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Super League

Ein Fernduell um die Rote Laterne

Die Grasshoppers und Neuchâtel Xamax gehören in den Achtzigerjahren zur Crème de la Crème des Schweizer Fussballs. In dieser Saison machen sie den Absteiger aus der Super League wohl unter sich aus.
Auf Tomislav Stipic wartet eine Herkulesaufgabe: Der Kroate muss den Rekordmeister GC vor dem Abstieg retten
Bild: KEYSTONE/WALTER BIERI

Was waren das für Zeiten, als die deutsche Trainer-Legende Hennes Weisweiler den Weg in den Zürcher Hardturm fand und die Grasshoppers 1983 zum Double führte, ehe er kurz darauf im Alter von 63 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Oder als Neuchâtel Xamax wenige Jahre später unter Präsident und Patron Gilbert Facchinetti und Trainer Gilbert Gress 1987 und 1988 zum Meistertitel stürmte und in der Maladière für magische Europacup-Nächte sorgte.

Im März 2019 zieren die beiden Traditionsklubs das Tabellenende der Super League. Doch während Xamax sein sportliches und finanzielles Grounding in der Saison 2011/2012 unter Bulat Tschagajew erlebte, unter Zwang abstieg, sich seither aber wieder kontinuierlich nach oben arbeitete, droht dem früheren, einst von der Zürcher Wirtschaft alimentierten Nobelklub GC in diesem Frühjahr der Totalabsturz.

Präsident Stephan Anliker und CEO Manuel Huber zogen nach wochenlangem Zögern und acht Spielen mit nur einem Punkt die Notbremse und trennten sich von Trainer Thorsten Fink und Sportchef Mathias Walther. Die Überraschung war gross, als das arg in der Kritik stehende Zürcher Führungsduo am Mittwoch den 39-jährigen Tomislav Stipic als Nachfolger Finks präsentierte - ein Unbekannter im Schweizer Fussball, der in seiner noch jungen Karriere als Trainer bereits zweimal abgestiegen ist.

Einen dritten Abstieg soll Stipic nun verhindern, bei seiner Premiere mit dem am Tabellenende stehenden Rekordmeister wartet aber gleich die grösstmögliche Herausforderung auf den gebürtigen Kroaten. Am Samstag gastiert Meister Young Boys im Letzigrund. "Das wird ein hartes Brett, an dem wir zu bohren haben", so Stipic. Die Berner haben etwas gut zu machen, beim 0:4 am Mittwoch im Cup-Viertelfinal in Luzern erlebte der souveräne Leader die erste grosse Enttäuschung in dieser Saison.

Gut 24 Stunden vor seiner Premiere in der Super League liess sich Stipic nicht auf die Äste hinaus: "Meine Mission ist klar und ich werde diesem Ziel alles unterordnen." Die ersten Trainings dienten dazu, die Spieler kennenzulernen, wobei Stipic versicherte, "keine verunsicherte Mannschaft angetroffen zu haben", die Stimmung sei gut - trotz nur 5 Siegen in 23 Spielen. Allzu viele Änderungen will der Neue im Vergleich zum blamablen Auftritt vor einer Woche bei Finks Derniere gegen Luzern nicht vornehmen.

Henchoz: "Ein Hauch von Panik bei GC"

Vier Wochen weiter im Prozess als die Grasshoppers ist der direkte Konkurrent Neuchâtel Xamax, der Anfang Februar Michel Decastel durch Assistent Stéphane Henchoz ersetzte. Dank zwei Siegen gleich zu Beginn der Ära des ehemaligen Innenverteidigers verliess Xamax das Tabellenende. Nun gilt es nach zuletzt zwei Niederlagen am Samstag im Westschweizer Derby gegen Sion wieder nachzulegen. "Jeder Punkt zählt", weiss Henchoz, der mit Murat Yakin auf seinen langjährigen Innenverteidiger-Kollegen in der Nationalmannschaft trifft. Für Sion ist die Partie insofern wegweisend, als dass es mit einem Sieg den Vorsprung auf Xamax vor Beginn des letzten Meisterschaftsdrittels auf zehn Punkte ausbauen könnte.

Die Ereignisse der letzten Tage im zürcherischen Niederhasli nahm auch Henchoz zur Kenntnis. "Es weht ein Hauch von Panik bei GC", kommentierte der Freiburger die Situation des Rekordmeisters aus der Ferne. "Sie haben sich wohl niemals vorstellen können, dass sie sich einmal in dieser Situation befinden würden", so Henchoz. "Wir hingegen wussten, dass Platz 9 nach 23 Spielen realistisch ist. Die Grasshoppers waren sich dieser Gefahr jedoch kaum bewusst." (sda)

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