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Italien

Cristiano Ronaldo und die Kettenreaktion

Der Transfer von Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin macht die Serie A wieder stark. Die Ausgangslage hat sich vor der Saison 2018/19 allerdings nur geringfügig verändert.
Will mit Juventus Turin auch die Serie A erobern: Cristiano Ronaldo
Bild: KEYSTONE/AP/ANTONIO CALANNI

Die eher älteren Fans von Juventus Turin fühlten sich am vergangenen Sonntag an das Jahr 1982 erinnert. Beim traditionellen Testspiel gegen den eigenen Nachwuchs, das wie jedes Jahr in Villar Perosa vor den Toren Turins stattfindet, dem Geburtsort von Fiat-Gründer Giovanni Agnelli, spielte Cristiano Ronaldo erstmals im Trikot von Juventus Turin. Es herrschte eine freudig-euphorische Atmosphäre wie vor 36 Jahren, als bei diesem vereinsinternen Fussballplausch Michel Platini sein Debüt für Juventus gab.

Als Juventus 1982 den damals 27-jährigen Platini nach Turin holte, war dies der Startschuss für die Serie A zum Aufstieg zur besten und wie sie in Italien sagten schönsten Liga der Welt. Über ein Jahrzehnt lang spielte alles in der Serie A, was Rang und Namen hatte. Die Liga dominierte den europäischen Fussball während fast 20 Jahren. In diesem Ausmass wird sich die Geschichte nicht wiederholen, doch der Transfer des Welt-Popstars Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin hat den italienischen Klubfussball schlagartig wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Erst vor wenigen Tagen zum Beispiel konnte ein lukrativer TV-Vertrag mit dem potenten US-amerikanischen Sender ESPN abgeschlossen werden. Ohne Cristiano Ronaldo wäre dies undenkbar gewesen.

Der Coup mit Ronaldo, den sich Juventus in den nächsten vier Jahren insgesamt über 350 Millionen Euro für Transfer- und Lohnsummen kosten lässt, hat auch die Konkurrenz der Turiner angestachelt. Erstmals haben die 20 Vereine der Serie A für Transfers die Grenze von 1 Milliarde Euro überschritten. Das sind 100 Millionen mehr als in der letzten Saison in beiden Transferperioden zusammen. Und es sind 600 Millionen Euro mehr als in der Bundesliga und 300 Millionen Euro mehr als in Spaniens Liga, wo allerdings die Transferperiode noch zwei Wochen läuft.

Die Gewichte haben sich dadurch aber nur geringfügig verändert. Juventus bleibt nach sieben Titeln in Folge selbstredend auch nach der Verpflichtung von Ronaldo und der Rückkehr von Abwehrchef Leonardo Bonucci das Mass der Dinge. Der Abstand zu Napoli mit seinem neuen Trainer Carlo Ancelotti sowie zur AS Roma dürfte sich eher vergrössert haben. Diese beiden Klubs haben seit 2013 mit einer Ausnahme in wechselnder Reihenfolge stets die Plätze 2 und 3 hinter Juventus belegt. Ihre Hoffnung ist, dass sich die Turiner in der kommenden Saison wie angekündigt ganz auf den Gewinn der Champions League konzentrieren.

Inter Mailand auf dem Vormarsch

Zum ersten Herausforderer von Juventus könnte Inter Mailand avancieren. Die chinesischen Besitzer haben das Team auf drei bis vier chronisch schlecht besetzten Positionen verstärkt. Inter spielt erstmals seit sieben Jahren wieder in der Champions League und ist bereit, erstmals seit 2011 einen Platz in den Top 3 zu belegen. Stadtrivale Milan ist nach dem zweiten Besitzerwechsel innerhalb von 15 Monaten weiter in einer Phase der Selbstfindung. Weil die neue sportliche Führung durch die hochdekorierten früheren Stars und Klub-Ikonen Paolo Maldini sowie Leonardo gebildet wird, und von Juventus der argentinische Topskorer Gonzalo Higuain verpflichtet wurde, ist zumindest die Euphorie beim Anhang grenzenlos. In welchem Rahmen sich die Mannschaft sportlich bewegt, bleibt abzuwarten. Auf dem Papier hat das junge Milan-Ensemble nur Aussenseiterchancen auf einen der vier Champions-League-Plätze.

Keine Hauptrollen für die Schweizer

Von den sechs Schweizern in der Serie A wird einzig Ricardo Rodriguez mit Milan um die vorderen Ränge spielen. Der von West Ham United zur Fiorentina gewechselte Edimilson Fernandes sowie Remo Freuler mit dem durch Abgänge deutlich geschwächten Atalanta Bergamo können bestenfalls auf einen Platz in der Europa-League-Qualifikation hoffen. Blerim Dzemaili wird sich mit Bologna wie Valon Behrami mit Udinese auch in der kommenden Saison eher früher als später im unbedeutenden Tabellenmittelfeld finden, während Johan Djourou mit SPAL Ferrara von der ersten Minute an gegen den Abstieg kämpft. (sda)

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