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Zuger Landammann Stephan Schleiss: Zuhause ist sein arbeitsfreier Raum

Stephan Schleiss (SVP) wird die nächsten zwei Jahre als Landammann die Zuger Regierung führen. Diese ist erstmals seit über 90 Jahren rein bürgerlich. Ihm wird die linke Meinung etwas fehlen.
Stephan Schleiss im Kantonsrat, nach der Wahl zum Landammann. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 20. Dezember 2018))

Harry Ziegler

Der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) führt seit dem 1. Januar als Landammann die Regierung des Kantons Zug. «Ich bin nicht gerade nervös, aber ich merke schon, dass da eine zusätzliche Aufgabe auf mich wartet», sagt der Steinhauser, der am 26. Dezember seinen 46. Geburtstag feiern konnte. Schleiss geht davon aus, dass der durch das Amt des Landammanns sicher zunehmende Mehraufwand vor allem innen anfallen werde. «Das heisst vor allem bei der Leitung der Regierungsratssitzungen», sagt Stephan Schleiss.

Es sei ein grosser Unterschied, ob man an einer Sitzung teilnehme oder diese leite. «Als Sitzungsleiter ist man sicher angespannter, wenn man schauen muss, dass die Sitzung vorwärts geht.» Man müsse vieles vorausnehmen, vorausahnen. «Bei welchem Geschäft kann Uneinigkeit herrschen? Wie lange lasse ich Diskussionen laufen, um einen Konsens zu finden? Ist ein Geschäft abstimmungsreif oder soll es zur Überarbeitung zurückgewiesen werden? Das sind Fragen, von denen man im Vorfeld bereits wissen muss, wie zu reagieren ist, wenn sie sich stellen.»

Als Regierungsrat habe man sich auf eine eintägige Sitzung in der Regel einen Tag der Vorbereitung widmen müssen. «Als Landammann sind dies wohl eher anderthalb Tage», ist sich Schleiss sicher.

Mehr Anlassbesuche liegen fast nicht drin

«Ich spüre eine hohe Erwartungshaltung des Kollegiums, dass alles korrekt, sauber und effizient läuft», sagt Schleiss. Er sei sich bewusst, dass es kaum Raum geben werde, um besondere politische Akzente zu setzen. «Ich werde nicht mehr Anlässe besuchen können, als ich es bereits tue.» Gewisse Abende seien reserviert für Fraktions- und andere Sitzungen. Schleiss ist neben seinem Amt als Landammann als Bildungsdirektor von Amtes wegen auch Präsident des Bildungsrates und des Hochschulrats oder der Kulturkommission. «Das findet auch alles noch statt.»

Viel eher sei es möglich eigene Akzente zu setzen, wenn man eine Kantonsregierung empfange oder mit der Gesamtregierung auswärts sei. «Man muss aber klar sehen, die Reichweite solcher Akzente ist begrenzt. Man wird kaum das Programm der Gesamtregierung mit ein paar Grussworten, die einem als Landammann zustehen, beeinflussen können», lacht der Landammann. Repräsentativer Höhepunkt im kommenden Jahr ist für den 46-jährigen Steinhauser das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest. «Darauf freue ich mich ungemein.»

Grosser Wechsel im Regierungsrat

An sich selber habe er hohe Erwartungen, sagt Schleiss. Vor allem, was die innere Zusammenarbeit betreffe. «Als Bürgerlicher, Freiheits- und Effizienzliebender möchte man natürlich die Sitzungen besonders straff führen und gleichzeitig die Formalitäten einhalten. Ich möchte mir gegenüber dem Gremium natürlich keine Blösse geben.» Zudem steht in der Regierung ein grosser Wechsel an. «Eine neue Kollegin und zwei neue Kollegen sind in den Regierungsrat zu integrieren.» Das bedeute intensive Teambildung, sagt der an der Universität Zürich ausgebildete Ökonom. Ein Termin dazu sei bereits fixiert.

Wertvolle Kritik am eigenen Geschäft

Stephan Schleiss nimmt nun die dritte Legislatur in Angriff. Zum ersten Mal seit über 90 Jahren ist die Zuger Linke nicht mehr in der Regierung vertreten. Nach dem Rücktritt von Frau Landammann Manuela Weichelt (ALG) schaffte es im Oktober 2018 weder die SP noch die Alternative-die Grünen (ALG) Weichelts Sitz zu verteidigen. «Ich habe die linke Meinung immer auch als Bereicherung empfunden. Wenn man in der Regierung arbeitet, dann steht die Parteiprofilierung hinten an. Man ist mit seiner Meinung nie alleine unterwegs und schliesslich muss man auch im Kantonsrat die entsprechenden Mehrheiten finden.»

«Bislang waren alle politischen Strömungen im Regierungsrat vertreten. Auf der linken Seite wird nun fehlen, dass ein Regierungsrat in seiner Fraktion Druck für die regierungsrätliche Lösung macht», sagt Stephan Schleiss.

Es war immer wertvoll, wenn das eigene Geschäft auch von linker Seite kritisch angeschaut worden sei. «Auch wenn wir in der Summe eigentlich immer bürgerliche Mehrheiten hatten.» Der linke Blick auf Gegenstände habe immer auch zur Abrundung von Vorlagen verholfen und so die Chancen auf Mehrheiten erhöht. «Dieser dezidierte linke Blick wird künftig fehlen.»

Wie sich das in der Regierung auswirken werde, wisse er nicht. «Ich werde da erst einige Erfahrungen sammeln müssen. Er könne sich vorstellen, dass einige fundamentale Diskussionen wegfallen, man sich aber stattdessen mehr in die Details verbeisse. Das werde die Zeit weisen. «Gegenüber dem Parlament dürfte es doch schwieriger werden. Nicht, weil die linken Fraktionen nun auf destruktive Opposition machen, sondern weil der dezidierte linke Blick beim Rundmachen von Vorlagen fehlt.»

Man wird sich schon überlegen müssen, wie man alle Fragen abbildet. «Bislang waren alle politischen Strömungen im Regierungsrat vertreten. Auf der linken Seite wird nun fehlen, dass ein Regierungsrat in seiner Fraktion Druck für die regierungsrätliche Lösung macht.»

Eines aber wird Stephan Schleiss auch als Landammann nicht machen: sich Arbeit nach Hause nehmen. «Ich bin in 10 Minuten mit dem Velo im Büro. Hier habe ich alles beieinander», sagt der passionierte Velofahrer. «Mein Zuhause ist und bleibt ein strikt arbeitsfreier Raum.»

Hinweis
Unsere Zeitung spricht in den ersten beiden Januarwochen mit Politikerinnen und Politikern, die 2019 eine neue oder zusätzliche Funktion übernehmen.

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