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Eingesandt:  Leserbrief

Interessen von nationaler Bedeutung

Zum Thema Energieversorgung und Landschaftsschutz

Mit Interesse habe ich den kürzlichen Beitrag «Kraftwerke in Naturparadiesen» der SFR-«Rundschau» am Fernsehen verfolgt. Die wertvollsten Lebensräume der Schweiz machen 2,17 Prozent der Schweizer Landesfläche aus, bieten aber Lebensraum für über ein Drittel aller bedrohten Tier- und Pflanzenarten der Schweiz.

Sie sind das Herz der Schweizer Natur, und ihr Verlust wäre unersetzlich. In der Herbstsession hat der Ständerat den Schutz dieser Lebensräume von nationaler Bedeutung erheblich geschwächt. In diesen allerwertvollsten Schutzgebieten sollen neu Bauprojekte zur Energiegewinnung geplant werden können. Ein solcher Lebensraum ist zum Beispiel die Val Roseg. In dem Moment, wo der Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung keine gesetzliche Grundlage mehr hat, wäre klar: Der Druck zur Nutzung auch dieser letzten wilden Naturgebiete würde massiv zunehmen.

Die Sicherstellung unserer Energieversorgung mit elektrischem Strom ist von nationalem Interesse. Eine sichere, umweltverträgliche Energiewende gelingt aber auch ohne die Zerstörung oder massiven Beeinträchtigung der letzten Naturparadiese. Mit Effizienzmassnahmen können wir ein Drittel unseres Stromverbrauchs ohne Komforteinbussen einsparen, und das Potenzial für Solarstrom auf unseren Dächern, Fassaden und Infrastrukturen ist grösser als der aktuelle Schweizer Stromverbrauch.

Es ist noch nicht annähernd ausgeschöpft. Auf diese Massnahmen sollte man sich jetzt konzentrieren und die allerwertvollsten Schutzgebiete nicht antasten. Die beiden nationalen Interessen Erhalt der Biodiversität und Sicherstellung der Energieversorgung stehen nicht im Widerspruch und können beide problemlos verwirklicht werden. Wir dürfen sie nicht gegeneinander ausspielen.