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Zug

Zuger Schule erfindet sich neu und schliesst ihr Internat

Auf das nächste Schuljahr gestaltet das Kollegium St. Michael seine Angebote um. Während das Internat geschlossen und keine neue Realklasse mehr geführt wird, gibt es künftig ein 10. Schuljahr.
Nachdem das Kollegium St.Michael im vergangenen Jahr die Infrastruktur modernisiert hat, werden nun auch die Schulangebote entsprechend angepasst. (Bild: Matthias Jurt (Zug, 6. Februar 2020))

Laura Sibold

Das Kollegium St.Michael hat in den letzten zwei Jahren seine Infrastruktur modernisiert. Im vergangenen Herbst konnte das renovierte Primar- und Oberstufenschulhaus samt einer neuen Schulküche, interaktiver Wandtafeln und neuer Lehrmittel eingeweiht werden. Auf das Schuljahr 2020/2021 gestaltet das Kollegium auch seine Angebote um. Gemäss einer Mitteilung will die private Tagesschule den Fokus neu auf die 5. und 6. Primarschule, die 1. bis 3. Sekundarschule und das 10. Schuljahr legen. Dafür wird das Internat geschlossen, ebenso wird es keine neue Realklasse mehr geben.

«Wir passen das Angebot nun den veränderten Bedürfnissen an», erklärt Barbara Hofstetter, Verwaltungsratspräsidentin des Kollegiums St. Michael. Sowohl im Internat als auch in der Realschule habe das Kollegium in den vergangenen Jahren einen stetigen Rückgang der Nachfrage festgestellt. So werden inzwischen in der 1. Realklasse nur noch sechs Schüler unterrichtet. Alle Realschüler könnten die obligatorische Schulzeit aber regulär beenden, betont Hofstetter.

Angebote sollen familiär und hochwertig bleiben

Während Internat und Realschule nicht mehr so gefragt seien, habe sich über die Jahre das Bedürfnis nach einem Brückenangebot herauskristallisiert. «Bei uns fehlte bisher ein Angebot zwischen der 3. Oberstufe und einer weiterführenden Schule oder einer Berufslehre. Ein solches 10. Schuljahr ist für viele Schülerinnen und Schüler, die noch Zeit brauchen, wichtig», erklärt Hofstetter. Entsprechend startet das Kollegium im August ein 10. Schuljahr. Bereits werden erste Gespräche mit interessierten Schülern geführt. Neben veränderten Bedürfnissen bemerke man auch, dass die Erwartungen der Eltern an eine Privatschule immer mehr ansteigen. Die Verwaltungsratspräsidentin verrät:

«Die Eltern wünschen sich nicht nur ein qualitativ hochstehendes Bildungsangebot, sondern auch eine möglichst individuelle Betreuung und ergänzende Dienstleistungen.»

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, habe der Verwaltungsrat die Weichen für die Zukunft gestellt. «Mit der neuen Angebotsstruktur können wir die Qualität unserer Leistungen steigern und die Tagesschule zukunftsfähig gestalten.» Derzeit besuchen rund 100 Schülerinnen und Schüler das Kollegium St. Michael, geführt werden eine gemischte 5./6. Primarklasse sowie sechs Oberstufenklassen. Laut Hofstetter soll die Tagesschule auch künftig familiär und übersichtlich bleiben, denn das werde von Eltern und Schülern gleichermassen geschätzt.

Auch das letzte Zuger Internat hat zu kämpfen

Mit der Schliessung des Internats am Kollegium St. Michael geht eine fast 150 Jahre alte Tradition zu Ende. So wurde das Internat seit 1872 geführt. Bald ist das Institut Montana Zugerberg die einzige Privatschule im Kanton Zug, die noch ein Internat führt. Er könne den Entscheid des Kollegiums St. Michael verstehen, bedaure ihn aber auch, sagt Alexander Biner, Direktor des Institutes Montana Zugerberg und Präsident des Verwaltungsrates: «Für die Rekrutierung und Weiterbildung wäre es vorteilhaft, wenn es mehr Internate geben würde. Denn der Internatsmarkt in der Schweiz stagniert generell.» Das Institut Montana habe den Vorteil, dass es weltweit rekrutieren könne, aber auch das sei in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Internatsbetreuung verursache vorwiegend Fixkosten, weshalb es eine gewisse Anzahl Schüler brauche, um diese zu decken, erklärt Biner. Zudem würden die zunehmenden gesetzlichen Auflagen immer höhere Kosten verursachen. Über die Gründe zum Rückgang der Internatsnachfrage können Biner und Hofstetter nur spekulieren. Es habe wohl mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun. «Heute scheinen die Kinder mehr mitzubestimmen, wo sie zur Schule gehen und übernachten möchten», so Hofstetter.

Dagegen lässt sich die sinkende Beliebtheit der Realschule nicht kantonal festmachen. Laut Bildungsdirektor Stephan Schleiss lag die Zuweisungsquote in den letzten Jahren im Schnitt bei rund 24 Prozent. «Ein Rückgang von Schülern, die nach der 6. Primar der Real zugewiesen werden, kann nicht bestätigt werden.» Die Frage, ob die Umstrukturierung am St. Michael Auswirkungen auf andere Bildungsangebote haben könnten, verneint der Regierungsrat. Das Kollegium bleibe ein privater Anbieter. «Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Das Kollegi und das öffentliche 10. Schuljahr sind beide innovativ unterwegs.»

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