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Uri

Zupf- und Streichinstrument geben sich ein Tête-à-Tête in der Kollegikapelle

Sebastian Bohren, Violine, und Aljaz Cvirn, Gitarre, verzauberten in der fast voll besetzten Kollegikapelle mit einer Mischung aus Klassik, Romantik und einem Stück aus der Moderne.
Sebastian Bohren, Violine, und Aljaz Cvirn, Gitarre, bei ihrem Konzert in der Kollegikapelle. (Bild: Claudia Naujoks (Altdorf, 12. August 2022))

Claudia Naujoks

«Dieses perfekte Zusammenspiel – so unangestrengt und mit einer Leichtigkeit dieses schwierige Programm zu meistern», so Stimmen aus dem hingerissenen Publikum nach dem aussergewöhnlichen Kammerkonzert am vergangenen Freitag in der Kapelle der Kantonalen Mittelschule Uri in Altdorf, unterstützt von der Dätwyler Stiftung und organisiert vom Förderverein junger Musikerinnen und Musiker.

Den Anfang machte Niccolò Paganini (1782–1840) mit seiner Sonate D-Dur op. 64, Nr. 2, MS 112, die einzige Originalkomposition für Geige und Gitarre des Abends. Alle anderen Stücke sind von den Musikern selbst arrangiert worden.

Das perfekte Zusammenspiel zwischen den beiden und die Intensität ihres Spiels liessen den Funken vom ersten Ton an auf die Zuhörerschaft überspringen. So auch bei Franz Schuberts (1779–1828) Sonatine D-Dur, op. posth. 137, die sie an diesem Abend zum ersten Mal aufführten. Vor allem im zweiten, langsamen Satz in Moll setzt die Gitarre durch das andere Klangbild einen schönen Kontrapunkt. Aljaz Cvirn begleitete einfühlsam und ergänzte solistisch perfekt die melancholische Melodie.

Da die Noten des Schweizers Rudolf Kelterborn (1931–2021) erst zehn Tage vor dem Konzert eintrafen, entschieden sich die beiden für «Drei kleine Fantasien» des slowenischen Komponisten Marijan Lipovsek (1910–1995). Hier zeigte Bohren, dass Geigentöne nicht gleich Geigentöne sind: Wie aus einer anderen Welt mäandern kehlige, warme Klänge durch die akustisch wunderschön tragende und stimmungsvoll ausgeleuchtete Kapelle.

Ein Highlight jagt das andere

Wenn man unbedingt einen Höhepunkt im Konzert definierten wollte, denn es bestand eigentlich nur aus Highlights, könnte man Guiseppe Tartinis (1692–1770) «Teufelstrillersonate» nennen. Dieses Stück sei ein tolles Beispiel für gutes Marketing, informiert Sebastian Bohren, denn Tartini hätte überall herumerzählt, dass ihm der Teufel im Schlaf eine berührende, traurige Sonate mit unglaublicher Virtuosität vorgespielt habe, und als er aufgewacht sei, habe er sich daran zu erinnern versucht und komponierte drauf los. Er sagte, es sei wohl das Beste, das er je komponiert habe, aber es sei überhaupt nicht zu vergleichen mit der Musik, die der Teufel ihm vorgespielt habe. Trotz des hohen Tempos spielt Bohren mit überirdischer Präzision das temperamentvolle Stück.

Dann wurde es schwermütig: Béla Bartóks (1881–1945) Rumänische Tänze drücken das Nebeneinander von der Schwere und der Leichtigkeit des Lebens aus. Vor allem beim wilden Galopp im zweiten Satz sorgte die Gitarre für mitreissende Rhythmik und unterstrich das Tänzerische. Unmittelbar stiegen Bilder in bunten Trachten Tanzender vor dem inneren Auge auf. Auch hier zeigte Sebastian Bohren, welch filigrane Töne er seinem Instrument im Flageolett entlocken kann.

Nach «dem musikalischen Recycling» von Tartinis Tonübungen nach einem Thema von Corelli zu einem Stück durch Fritz Kreisler (1875–1962) – «Variationen über ein Thema von Corelli» – endete der offizielle Teil des Konzerts mit dem hochemotionalen Camille Saint Saens’ (1835–1921) Introduction et Rondo Capriccioso op. 28 und einer Zugabe von Franz Schubert, Valses nobles, D 969 (Op. 77) – No. 3. Mit feuchten Augen und Gänsehaut versehen, aber glücklich schwebte das Publikum nach Hause.

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