notifications
Eingesandt:  Leserbrief

Es fehlte die Wertschätzung

Zur Schliessung des «St. Anna» in Steinerberg

Das Alters- und Pflegeheim St. Anna in Steinerberg muss schliessen. Eine Ursache sei, dass viele Pflegende wegen der grossen Belastung während der Corona-Pandemie gekündigt hätten. Das ist sicher ein Grund, aber nicht der entscheidende.

Seit Jahren ist bekannt, dass das Personal im Gesundheitswesen am Anschlag arbeitet. Die Pandemie war dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es geht nicht nur um bessere Bezahlung. Die Arbeitsbedingungen sollen grundsätzlich verbessert werden. Das Arbeiten in der Pflege ist sehr anspruchsvoll. Lange Schichten, Dienste an den Wochenenden sind physisch und psychisch streng und ausserdem schlecht vereinbar mit der Familienarbeit.

Vielfach wird auch die Hilfsbereitschaft ausgenutzt, die Pflegenden wollen ja Patienten oder Senioren nicht im Stich lassen. Die Zeiten der Pflegerin, die sich am Krankenbett um Gotteslohn aufopferte, sind definitiv vorbei. Das Personal will ernstgenommen werden und erwartet zu Recht die angemessene Wertschätzung.

Es stimmt daher sehr nachdenklich, wenn die Leitung des Alters- und Pflegeheims zum Kostensenken ausgerechnet noch mehr beim Personal einsparen wollte. So hatte man bereits die Zeit für das Umkleiden mit einer längeren Pause «abgegolten», diese konnten aber nicht bezogen werden, da Personal fehlte.

Mir scheint, da haben die Verantwortlichen etwas nicht verstanden. Es stimmt mich traurig, dass das Gesundheitspersonal und die Bewohner jetzt die Folgen tragen müssen. Vor einem Jahr wurde die Pflegeinitiative vom Schweizer Volk gutgeheissen. Der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) erwartet, dass diese berechtigten Forderungen schnell umgesetzt werden.