als Bub spielte ich Fussball. Als junger Mann pilgerte ich auf die alte Allmend, war im Firmenfussball aktiv. Und wie kamen Sie zum FCL? Eigentlich über das Projekt «Haus des Sports», für das ich von Romano Simioni in Absprache mit der Stadt Luzern als Investor geholt wurde. 1996 wurde ich deshalb Mitglied des Club 94 mit Präsident Alfred Becker. Der Klub war eine Abspaltung des Club 200 zur Unterstützung von Romano Simioni. Sie präsidieren die Schmid Unternehmerstiftung der Schmid-Gruppe, unterstützen damit seit Jahren gemeinnützige Projekte, Institutionen und Einzelpersonen. Haben Sie den FCL darum so lange finanziert? Überhaupt nicht. Hier ging es mir nicht um Gemeinnützigkeit, sondern darum, als Unternehmer etwas zu bewegen in der Region. Ich war immer der Meinung, dass es nicht reicht, als Unternehmer Gewinn zu machen und dadurch die Arbeitsplätze zu sichern und Steuern zu zahlen. Wenn es einem gutgeht, soll man auch etwas darüber hinaus zurückgeben. Ich wollte etwas bewegen in der Wirtschaft, mit Feuer, Energie und auch mit einem gewissen Risiko. Das bringt uns vorwärts.Als FCL-Aktionär hat Ihr Unternehmen allein seit 2011 fast 5 Millionen Franken bezahlt. Und insgesamt? Ein zweistelliger Millionenbetrag?(schmunzelt) Das ist übertrieben. Es waren zirka 7 Millionen Franken, ohne die Werbekosten im Stadion. Pardon, aber warum verlocht man so viel Geld? Im Fussball ist die Aussicht auf Rendite gleich null.Mich reut kein Franken, den ich für den FCL ausgegeben habe, ich hadere nicht. Mir, der Familie, dem Betrieb geht es ja gut. Ich habe dies aus Überzeugung getan, um etwas Gutes zu tun für den Sport, die Innerschweiz, für die Gesellschaft, für die Jugendförderung. Das war stets mein Antrieb. Auch schon früher und weiterhin mit anderen Klubs. Unsere Firma ist seit 30 Jahren Hauptsponsor des FC Ebikon mit den rund 300 Junioren.Sie haben sich in all den Jahren, trotz Ihrer gewichtigen Rolle, nie in den Vordergrund gedrängt. War diese Zurückhaltung schwierig? Sie entspricht meiner Art. Aber manchmal war es schon schwierig, ruhig zu bleiben. Bei entstellenden Medienberichten etwa. Oder wenn im Stadion solche Plakate hängen: «Investoren verpisst euch!». Das tut dann enorm weh. Der Triple-S-Gruppe wurde vom FCL explizit gedankt für die Bereitschaft, den Weg zum Neustart im Aktionariat zu ebnen.Gebraucht hätten wir das nicht, aber es war natürlich schön. Und es war übrigens das erste Mal, das jemand öffentlich Danke gesagt hat.Was sagen Sie zum «neuen» FCL mit Präsident Stefan Wolf? Das ist eine tolle Lösung. Wolf deckt vom Profil her alles ab, was ein Präsident braucht: Wirtschaft, Fussballkompetenz, Kommunikation. Ich mag es vor allem Aktionär Josef Bieri gönnen, dass es so vielversprechend losgeht. Was wünschen Sie sich für den FCL in den nächsten zehn Jahren?Sicher mal Ruhe und Kontinuität (lacht). Und dann vor allem sportlichen Erfolg. Den braucht es, um etwas bewegen zu können, wieder mehr Publikum ins Stadion zu locken. Das war immer auch unsere Vision. Darum wäre eine Zusammenarbeit mit einem ausländischen Spitzenklub so wertvoll gewesen. Wie auch immer: Ich werde weiterhin Spiele besuchen. Es macht mir immer noch Freude.
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