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Sport

Max Heinzer stellt die Weichen Richtung Erfolg

Der Küssnachter Fechter Max Heinzer richtet den Fokus auf Olympia 2021. Im OYM in Cham setzt der Fechter neue Trainingsreize.
Max Heinzer., Weltklasse-Fechter aus Küssnacht. (Bild: Patrick Hürlimann (Cham, 30. November 2020))
Max Heinzer (rechts), im Duell mit seinem Trainer Flavio Da Silva Souza im OYM in Cham.  (Bild: Patrick Hürlimann (Cham, 30. November 2020))
Max Heinzer (rechts) fechtet mit Trainer Flavio Da Silva Souza auf der schiefen Ebene im OYM. (Bild: Patrick Hürlimann, (Cham, 30. November 2020))
Seine Sponsoren unterstützen Max Heinzer auch im Olympia-Sommer 2021. (Patrick Hürlimann (Cham, 30. November 2020))

Stephan Santschi

Stephan Santschi

Stephan Santschi

Stephan Santschi

Bald ist es neun Monate her, seit Max Heinzer letztmals ein Gefecht ausgetragen hat. Anfang März 2020 war es, als er am Grand Prix in Budapest den neunten Platz errang. Dann kam Corona, die Saison endete abrupt und die Olympischen Spiele in Japan wurden um ein Jahr verschoben. «Das ist schon eine mega lange Zeit ohne Wettkampf, denn dafür mache ich das ja alles. Ich habe viel und gut trainiert, hatte keine Verletzungen und keine grossen Rückschläge. Mental wird es aber irgendwann schwierig», erklärt der 33-jährige Weltklasseathlet aus dem Kanton Schwyz.

Die Motivation aber verliert er nicht, dafür ist das Ziel vor seinen Augen zu gross. Im kommenden Sommer will Heinzer in Tokio zum grossen Schlag ausholen. Sprich: Im Idealfall wird er sein mit 17 WM- und EM-Medaillen formidables Palmarès sogar noch mit olympischem Edelmetall anreichern. Um sich optimal vorzubereiten, setzt er im Training neue Reize, seit Anfang November kooperiert er mit dem hochmodernen Sportzentrum OYM in Cham.

«Ich möchte mich nochmals etwas mehr professionalisieren, ich strebe nach neuen Inputs»,

erklärt er. Im OYM ist er dabei in vielerlei Hinsicht an der richtigen Stelle.

In Cham fechtet Heinzer bergauf und bergab

Neben den Fechttrainings in der Zürcher Saalsporthalle ist Heinzer fast täglich in Cham zu Gast. Auf dem Programm stehen Athletik- und Technikeinheiten, Physiotherapie, Schlafprotokolle und Ernährungsberatung. Eine Infrastruktur für Fechter gibt es zwar nicht, weil Heinzer bisher als Einziger seiner Zunft das Angebot im OYM nutzt. Aber auch so findet er auf den verschiedenen Unterlagen genug Möglichkeiten, um sich gewinnbringend zu fordern. «Einer der Böden hat einen extrem starken Grip, die Stop-and-go-Bewegungen sind darauf viel anstrengender», erzählt er. «Der Turf ist derweil etwas rutschig. Mit dieser Abwechslung werde ich auf der Fechtpiste noch stabiler.»

Speziell ist die schiefe Ebene, auf der Heinzer trainiert. «Fechte ich bergauf, besteht mehr Druck auf dem hinteren Bein, bergab ist die Belastung für das vordere Bein grösser. Auf diese Weise fördere ich mein Gleichgewicht und die Spritzigkeit.» Im Kraftraum wird die Belastung so ausgewählt und dosiert, damit für Heinzer stets die optimalen Adaptationsreize gesetzt werden können. «Übe ich auf herkömmliche Weise und mache zwölf Wiederholungen, komme ich erst bei den letzten Drei an die Schmerzgrenze. Hier aber wird das Gewicht ständig angepasst. Ich bin immer an der Grenze, der Muskel ist am Ende völlig leer.» Generell wird im OYM nichts dem Zufall überlassen, der ganze Körper wird immer wieder wissenschaftlich ausgemessen, um datenbasiert die nächsten Entwicklungsschritte zu vollziehen. «Auch Ruheboxen für ein Power-Nap sind eingerichtet. Bei zwei Kindern zu Hause ist dies ein Vorteil», erzählt Max Heinzer und lacht.

Im August kam Tochter Mahina zur Welt

Während die sportlichen Pläne im Sommer über den Haufen geworfen wurden, lief privat alles wunschgemäss. Mitte August wurden seine Frau Janique und er zum zweiten Mal Eltern, zum bald dreijährigen Mael gesellte sich Töchterchen Mahina. «Bis jetzt ist alles tipptopp», sagt Heinzer, der das Geschlecht des jüngsten Familienmitglieds auf Instagram mit einem originellen Video angekündigt hatte. Mit dem Degen liess er einen Ballon platzen, woraufhin rosa Schnipsel zu Boden fielen.

Ebenso wie die weitere Familienplanung sei auch die Fortsetzung der Profikarriere nicht definiert, sagt Heinzer:

«Ich plane vorerst bis zum nächsten Sommer. Vor Corona war ich sicher, bis Paris 2024 weiterzumachen. Jetzt weiss ich nicht, wie es weitergeht.»

Immerhin hat er die Verträge mit seinen Sponsoren bis 2021 verlängern können.

Positiv ist: Die bisherigen Ergebnisse aus der Olympiaqualifikation bleiben erhalten. Schaffen es die im Klassement an dritter Stelle stehenden Schweizer am letzten Qualifikationsturnier im März in Buenos Aires nicht hinter Platz fünf zurückzufallen, sind sie als Team und mit drei Einzelfechtern für die Olympischen Spiele in Japan teilnahmeberechtigt. Der erste Weltcup steht derweil bereits Ende Januar in Katar im Kalender. «Vielleicht klingt das etwas naiv», sagt Max Heinzer, «aber ich glaube an eine Rückkehr in die Normalität – mit Weltcups, EM und Olympia.» Mit allem, was ihm seit neun Monaten fehlt. Und was die Essenz eines Sportlerlebens ausmacht.

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