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Max Heinzer wird an der Schweizer Meisterschaft in Zug kalt erwischt

Max Heinzer scheitert in Zug im Halbfinal und wartet nunmehr seit fünf Jahren auf den nächsten Schweizer Meistertitel. Der 31-jährige Schwyzer ärgert sich, hat aber bereits ein grösseres Ziel im Visier.
Denkt bereits an die EM in Düsseldorf: Max Heinzer (rechts) im Duell mit Alexandre Pittet. (Bild: Christian H. Hildebrand (Zug, 8. Juni 2019))

Stephan Santschi

Ein Kuss von seiner Verlobten Janique, ein paar Zärtlichkeiten mit dem eineinhalb Jahre alten Sohn Mael und schon sieht die Welt wieder besser aus. Max Heinzer brauchte gestern in der Zuger Sporthalle nicht lange, um nach dem Aus im Halbfinal der Schweizer Meisterschaften wieder zum Lächeln zurückzufinden. «Dass sie an den Wettkampf kommen können, ist für mich ein Zückerchen», erklärte der 31-Jährige aus Immensee, der mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi wohnt.

Am Ende musste sich Heinzer also mit der Bronzemedaille abfinden, weil er im Halbfinal überraschend am Luganesi Elia Dagani mit 12:15 gescheitert war. Der explosive Angriffsstil, der ihn so erfolgreich macht, wurde ihm diesmal zum Verhängnis. Der Tessiner verstand es nämlich immer wieder aus der Abwehr zu punkten, führte mit 7:2 und später mit 12:7, ehe Heinzer seine Taktik modifizierte und abwartender agierte.

Max Heinzer: «Ich griff zu schnell an»

In der Folge gelang ihm der Ausgleich zum 12:12, die Wende aber vermochte der Schwyzer nicht mehr zu erzwingen. «Wenn ich mit meinen Attacken erfolgreich bin, werde ich zum Helden. Wenn nicht, heisst es: Warum hast du nichts geändert?», erzählte Heinzer und hielt selbstkritisch fest: «Ich strebte nach einem kurzen Gefecht, um im Final genug Kraft zu haben. Ich griff aber zu schnell an, ich hätte wohl tatsächlich früher umstellen sollen. Im Nachhinein ist man schlauer.»

Den Final verlor Dagani schliesslich diskussionslos mit 5:15 gegen Benjamin Steffen, der gemeinsam mit Heinzer im letzten Sommer zum ersten Mal überhaupt WM-Gold für die Schweiz im Team-Wettkampf errungen hatte. Auch die anderen beiden Weltmeister, Lucas Malcotti und Michele Niggeler standen im Einsatz – Malcotti scheiterte im Halbfinal an Steffen, Niggeler musste im Viertelfinal Dagani den Vortritt überlassen.

Max Heinzer, der dreimal SM-Gold in seinem Palmarès stehen hat (2011/13/14), wartet damit seit fünf Jahren auf den nächsten Vollerfolg auf nationalem Parkett. Wie ist diese Durststrecke für das Schweizer Aushängeschild im Fechten zu erklären? «Ich will es nicht als Ausrede gelten lassen, ich bin wütend über mein Ausscheiden. Doch der Fokus im Training lag zuletzt auf den Europameisterschaften.» Auch wenn er die SM gerne gewonnen hätte, so diente sie ihm doch vornehmlich als gutes Training unter Wettkampfbedingungen. «Wichtiger ist mir, dass ich in der Weltrangliste der beste Schweizer bin.» Und das ist er aktuell mit Platz 15 deutlich, Steffen folgt auf Rang 38.

Fokus liegt auf Qualifikation für Olympia 2020

Kein Zweifel: Die Währung, mit der Max Heinzer rechnet, sind die internationalen Erfolge und in dieser Hinsicht hat der ebenso sympathische wie ehrgeizige Schwyzer ein prall gefülltes Portfolio. Darin befinden sich neben der Rekordmarke von zehn Weltcupsiegen im Einzel auch 16 Medaillen an Welt- und Europameisterschaften im Team und im Einzel. Vom 17. bis 22. Juni an der EM in Düsseldorf strebt er wieder nach dem Podest, vor allem im Team. Der Grund: «Wenn wir den Weltcup mit der Schweiz mindestens auf dem fünften Platz abschliessen, qualifizieren sich drei Athleten für Olympia 2020 in Tokio.» Aktuell ist die Schweiz dank dem Weltcupsieg im Mai in Paris und dem zweiten Platz im März in Buenos Aires auf Gesamtrang zwei.

Und wie beurteilt er seine bisherige Saison ganz persönlich? «Ich bin zufrieden, obwohl ich gleich vier Mal mit nur einem Punkt Differenz verloren habe. Es wären im Weltcup insgesamt wohl drei Podestplätze möglich gewesen.» Erreicht hat er mit dem dritten Rang in Budapest jedoch nur einen. «Siege im Weltcup und vielleicht auch erstmals Gold im Einzel an EM und WM – die Ziele gehen mir nicht aus», sagt Max Heinzer und lacht.

Ans Ende der Karriere denkt der 31-Jährige jedenfalls nicht, Schweizer Meister Steffen ist ja schliesslich sogar schon 37-jährig. Gut möglich also, dass Mael seinen Papi in Zukunft auch noch bewusst beim Fechten zusehen kann. Und ihn dann hoffentlich nicht wieder trösten muss.

Schweizer Meisterschaft in Zug (Sporthalle). Männer, Einzel: 1. Benjamin Steffen (Basel). 2. Elia Dagani (Lugano). 3. Max Heinzer (Basel) und Lucas Malcotti (Sion). – Frauen, Team: 1. ZFC Zürich. – Sonntag: Männer, Team (ab 9 Uhr); Frauen, Einzel (ab 10 Uhr); Finalgefechte (ab zirka 16 Uhr).

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