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Kolumne «Schnee von gestern»

Zurück von den Ferien – trotz Streik, Stromausfall und Ölteppich

Unser Autor ist kürzlich von Italien nach Luzern zurückgereist. Die Fahrt verlief nicht ganz nach Plan. 

Eine Woche bella Italia, Adria, 30 km oberhalb Rimini, direkt am Meer. Zum Service des Hotels gehört, dass man am Bahnhof abgeholt und am Ferienende auch wieder dorthin gefahren wird. Das dauert 10 bis 15 Minuten. Der Service wird wenig genutzt. Ich glaube, dass ausser uns alle Gäste mit dem eigenen Auto gekommen waren. Am Tag der Abreise, am letzten Sonntag, fand im Ort ein sportlicher Grossanlass statt, der Ironman Italy Emilia Romagna. Sicherheitshalber erkundigte sich die Hotelchefin am Vortag bei einem Taxifahrer, ob die Zufahrt zum Bahnhof trotzdem gewährleistet sei. Ja, sagt der Taxifahrer, die Zufahrt sei überhaupt kein Problem – nur würden keine Züge fahren. Sciopero. Streik.

Zunächst glaubte ich an eine perfide Masche des Täxelers, um unbedarfte Fahrgäste zu rekrutieren. Laut Online-Fahrplan von Trenitalia fuhren die Züge nämlich sehr wohl. Aber auf Websites steht noch vieles. Es wurde effektiv gestreikt. Immerhin, betroffen waren nur Regionalzüge. Der Frecciarossa ab Rimini nach Milano war nicht tangiert. Nur eben, zunächst mussten wir nach Rimini kommen. Das Taxi kostete 70 Euro. Der Fahrer kam für uns und unsere zwei Koffer mit einem stattlichen Kleinbus angerückt. Vielleicht, damit er selber gut Platz hat. Er war sehr füllig, sehr lockig auch – und sehr angenehm.

Der Frecciarossa (Roter Pfeil) ist ein Hochgeschwindigkeitszug. Es geht locker über 300 km/h. Meistens. Am letzten Sonntag kam es bald einmal zu einem «guasto all liena elettrica». Stromausfall. Ein Vorbote von dem, was uns bald täglich droht? «Guasto all liena elettrica» habe ich mir jedenfalls gemerkt. Irgendwie ging es dann trotzdem weiter, halt nicht mehr so Freccia-mässig. Der Anschlusszug Richtung Schweiz wurde verpasst. Wir nahmen den nächsten, vorerst nach Lugano, wo man uns zum Empfang einen Teppich ausgelegt hatte. Einen Ölteppich.

Auf dem Weg zur Unterführung war jemandem das kostbare Italien-Souvenir in Form einer oder mehrerer Flaschen Olio d’oliva aus der Tasche gefallen und zersplittert. Das Öl war wohl extra vergine. Ganz sicher war es extra glitschig. Ein SBB-Mann in giftgelber Weste schrie herum, um vor der Rutschgefahr zu warnen. Das war wichtig, denn in Lugano haben umsteigende Leute nur im Kopf, den wartenden Zug Richtung Norden zu erreichen. Die Umsteigezeit ist derart knapp bemessen, dass regelmässige Nutzer sich das Training für den nächsten Ironman ersparen können.

Anders als andere schafften wir die Öl-Überquerung unbeschadet. Wir hatten es nicht eilig, schnupperten vorerst dankbar noch etwas Luganeser Luft. Im Eurocity nach Zürich erfolgte zunächst die dringende Durchsage, man solle Sitzplätze nicht mit Gepäck belegen. Dann wurde verkündet, es gäbe nun keine Sitzplätze mehr – ausser ein paar in der 1. Klasse, die für alle freigegeben wurden. Den Run darauf kann man sich ausmalen. Ich hatte mir bereits zuvor an der Bistro-Theke einen Stehplatz gesichert, den mir niemand mehr streitig machte, zumal ich die Büchse Bier mit reichlich Trinkgeld beglich und danach vom gestressten Personal als einer der Ihren gesehen wurde.

In Arth-Goldau noch einmal umsteigen. Aber nicht bis zum (bitteren?) Ende. Wir liessen uns in Ebikon von einer Freundin abholen. Ebikon hat den Vorteil, dass es ruhiger zugeht als am Bahnhof Luzern, zudem schien mir Ebikon ein passender Ort, um den aufregenden Tag würdig abzurunden.

Die Hinreise war übrigens fast noch turbulenter verlaufen.

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