notifications
Aarau - Xamax 4:5 i.P.

Xamax als Party-Crasher auf dem Brügglifeld

Das Aarauer Fussballmärchen in der Barrage endet in einem tragischen Thriller. Ein revitalisiertes Neuchâtel Xamax siegt in Aarau 4:0 - und sichert sich den Ligaerhalt im Penaltyschiessen.
Xamaxiens im ungewohnten Gelb: Sie feiern hier das 4:0 von Geoffroy Tréand (links vorne)
Bild: KEYSTONE/CHRISTIAN MERZ

Es hatte kaum noch etwas für die Xamaxiens gesprochen nach dem Hinspiel. 0:4 betrug das Handicap, das es im Brügglifeld aufzuholen galt - ohne den gesperrten Topskorer Raphaël Nuzzolo. Wie wenig wirklich für die Gäste sprach, zeigte sich daran, dass im kapitalen Spiel für den Super-Ligisten aus Neuenburg noch Platz im Gästesektor frei geblieben war. Selbst die eigenen Fans schienen nicht mehr genug an die mögliche Wende zu glauben. Im Gegensatz zur Mannschaft. Die Neuenburger machten den 0:4-Rückstand bis zur 72. Minute wett und setzten sich später im Penaltyschiessen mit 5:4 durch. Den entscheidenden Penalty verschoss Elsad Zverotic, der zuvor beste Akteur im Heimteam.

"Vieles, was am Donnerstag für uns gelaufen ist, lief nun für Xamax", sagte Aaraus Coach Patrick Rahmen nach der bitteren Niederlage. Die Parallelen zwischen Hin- und Rückspiel in der Barrage waren in der Tag augenfällig. Das Auswärtsteam zeichnete jeweils die grössere Effizienz aus. Aarau war vor drei Tagen bei Xamax mit den ersten drei Torschüssen 3:0 in Führung gegangen, Xamax seinerseits brauchte in Aarau nicht viel mehr als drei Abschlüsse, um im Rückspiel bis zur Pause 3:0 zu führen. "Es war unglaublich schwierig mit diesen langen Kerlen da vorne", analysierte Rahmen.

Mehr Moral, mehr Biss, mehr Gefahr

Allen voran Kemal Ademi, mit seiner Körpergrösse von 1,95 m, der den Treffer zum 3:0 in der 38. Minute erzielte und Geoffrey Tréand, der zwei Treffer vorbereitete und das 4:0 selber erzielte, brachte das Heimteam nicht unter Kontrolle. Hatte es Aarau im Hinspiel verstanden, die Neuenburger in ein unliebsames Spielkonzept zu zwängen, wurden im Rückspiel sie nun Opfer von derselben Strategie. Xamax verstand es, bei ohnehin kochender Atmosphäre, die Emotionen im Brügglifeld weiter aufzuheizen. 13 Fouls lieferten sich die beiden Teams in den ersten 13 Minuten, Schiedsrichter Adrien Jaccottet hatte fünfmal Gelb gezeigt, als die Start-Viertelstunde noch nicht absolviert war.

Aaraus Stürmer Stefan Maierhofer hatte nach dem Hinspiel schon das "harte Spiel" der Neuenburger getadelt. Im Rückspiel musste der FCA also wissen, was ihn erwartet, davon beeindrucken liess er sich gleichwohl. Wie sehr sich der Challenge-Ligist von der harten Gangart des Gastes beeinflussen liess, wurde nach 9 Minuten und noch beim Stand von 0:0 offenkundig. Aarau-Captain Gianluca Frontino, der wie bereits am Donnerstag vorerst Ersatz war, enervierte sich derart ob einem Foul an Teamkollege Linus Obexer, dass er von der Bank auf das Feld stürmte und seinen Frust auf Kosten einer Gelben Karte entlud.

Aarau fand erst mit Fortdauer der zweiten Halbzeit zu seinem Konzept, auch weil die Kräfte bei den Neuenburgern wieder nachliessen. Die beste und erste wirkliche Chance auf den heilsamen Treffer zum 1:4 kam in der Schlussminute der regulären Spielzeit. Marco Schneuwly schoss den Ball fünf Meter vor dem Tor allerdings darüber. In der Verlängerung bekundete das Heimteam zudem Pech, als Frontino, in der Zwischenzeit eingewechselt, den Ball an den Pfosten schlenzte.

Den Neuenburgern gebührt uneingeschränkte Bewunderung dafür, dass sie sich aufrafften, als niemand ihnen mehr Kredit gab. Selbst Trainer Stéphane Henchoz hatte nach dem Spiel in der Maladière von einem kraftlosen Auftritt ohne Moral gesprochen und davon, dass nur ein Wunder Xamax noch werde in der Liga halten können. Das Wunder kam, es trug die Namen von Geoffrey Tréand und Kemal Ademi.

Aarau - Neuchâtel Xamax 0:4 (0:3, 0:1) n.V. - Neuchâtel Xamax 5:4-Sieger im Penaltyschiessen.

7526 Zuschauer. - SR Jaccottet. - Tore: 20. Serey Die (Foulpenalty) 0:1. 29. Oss (Tréand) 0:2. 39. Ademi (Tréand) 0:3. 72. Tréand (Doudin) 0:4. - Penaltyschiessen: Zverotic (gehalten), Veloso 0:1; Jäckle 1:1, Tréand 1:2; Bürgy 2:2, Corbaz 2:3; Misic 3:3, Ademi 3:4; Karanovic 4:4, Serey Die 4:5.

Aarau: Nikolic; Giger, Leo, Bürgy, Obexer; Jäckle, Zverotic; Tasar, Peyretti (72. Misic), Schneuwly (92. Karanovic); Maierhofer (84. Frontino).

Neuchâtel Xamax: Walthert; Sejmenovic, Oss, Djuric (46. Veloso); Tréand, Di Nardo, Serey Die, Pickel; Doudin (92. Corbaz); Karlen (63. Ramizi/79. Pululu), Ademi.

Bemerkungen: Aarau ohne Peralta und Neumayr (beide verletzt). Neuchâtel Xamax ohne Nuzzolo (gesperrt) und Gomes (verletzt). 91. Pfostenschuss Frontino. Verwarnungen: 3. Doudin (Foul). 9. Ademi (Foul). 9. Frontino (Unsportlichkeit/Ersatzspieler). 12. Leo (Foul). 19. Zverotic (Foul). 36. Tasar (Foul). 45. Pickel (Foul). 56. Karlen (Foul). 65. Bürgy (Foul). 73. Di Nardo (Unsportlichkeit). 80. Giger (Foul). (sda)

Kommentare (0)