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Sport

Lena Häcki: Mit den Weltbesten am Schiessstand

Die 23-jährige Obwaldner Biathletin Lena Häcki startet mit gutem Gefühl und hohen Erwartungen in die Weltcup-Saison – auch dank den deutschen Biathleten.
Lena Häckis Ziel sind die Olympischen Spiele 2022. (Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone (Lenzerheide, 21. November 2018))

Rainer Sommerhalder

Küssen lässt sie sich nicht. Lena Häcki wimmelt bei der Begrüssung im Nationalen Leistungszentrum Lenzerheide alle ab. Ein Schnupfen plagt sie und da ist Abstand halten ratsam. Auf die Laune der 23-Jährigen drückt die verstopfte Nase nicht. Wenige Tage vor dem Weltcup-Auftakt in Slowenien dominiert bei Häcki die Zuversicht. Dafür verantwortlich sind eine österreichische Trainerin, das deutsche Nationalteam und die ein stressfreies Nomadentum.

Von Motivationsschwierigkeiten im schwierigen Jahr 1 nach Olympia ist bei der Obwaldnerin gar nichts zu spüren. Im Gegenteil. «Biathlon bleibt für mich das ein und alles. Und meine Zielsetzung war schon immer auf die Olympischen Spiele 2022 als Höhepunkt ausgerichtet», sagt sie. Den nach einer schwierigen Saison überraschenden Diplomplatz an den Spielen in Pyeongchang nimmt sie auf dem Weg dorthin gerne mit. Ebenso die erstmalige Erfahrung bei Winterspielen.

Grosse Veränderungen im Schiessstand

Der letzte Winter offenbarte auch, wo Lena Häcki sportlich vor allem ansetzen muss. Die Konstanz im Schiessstand ging ihr ab. So fehlte oft die notwendige Basis für ein Topresultat in dieser komplexen Sportart. Veränderungen rund ums Schweizer Team und eine neue Trainingssituation an ihrem heimlichen Zweitwohnsitz Ruhpolding kamen da wie gerufen.

Nach der Olympiasaison trennte sich Swiss Ski von Nationaltrainer Armin Auchentaller. An seine Stelle rückte mit der Österreicherin Sandra Flunger erstmals eine Frau. Die 36-Jährige hat zuletzt in einem Privatteam die beiden Österreicher Topathleten Simon Eder und Lisa Hauser betreut. Beide enorm schnelle und treffsichere Schützen. Häcki hat den Draht zur neuen Chefin sofort gefunden. Sie schwärmt: «Dieser Wechsel war eine gute Veränderung. Die Zusammenarbeit gestaltet sich extrem gut. Wir haben im Training sehr viel angepasst.» Konkret trainiert Häcki nach einem neuen Plan, bei dem vor allem Belastung und Erholung anders ausgerichtet sind. Sie fühle sich dadurch spritziger in der Loipe. Die grössten Veränderungen aber gab es am Schiessstand. «Wir haben die Abläufe beschleunigt. Wir schiessen jetzt in einem deutlich höheren Rhythmus, ohne dabei Hektik aufkommen zu lassen.» Die Engelbergerin spricht von grossen Fortschritten. Sie verzeichne weniger Abschiffer mit dem Gewehr, schiesse öfters eine Null. Die neue Nationaltrainerin sieht es ihrer Art entsprechend nüchterner: «Es funktioniert bei Lena punktuell besser. Sie muss das in einer Stresssituation wie im Wettkampf aber erst noch bestätigen.»

Spezialtrainings mit der Nationaltrainerin

Anschauungsunterricht im Schiessstand erhält Lena Häcki nicht nur von Flunger. Weil sie während der Saisonvorbereitung oft bei ihrem Freund, dem deutschen Biathleten Marco Gross, in Ruhpolding weilt, darf sie dort mit dem deutschen Nationalteam mittrainieren. Im letzten Jahr noch mit den Junioren, heuer mit den Weltcup-Männern. In der Breite gibt es im Biathlon keine stärkere Nation. Da kann man einiges abgucken. Und weil die neue Schweizer Nationaltrainerin nur eine Stunde von Ruhpolding entfernt wohnt, profitierte Häcki immer wieder auch von Spezialtrainings. «Ich bin ihrem Ehrgeiz gefolgt», formuliert Flunger die Einzellektionen mit Häcki beinahe poetisch.

Weil das Frauenteam die gemeinsamen Trainingswochen neu konsequent in Lenzerheide abhält und sie die Liebe ebenso vorsätzlich regelmässig nach Ruhpolding zieht, ist Lena Häcki ziemlich viel unterwegs. «Ich bin nur noch sehr selten zu Hause in Engelberg», sagt die 23-Jährige, die seit August zu 50 Prozent als Zeitsoldatin bei der Schweizer Armee angestellt ist. Das Herumreisen mache ihr aber nichts aus. Da der Trainingsplan auf dieses Nomadentum Rücksicht nehme, fühle sie sich nicht gestresst. Auch emotional nicht: «Ich hatte schon als Kind nie Heimweh verspürt.»

Ein positives Erlebnis an jedem Bestimmungsort

Einfach fällt ihr die Reiserei auch, weil an jedem Bestimmungsort ein positives Erlebnis wartet. In Ruhpolding Freund Marco und die Herausforderung der weltbesten Biathleten, in Lenzerheide eine extrem gute Stimmung innerhalb des Frauenkaders. «Wir sehen uns als Team und nicht als Konkurrentinnen. Entsprechend profitieren wir voneinander», sagt Häcki. Die Konsequenz daraus soll man in dieser Saison sehen. «Ich setze mir nicht gerne Rangziele. Wichtig sind für mich Rennen, mit denen ich persönlich zufrieden bin», sagt Lena Häcki. Angesichts ihres Ehrgeizes eine hohe Vorgabe.

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