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Champions League

Der Triumph der alten Männer

Real Madrid feiert beim 1:0 gegen Liverpool am Samstag in Paris den achten Sieg im achten Champions-League-Final. Der Erfolg ist auch ein Triumph der Oldies Karim Benzema, Luka Modric und Toni Kroos.
Bild: KEYSTONE/AP/Manu Fernandez

Liverpools Trainer Jürgen Klopp war auch nach der bitteren Niederlage im Stade de France nicht um einen flotten Spruch verlegen. "Wenn der Torhüter des Gegners 'Man of the Match' ist, dann ist das immer eine Scheiss-Nachricht", sagte der 54-jährige Deutsche nach seiner dritten Niederlage im vierten Champions-League-Final im Interview mit dem ZDF.

Reals Torhüter Thibaut Courtois war neben Torschütze Vinicius Junior der grosse Held im Stade de France. Der Belgier zeigte vor den Augen von Spaniens König Felipe und Tennisstar Rafael Nadal eine überragende Leistung und rettete den Königlichen in der 82. Minute den Sieg, als er mit seiner Intervention gegen Mohamed Salah das 1:1 in extremis verhinderte. Und dass der spanische Meister nach der dominanten Startphase Liverpools nicht im Rückstand gelegen war, lag ebenfalls an Courtois, der den Schuss von Sadio Mané in der 21. Minute an den Pfosten lenkte.

"Heute konnte mir niemand den Wunsch nehmen, die Champions League zu gewinnen. Ich wollte unbedingt gewinnen", sagte Courtois nach der Partie. Der Belgier war einer der wenigen im Star-Ensemble von Carlo Ancelotti gewesen, der den Pokal des wichtigsten Klubwettbewerbs noch nicht gewonnen hatte. Der 30-Jährige, der seit 2018 für Real spielt, konnte danach seine Genugtuung nicht verbergen. "Ich habe viele gesehen, die mich kritisiert haben, aber heute haben wir wieder gezeigt, wer der König von Europa ist."

Die Kritiker Lügen gestraft

Nicht nur Courtois musste in der Vergangenheit viel Kritik einstecken. Viele Experten hatten Real nach drei eher mageren Jahren bereits abgeschrieben, zumal der prognostizierte Umbau des Teams noch nicht stattgefunden hat. Doch die alten Herren Luka Modric (36), Karim Benzema (34) und Toni Kroos (32), zusammen mit Cristiano Ronaldo und Sergio Ramos das Herzstück bei Reals Hattrick in der Königsklasse von 2016 bis 2018, straften ihre Kritiker Lügen.

Benzema zeigte mit 44 Toren in 46 Spielen eine überragende Saison. Allein in der K.o.-Phase der Champions League schoss Reals Captain zehn Treffer, der Franzose ist in der Form seines Lebens und der erste Anwärter auf die Wahl zum Weltfussballer des Jahres. Auch wenn Benzema im Final aufgrund des Videoschiedsrichters, der sein Tor kurz vor der Pause nicht anerkannte, für einmal leer ausging, zeigte sich Real wie während der ganzen K.o.-Runde auch am Samstag in der Offensive gnadenlos effizient. 3:23 lautete am Ende das Verhältnis der Abschlussversuche aus Sicht Reals.

Im Gegensatz zu Benzema haben Modric und Kroos womöglich den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten, doch in Paris zeigten beide noch einmal, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Dank ihrer Cleverness, Technik und Abgebrühtheit schafften sie es, mit Fortdauer des Spiels den immensen Druck Liverpools abzufedern. Sie bewiesen wie in den Runden zuvor gegen Paris Saint-Germain, Chelsea und Manchester City Nehmerqualitäten und legten eine Mentalität an den Tag, die Champions eigen ist. Wie Benzema gewannen auch sie ihren fünften Titel und stehen nun wie Casemiro, Dani Carvajal und die nicht eingesetzten Marcelo, Gareth Bale, Nacho und Isco auf gleicher Stufe mit Cristiano Ronaldo, dem Rekordhalter an Titeln in der 1992 eingeführten Champions League.

Ancelottis nächste Bestmarke

Über allen steht aber Trainer Carlo Ancelotti. Der bald 63-Jährige aus der Provinz Reggio Emilia schaffte es, dem in die Jahre gekommenen Team noch einmal Leben einzuhauchen. "In der ersten Halbzeit haben wir ein bisschen gelitten, aber das Engagement, der Einsatz waren perfekt", sagte Ancelotti, der als erster Trainer zum vierten Mal die Champions League gewann, nachdem er wenige Wochen zuvor als erster in allen fünf Top-Ligen Europas Meister geworden war.

Der "Mister" machte auch im Final alles richtig, setzte auf die Karte Erfahrung, im Wissen, dass die Routiniers ihn nicht enttäuschen würden. Der im Halbfinal-Rückspiel verletzte David Alaba beorderte er wieder in die Startaufstellung - mit Erfolg. Reals Bollwerk hielt Liverpools Angriffswirbel stand. Und wenn nicht, war Thibaut Courtois zur Stelle, der Mann des Spiels. (sda)

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