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Sport

Die rasenden Zwillinge aus Buochs

Sie träumen von einer grossen Rennfahrerkarriere. In Cham wollen sie ihrem Ziel näherkommen. Die Zwillinge Mike und Simon Danner starten als Favoriten zur Schweizer Formula-V-Meisterschaft.
Mike Danner und sein Bruder Simon (im Cockpit des Simulators). Bild: Thomas Renggli (Cham, 20. April 2019)

Thomas Renggli

Normalerweise werden die grossen Rennsportgeschichten nicht im ersten Stock eines Bürogebäudes im Industriegebiet von Cham geschrieben. Doch die Nidwaldner Mike und Simon Danner (28) wollen heute an der Lorzenparkstrasse Anlauf auf ihr grosses Ziel nehmen. In einem Evotek-Simulator, einem über 100 000 Franken teuren Gerät, das auch von den Formel-1-Teams zu Testzwecken verwendet wird, starten sie zum ersten Lauf des Schweizer Championats. Dabei werden die helvetischen Grenzen gesprengt. Die Strecke, die es zu bewältigen gilt, liegt nicht zwischen Rigi und Pilatus. Der virtuelle Parcours ist der legendäre Hochgeschwindigkeitsrundkurs des Autodromo Nazionale in Monza.

Dass die Danners – von Beruf Konstrukteur (Mike) und Luftfahrtmechaniker (Simon) – mit grossen Ambitionen ins Cockpit steigen, ist nicht allein auf ihre starken Qualifikationsleistungen zurückzuführen. Die Zwillinge lösten als erste Schweizer überhaupt ein Jahresabonnement für die Rennsimulator (1200 Franken) und besitzen damit einen nicht zu unterschätzenden Trainingsvorsprung. Simon Danner will seine Ansprüche zwar bescheiden halten, gleichzeitig sagt er: «Es ist unser Ziel, regelmässig in die Top 10 zu fahren. Podiumsplatzierungen wären natürlich sehr schön.» Diese brächten auch einen ansehnlichen finanziellen Mehrwert mit sich: Die ersten drei Plätze an jedem Renntag sind mit 5000, 3000 und 1000 Franken dotiert. Für den Gesamtsieg gibt es weitere 30 000 Franken. Insgesamt beläuft sich die Preisgeldsumme auf 100 000 Franken.

Ein Renntag für 100 statt für 2000 Franken

Doch der wichtigste Anreiz für die Brüder ist nicht die finanzielle Perspektive. Es geht ihnen um «den Traum vom grossen Rennsport». In der Schweiz platzt dieser in der Regel bevor er richtig aufkommt. Wer es in ein professionelles Umfeld schaffen will, braucht einen solventen Sponsor oder einen reichen Onkel. So ist allein die Teilnahme an der Formel Renault für die beiden Nidwaldner ein nur schwer finanzierbares Unterfangen: «Ein Tag auf der Rennstrecke kostet rund 2000 Franken», sagt Simon. Neben der Miete und den Reisespesen sind die Reifen und die Mechaniker die grössten Ausgabeposten. Mit der Formula V in Cham bietet sich den beiden nun eine ganz neue Möglichkeit: «Es ist das erste Mal, dass man in der Schweiz unter Formel-1-Bedingungen fahren kann – und dies zu günstigen Konditionen», sagt Simon. Ein Renntag unter praktisch realen Verhältnissen komme ihn auf 100 Franken.

Was «praktisch real» bedeutet, erklärt Simon so: «Dank der Simulation der G-Kräfte und des Fahrtwindes ist das Gefühl sozusagen Eins-zu-Eins. Fahrverhalten, Bremspunkte und die Beschleunigung aus dem Kurvenscheitel sind wie in einem echten Rennwagen.» Zwar biete das Cockpit etwas mehr Platz, aber beispielsweise das Lenkrad unterscheidet sich in nichts vom Original: «Vettel und Räikkönen fahren mit dem gleichen Steuersystem.» Der Simulator entspricht dem Ferrari aus der Saison 2017.

Mike und Simon Danner orientieren sich an den grossen Namen des Rennsports. Und es ist gut möglich, dass sie ihre Vorbilder schon am Wochenende überholen. Denn in Cham müssen die Danners in ihrem Ferrari keine Silberpfeile fürchten.

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