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Luzern

Zwist um Fahrverbot – Gemeinderat Reiden greift den Nachbarort an

Eine Auflage für das neue Logistikzentrum der Firma Planzer in Wikon führt zu Unmut in Reiden. Dessen Gemeinderat will rechtliche Schritte ergreifen. Wikon weist die Vorwürfe zurück.
Durch das geplante neue Logistikzentrum der Transportfirma nimmt der Lastwagenverkehr in Wikon und Reiden zu. (Symbolbild: Severin Bigler (Zürich Altstetten, 8. Oktober 2020))

Reto Bieri

Die Transportfirma Planzer will in Wikon ein neues Logistikzentrum bauen. Ende März hat die Gemeinde die Baubewilligung erteilt (wir berichteten). Durch den 140 Millionen Franken teuren Neubau nehmen allerdings die Lastwagenfahrten deutlich zu, von heute täglich zehn auf künftig rund 80. Wikon hat deshalb als Auflage ein Fahrverbot erlassen: Lastwagen dürfen vom Logistikzentrum nicht links in Richtung Wikon abbiegen, sondern müssen rechts auf der Industriestrasse Richtung Reiden fahren. Das ist der kürzeste Weg zur Autobahneinfahrt.

Dagegen will sich der Gemeinderat des Nachbarorts nun wehren. Zwar komme die Erteilung der Baubewilligung nicht überraschend, sei doch das Projekt bis Frühling 2020 an diversen Sitzungen sowie in der Presse stark thematisiert und besprochen worden. «Nicht erfreut» nehme der Gemeinderat aber die Tatsache des Linksabbiegerverbots vom Areal auf die Industriestrasse zur Kenntnis. «Der ganze Mehrverkehr, auch Richtung Norden, wird dadurch über die Gemeinde Reiden abgeführt», heisst es am Dienstag in einer Mitteilung.

Reiden will Verbot rückgängig machen

Leidtragende seien die Einwohnerinnen und Einwohner von Reiden, die den ganzen Mehrverkehr abkriegen und erheblich mehr Lärm und mehr Schmutz zu erdulden hätten. «Der Gemeinderat Reiden akzeptiert diesen Umstand nicht und wird rechtliche Massnahmen einleiten, um diese Bestimmung zu verhindern beziehungsweise rückgängig zu machen», lässt sich der Reider Gemeindepräsident Hans Kunz (Mitte) zitieren.

«Diese Verkehrsführung mit einem Verbot zum Linksabbiegen war nie Gegenstand der zahlreichen Besprechungen im Vorfeld», so Kunz. Der Gemeinderat sei enttäuscht und fühle sich hintergangen. Reiden habe in den Medien lesen können, dass diese Verkehrsführung ein Entgegenkommen des Gemeinderates von Wikon zu Gunsten der Anwohnenden der Bahnhofstrasse Wikon sei.

Verbot ist im Gestaltungsplan eingezeichnet

Die Wikoner Gemeindepräsidentin Michaela Tschuor (Mitte) weist die Vorwürfe aus Reiden zurück. Es stimme zwar, dass man der Nachbargemeinde die Publikation des Linksabbiegeverbots im Kantonsblatt nicht kommuniziert hat. «Doch dazu ist Wikon verfahrensrechtlich nicht verpflichtet.» Im Rahmen von Gesprächen zwischen den beiden Gemeinden und dem Kanton sei das Linksabbiegeverbot in der Vergangenheit sehr wohl ein Thema gewesen. Auch im entsprechenden Gestaltungsplan sei das Verbot verzeichnet, der Gemeinderat Reiden kenne diesen.

Mit dem Linksabbiegeverbot werde der Verkehr über das Industriegebiet schnell und ausserhalb der Dorfzentren zum Autobahnzubringer Reiden abgeführt.

«Es überrascht, dass der Gemeinderat Reiden dies offenbar nicht möchte. Alternativ müsste der LKW-Verkehr durch Brittnau, Zofingen oder das Dorfzentrum Reiden geführt werden.»

Was der Gemeinderat Reiden mit dem medialen Angriff auf Wikon bezweckt, darüber wolle sie nicht spekulieren, sagt Michaela Tschuor.

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