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Zweite Aussenbühne neben dem Lehn: Alpentöne-Geschäftsführer Pius Knüsel setzt wegen Corona auf mehr Platz fürs Publikum

Die Organisatoren wollen den Anlass wenn immer möglich durchführen. Auch eine Schnellteststation können sie sich vorstellen.
Alpentöne-Geschäftsführer Pius Knüsel zusammen mit Graziella Contratto und Barbara Betschart, welche sich die künstlerische Leitung des Festivals teilen. (Bild: Markus Zwyssig (Altdorf, 28. Oktober 2019))

Markus Zwyssig

Pius Knüsel, wie müssen wir uns das Alpentöne-Festival angesichts von Corona vorstellen? Wenn ich der liebe Gott wäre, könnte ich Ihnen vielleicht präzise Auskunft geben. Doch was Corona vorhat, weiss vielleicht nicht mal er… Reihum werden Konzerte und Festivals abgesagt. Alpentöne soll jedoch stattfinden. Was bringt Sie dazu so zuversichtlich zu sein?Es werden Festivals abgesagt, das stimmt, in der Regel solche mit internationalen Gästen, weil letztere nicht reisen können. Es gibt auch welche, die stattfinden, mit mehr einheimischen Künstlern.

Wir sind im Austausch mit acht anderen Innerschweizer Festivals, unter anderem mit den Stanser Musiktagen, dem Stimmenfestival Ettiswil, Fumetto Luzern, Muisiglanzgmeind und dem Jazzfestival Willisau. Alle finden statt und treiben ihre Planung voran.

Wir tauschen Erfahrungen aus. So sollen die späteren - wie wir - von den früheren - wie den Stanser Musiktagen, die im April stattfinden, - lernen können.Müssen wir uns auf eine ganz neue Festivalsituation gefasst machen?Zuerst mal: Konzert bleibt Konzert. Das Setting hängt von der Entwicklung der Coronasituation ab. Wir rechnen mit einer Begrenzung der Besucherzahl, dazu die üblichen Hygienevorschriften.

Im schlimmsten Fall gibt es im Sommer einen dritten Lockdown, dann ist Alpentöne 2021 vom Tisch.

Doch die Wahrscheinlichkeit ist gering, die Impfkampagne wird Fahrt aufnehmen, wenn auch verspätet. Damit rechnen wir.Muss, wer das Festival besuchen will, geimpft sein oder einen negativen Coronatest vorweisen können?Ob es eine Impfpflicht gibt oder ob ein negativer Test Bedingung ist, können wir noch nicht sagen. Das sind fundamentale Eingriffe in die Bewegungsfreiheit, die nur der Bundesrat anordnen kann. Eine Schnellteststation vor Ort können wir uns allerdings vorstellen.Wie planen Sie ein Festival, das im August vielleicht in einem ganz anderen Rahmen stattfinden wird, als wir uns das jetzt vorstellen?Wir haben nach einer Lösung gesucht, die uns Flexibilität gibt, was das Reagieren auf wechselnde Vorgaben angeht. Sie besteht aus zwei Komponenten: Einerseits gibt es Tickets für einzelne Konzerte. Das ermöglicht es uns, die Zuschauerzahl pro Konzert präzise zu steuern und die Kapazitäten optimal auszunutzen. Wir werden mit tiefen Kontingenten starten und dann je nach Lockerung erhöhen. Für den Besucher oder die Besucherin bedeutet das, dass er beziehungsweise sie sich früher als sonst für bestimmte Konzerte entscheiden muss. Der Vorteil:

Der Platz ist auf sicher, es gibt kein Gedränge, die Sicherheitsvorschriften lassen sich einhalten. Andererseits schaffen wir eine zweite Aussenbühne neben dem Lehn.

Das Publikum wird nicht so dicht gedrängt sitzen dürfen, kein Schunkeln sozusagen. Also braucht es mehr Platz. Wo genau sie steht, klären wir derzeit ab.Alpentöne ist ein Festival, bei dem viele Menschen zusammen kommen, sei dies auf dem Lehn oder auch im Reussdelta. Was wollen Sie unternehmen, damit die Schutzmassnahmen auch vor und nach den Konzerten eingehalten werden? Was die Leute ausserhalb der eigentlichen Festivalbereiche machen, das können wir nicht steuern. Da erwarten wir auch entsprechende Eigenverantwortung der Besucher. Am Festival selber werden wir präsent sein und zu dichte Ansammlungen auflösen. Die Zahl von Menschen, die im Freien zusammenstehen darf, wird sicher höher sein als im Innenbereich. Beim Klangspaziergang, auf dem sich die Besucher auf fünf Kilometer Weg verteilen, sehen wir das geringste Problem. Statt überall die Plätze zu kontingentieren, schaffen wir, wo es möglich ist, mehr Platz.Müssen Sie sich diesmal mit einem kleineren Budget zufrieden geben als vor zwei Jahren?Das Budget ist identisch zu 2019. Die Finanzierung ist gesichert. Die Arbeiten dazu haben lange vor Corona begonnen. Hier zeigt sich auch die Verlässlichkeit von öffentlichen Kulturförderern und Stiftungen: Sie urteilen nach der künstlerischen Substanz, nicht nach voraussichtlichen Besucherzahlen. Nur die Wirtschaft zögert, doch die spielt bei Alpentöne eine kleine Rolle.Ist es angesichts der vielen Einschränkungen überhaupt möglich, ein Festival durchzuführen, das für die Veranstalter auch finanziell aufgeht?Wenn die Restriktionen stark sind, dann wird es finanziell nicht aufgehen. Das ist dem Gemeinderat Altdorf als Organisator des Festivals klar.

Der Verlust wird allerdings nicht grösser sein, als wenn wir die Übung jetzt abbrechen.

Kosten sind bereits aufgelaufen, die der Veranstalter übernehmen müsste. Da scheint es uns vernünftiger, optimistisch zu bleiben und an die Durchführung zu glauben. Nur eine kurzfristige totale Absage des Festivals würde den Schaden vergrössern. Doch dann muss die kantonale Ausfallhilfe für Kulturveranstalter greifen, an der der Bund zu 50 Prozent beteiligt ist. Wenn es stattfindet, werden alle glücklich sein – das Alpentöne-Team, die Künstler, das Publikum, die Unterstützer. Wir können nicht alles diesem Virus opfern.
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