notifications
Menzingen

«Zurücklehnen und geniessen» zu Beginn der Adventszeit

Der Posaunist Andreas Betschart und die Organistin Daniela Maranta bestritten am Sonntagmorgen eines der sechs Kirchenkonzerte, die in der Menzinger Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in diesem Winter präsentiert werden.

Andreas Betschart (Posaune) und Daniela Maranta (Orgel) spielen sich auf der Empore der Pfarrkirche Menzingen gemeinsam durch die Jahrhunderte.
Bild: Bild: Maria Schmid (27. November 2022)

«Diese Orgel ist sehr modern, ich kann auf ihr digital mit einem einzigen Knopf die gesamte Registratur verschieben», erzählt Daniela Maranta begeistert. Die Luzerner Organistin steht nach dem zweiten Menzinger Kirchenkonzert dieses Winterhalbjahres auf der Empore und lässt sich sofort in ein Gespräch über ihre Vorbereitung des Konzertes ein, das sie soeben gemeinsam mit dem Posaunisten Andreas Betschart zum Besten gegeben hat. Sie erklärt: «Die Registerknöpfe selbst tragen französische Bezeichnungen, und nur schon dies ist für mich ein Indiz, dass es sich um eine Orgel handelt, auf der französische Romantik besonders gut zur Geltung kommt.»

Rund um die schmucke Orgel gruppiert die Konzertkommission der Pfarrkirche St.Johannes der Täufer in den dunklen Wintermonaten ein Musikprogramm «zum Zurücklehnen und Geniessen». Der Musiker Andreas Betschart, der Mitglied davon ist, stand am ersten Adventssonntag dieses Jahres nun selbst auf der Empore und spielte auf einer modernen und einer historischen Posaune. Gemeinsam mit Maranta führte er das circa 50-köpfige Publikum durch vier Jahrhunderte festlich-stimmungsvoller Musik.

Nord- und süddeutsche Orgeltradition des Barocks

Ein Duett aus der Sonate C-Dur des französischen Viel- und Leichtschreibers Joseph Bodin de Boismortier machte den Anfang und liess auf ein tiefes, ruhiges Largo den höfischen Tanz der Gigue folgen. Dann demonstrierte Maranta anhand des Choralvorspiels «Nun komm, der Heiden Heiland» den Unterschied zwischen der nord- und der süddeutschen Orgeltradition des Barocks: Während diese noch relativ einfache Instrumente mit oft nur einem Manual und ohne Pedal bespielte, ermöglichte jene mit zwei, ja drei Manualen und viel Pedalarbeit farbigere und komplexere Musikstrukturen. Mit diesem Hinweis versehen, konnte auch das Laienohr beim Hören von Johann Pachelbel (aus Nürnberg) und Dieterich Buxtehude (aus Lübeck) die Stilvarianten des 18. Jahrhunderts gut unterscheiden.

Dazwischen stellten Maranta und Betschart gemeinsam den Hochbarock von Georg Philipp Telemann aus, der die Musikwelt des 18. Jahrhunderts massgeblich prägte. Im ersten Satz «Triste» war die Posaune gleichsam getrieben von melancholischer Unruhe und Schwere, während das darauffolgende marschierende «Allegro» von ihr schnelle, virtuose Läufe verlangte; das «Andante» war eine Art feierlich-besinnlicher Gottesdienst-Einzug; das «Vivace» des letzten Satzes wieder ein fröhlich rennendes Fangspiel.

Wechsel ins 19. und 20. Jahrhundert

Mit dem berühmten Orgelwerk «Suite Gothique» des französischen Spätromantikers Léon Boëllmann konnte Maranta der Orgel all das entlocken, wofür sie gebaut ist: gewaltiges kathedralenfüllendes Brausen mit echoartig leisen Repliken «wie von ferne» im Einleitungschoral; gefühlshafte Dissonanz-Harmonie-Wechsel in der «Prière à Notre Dame»; und schliesslich die populäre gotisch-düstere, vielstimmige Toccata, die zum Repertoire jeder Orgelvirtuosin gehört und in einem furiosen Finale verklingt.

Ursprünglich für Horn und Klavier komponiert, verbreitete das «Nocturno» von Franz Strauss, einem der angesehensten Waldhornvirtuosen des 19. Jahrhunderts und Vater von Richard Strauss, mit fast singbarer Melodie in der Posaune über den wellenartigen Läufen der Orgel sehnsüchtige Abendstimmung.

Gioachino Rossinis Arie «Cujus Animam» aus «Stabat Mater», einst von Franz Liszt für Posaune und Orgel arrangiert, ist eigentlich geistliche Musik, kam aber mit ihrem punktierten Rhythmus eher fröhlich hüpfend daher, um sich am Schluss ins ätherisch Schwebende zu verlieren.

Die dargebotenen Musikperlen samt sorgfältiger Kommentierung entlockten manchem Zuhörergesicht ein Lächeln. Ohne Zugabe ging es nicht, sodass Betschart und Maranta schliesslich noch «Sång till Lotta» des Schweden Jan Sandström aus dem Jahre 1991 aufspielten.

Am nächsten Konzert in der Pfarrkirche Menzingen am 11. Dezember, 11.15 Uhr, singt Sopranistin Carmela Conrad Marienlieder. An der Orgel sitzt Mirjam Wagner, Organistin des Klosters Einsiedeln.

Kommentare (0)