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Luzern

Zur Fasnacht wird Willisau von allen guten Geistern heimgesucht

Stephan Kneubühler, Meister der Karnöffelzunft Willisau, gibt einen Einblick in das mystische Treiben in seinem Heimatstädtchen.
Muss an der Kette von einem Wächter in Schach gehalten werden: das Stadttier. (Roger Grütter (19. Februar 2017))
Vor ihnen müssen sich Mädchen in Acht nehmen: Enzilochmannen. (Pius Amrein (24. Februar 2019))
Die «Ostergauer Moorsträggele» treiben ihr Unwesen. (Pius Amrein)

Alexander von Däniken

Alexander von Däniken

Alexander von Däniken

Unkundige staunen, wenn es sie zur Fasnachts nach Willisau verschlägt: Da zerrt ein mit Horn ausgestatteter Hund an der grossen Kette, dort poltern Gestalten aus Tannenzweigen über die Gassen. Die Fäden dieses Spektakels ziehen die Mitglieder der Karnöffelzunft. Als Zunftmeister amtiert in diesem Jahr Stephan Kneubühler.

Der 48-Jährige wird «Kneubi Schweiz» genannt: Der Spitzname rührt aus Fussballerzeiten. Seit 20 Jahren ist er Mitglied der Karnöffelzunft, deren Name einem jassähnlichen Kartenspiel gewidmet ist. «Die Willisauer Fasnacht ist gelebte Tradition, alle machen aktiv mit», sagt Kneubühler.

Ein Bauer gibt den Ton an

«Kneubi Schweiz» wurde beim Zunfteintritt der «Schilten Under» zugeordnet. Das kommt nicht von ungefähr, die Farbe steht für Arbeiter. Kneubühler hat eine Lehre als Maurer absolviert und sich zum Bauführer ausbilden lassen, mittlerweile arbeitet er als Mitinhaber und Betriebswirtschafter bei der Immobiliendienstleisterin Welcome Immobilien. Auch in der Zunft gilt der verheiratete Familienvater als Chrampfer; er war in verschiedenen OK tätig. Und er hielt 16 Jahre, mit der Hellebarde ausgerüstet, als Wächter das Stadttier an der kurzen Kette.

Womit wir bei den anfangs beschriebenen Geistern sind. Das Stadttier stellt einen Geisterhund dar und erinnert an einen bestraften Stadtbaumeister, der nach dem Stadtbrand 1471 sein Haus entgegen der Bauverordnung schöner gebaut und dabei die Baulinie missachtet hat. Zur Busse muss er einer alten Sage nach in den Fron-Fastennächten «unter abscheulichem Geschrei, das mit keinem anderen Ton vergleichbar ist und durch Mark und Bein geht», um die Stadtmauer wandeln. Der Nachtwächter muss darauf achten, dass das Tier keinen grossen Schaden anrichtet.

In der Karnöffelzunft bilden Stadttier und Wächter zusammen mit den Enzilochmanne eine Gruppe. Diese Wildmannen beruhen auf einer Sage, wonach in den Höhlen des Enzilochs im Napfgebiet Geister hausen, die zur Strafe für ihre Untaten dorthin verbannt wurden. «Noch heute statten wir jedes Jahr dem Enziloch einen Besuch ab, es ist wie eine Wallfahrt an diesen Kraftort», sagt Kneubühler.

Ebenfalls Geister aus einer Sage sind die Moorsträggele, die in der Ostergauer Moorlandschaft hausen sollen. Während der Fasnacht machen sie die Umgebung unsicher. Dabei müssen sich vor allem Mädchen in Acht nehmen: Wer sich auf einen Sträggelegesellen einlässt, muss ein Jahr im Moor verbringen.

Nicht in Geisterform treten die Willisauer Wöschwyber in Erscheinung, eine autonome Fasnachtsgruppe, die seit 1981 besteht und der Karnöffelzunft angegliedert ist. Ab und zu hört man zur Fasnacht ihr Jammern: «Wo wetten au d’Willisauer Wyber Windle wäsche, wenn d’Wiggere wysse Wy wär?» Weisswein und andere Getränke spielen auch an der Willisauer Fasnacht eine Rolle. Doch im Zentrum steht bei jedem Anlass etwas anderes, wie Kneubühler erklärt: «Die Tagwache am Schmudo mit seiner Wagenburg ist mystisch, die Städtlifasnacht, die am 16. Februar zum 25. Mal stattfindet, ist beeindruckend, das Sprüchlen humorvoll.»

Hinweis: Weitere Informationen gibt es unter www.karnoeffelzunft.ch und www.kneubi-schweiz.ch.

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