Simon Mathis
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Faya springt aus dem Auto und umtänzelt schwänzelnd ihr Herrchen Noldi Odermatt. Aus dem Auto daneben steigt Bora, mit ruhigen Schritten steht sie neben ihrem Gefährten Kurt Würsch und blickt auf. «Da sieht man, wer von beiden mehr Erfahrung hat», sagt der Stanser Würsch mit einem Schmunzeln.
Die «Kleinen Münsterländer» Faya (1,5) und Bora (7) aus dem «Zwinger vom Stanserhorn» sind als Schweisshunde tätig. Wenn Bora und ihre Tochter erst einmal die Fährte eines Wildtieres aufgenommen haben, verlieren sie sie nicht mehr so schnell. Dafür werden sie ständig trainiert – Hunderte von Stunden im Jahr. Sie werden darauf abgerichtet, bei der so genannten «Nachsuche» den Ausdünstungen des Blutes (Schweisses) und den Spuren (Trittsiegeln) zu folgen.
Bora, die Erfahrene
Zum Einsatz kommen Schweisshunde immer dann, wenn ein Wildtier tödlich verwundet und flüchtig ist. Ziel ist es, die Tiere von ihren Schmerzen zu erlösen. Das macht entweder der Hund selbst, oder sein Hundeführer. Schweisshunde kommen nicht nur bei der Jagd zum Einsatz, sondern auch bei Verkehrsunfällen, in denen etwa ein Reh angefahren wurde. In einem solchen Fall werden die Hundeführer von der Polizei aufgeboten. «Es geht darum, den verwundeten Tieren zu helfen», erläutert der 62-jährige Hundeführer Kurt Würsch. «Das gehört zu unseren Pflichten als Jäger.»
Faya und Bora wurden am Mittwoch auf dem Kollegisportplatz trainiert. Ihre Hundeführer bereiteten sie auf einen öffentlichen Auftritt vor; am Sonntag zeigen die Hündinnen vor Kindern und Familien ihr Können (siehe Hinweis unten). Ein Können, das beträchtlich ist. So ist Bora dazu in der Lage mit dem «Bringsel» – einem Knoten aus dicken Schnüren – im Fang, anzuzeigen, dass sie ein getroffenes Tier gefunden hat.
«Vielen Hunde bleiben stehen und bellen los, wenn sie ein totes Tier gefunden haben», sagt der 70-jährige Noldi Odermatt aus Dallenwil. Das sei in den Bergen aber nicht immer hilfreich, da die Distanzen oft zu gross seien und das Bellen ungehört bleibe. Nützlicher sei es, wenn ein Hund den Fund des Tieres mitteilt, indem er mit dem Bringsel in der Schnauze zum Hundeführer zurückkehre. Das schaffen nur wenige Hunde – Bora ist einer von ihnen. 2016 wurde sie gar Schweizermeisterin im Bringseln. Würsch ist sichtlich stolz. «Da kommt einem das Augenwasser», sagt er. Man sei eben ein richtiges Team. Das sieht auch Odermatt so: «Als Hundeführer hat man einen richtigen Freund dabei. Einen Partner, einen Kumpel.»
Bora hat vor kurzem acht Welpen geworfen. «Den Nachwuchs gebe ich nur an Familien», sagt Würsch, der «Kleine Münsterländer» züchtet. «Solche Hunde darf man keinesfalls im Zwinger einsperren.» An Temperament fehle es den «Kleinen Münsterländern» indes nicht: «Sie wollen gefordert, beschäftigt werden.»
Faya, die Auszubildende
Die Nachsuche erinnert an Detektivarbeit. «Wenn ich als Hundeführer zu anderen Jägern stosse, muss ich erst Ruhe reinbringen», berichtet Würsch. Viele seien nervös, weil sie das verletzte Tier möglichst schnell finden und erlösen wollen. Die Nachsuche dürfe jedoch nicht überhastet werden, sonst drücke man das Tier von seinem Wundbett auf.
Um das Niveau ihrer Mutter zu erreichen, muss Faya noch einiges lernen. Sie befindet sich gerade in der einjährigen Ausbildung zum Schweisshund. Um sie zu trainieren, legt ihr Hundeführer Odermatt etwa künstliche Fährten. Damit will er ihr beibringen, auch bei sich überkreuzenden Spuren die Orientierung zu behalten. Dies ist eine der Übungen, die man am Sonntag zu sehen bekommt.
Hinweis: Familiensonntag des Nidwaldner Museums am 16. Juni. Demonstration um 13.30 und 15.30 Uhr beim Winkelriedhaus, Engelbergstrasse 54a. Kinder unter 16 Jahren gratis, Erwachsene 7 Franken.
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