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Europa League

Für Arsenal gehts in Baku um viel

Arsenal mit Stephan Lichtsteiner und Granit Xhaka greift heute (21.00 Uhr) im Final der Europa League in Baku gegen Stadtrivale Chelsea nach dem ersten Europacup-Titel seit 25 Jahren.
Vor dem grössten Final seiner Karriere: Arsenals Mittelfeldstratege Granit Xhaka
Bild: KEYSTONE/AP UEFA/JOOSEP MARTINSON

Der Final der Europa League in Baku wird von Misstönen begleitet. Da ist einmal der knorrige Chelsea-Trainer Maurizio Sarri. Er musste nach Abschluss der Premier-League-Saison mit seinem Team eine mehrtägige PR- und Testspiel-Tournee durch die USA machen, weil der Klub diese schon vor Monaten organisiert hatte. Schliesslich liegen fast drei Wochen zwischen dem Ende der Meisterschaft und dem Final der Europa League. "Unprofessionell und inakzeptabel" sei diese Planung und Vorbereitung, schimpfte Sarri. Die unverhohlene Kritik des Italieners an der Klubführung dürfte ihn den Job kosten - egal, ob er den Final gewinnt oder nicht.

Auf Seiten von Arsenal gaben weniger der Zeitpunkt des Finals und die Vorbereitung zu reden als der Austragungsort Baku. Aserbaidschan wird regiert vom autokratischen Präsidenten Ilham Alijew. Das Land wird kritisiert wegen Menschenrechtsverletzungen und fehlender Pressefreiheit. Arsenal trifft die Wahl von Baku als Spielort insofern, als dass der Offensivspieler Henrich Mchitarjan die Reise ans Kaspische Meer nicht mitmachte. Das Heimatland des Armeniers trägt seit fast 30 Jahren einen Konflikt mit Aserbaidschan aus. Mchitarjan fürchtet um seine Sicherheit in Baku - für Arsenal eine empfindliche Schwächung.

Nur je 6000 Fans

Verärgert sind aber auch die Fans der beiden Londoner Klubs. Die Stadien von Arsenal und Chelsea liegen nur knapp neun Kilometer Luftlinie auseinander. Der Spielort Baku aber ist über fünf Flugstunden entfernt, sofern man einen Direktflug gebucht hat. Die meisten Fans mussten allerdings einen Zwischenstopp einlegen und waren über zwölf Stunden unterwegs. Viele konnten diesen Weg ohnehin nicht auf sich nehmen. Im Stadion mit über 60'000 Plätzen erhielt jeder Finalist bloss 6000 Tickets.

Die Misstöne werden mit dem Anpfiff verstummen. Dann steht nämlich sportlich viel auf dem Spiel. Vor allem für Arsenal mit den Schweizern Granit Xhaka und Stephan Lichtsteiner geht es um nichts weniger als die Rettung einer bisher enttäuschenden Saison. In der Premier League verpasste Arsenal als Fünfter einen Champions-League-Platz. Gewinnt es aber die Europa League, darf es in der nächsten Saison im besten Klubwettbewerb mitspielen.

Arsenals Warten seit 1994

Mit einem Sieg kann Arsenal also doch noch alle gesteckten Ziele erreichen. "Meine Challenge und Zielsetzung hier waren von Anfang an: die Qualifikation für die Champions League und einen Titel gewinnen", sagte Lichtsteiner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ausserdem könnte Arsenal eine erstaunlich lange Dürrezeit beenden. Den letzten Europacupsieg gab es 1994 im vor 20 Jahren abgeschafften Cup der Cupsieger. Von den grossen Klubs wartet nur Manchester City länger auf einen solchen Triumph. Seit 1994 haben 25 verschiedene Vereine aus zehn Ländern mindestens einen Europacup gewonnen.

Chelsea hat in den letzten Jahren deutlich erfolgreicher gearbeitet. Seit Arsenals letztem Meistertitel (2004) gewann Chelsea fünf Mal die Premier League, wurde 2012 Champions-League-Sieger und holte ein Jahr später die Europa League. Und auch in der abgelaufenen Saison platzierte sich Chelsea als Dritter vor dem Rivalen aus dem Norden von London. Das letzte Duell allerdings entschied Arsenal für sich. Am 19. Januar siegte es in der Meisterschaft dank der Tore der Franzosen Alexandre Lacazette und Laurent Koscielny 2:0. (sda)

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