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Zuger Neujahrsblatt: eine grosse Bandbreite und doch ganz persönlich

«Zug - persönlich», so lautet der Titel der diesjährigen Ausgabe des Zuger Neujahrsblatts. Bei einer Talk-Runde am Mittwochabend in der Kapelle des Kollegiums St. Michael machten die Autoren gwunderig auf die Ausgabe 2019.
Freuen sich über die neue Ausgabe, von links: Dieter Müller (Redaktion), Sabine Sauter-Bader (Präsidentin Kommission Zuger Neujahrsblatt), Markus Peyer und Sandro Zorzenone (beide Designer). (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 21.November 2018))

Christian Tschümperlin

Die Geschichte schreibt sich bekanntlich nicht von selbst. Sie wird geschrieben von vielen mutigen Persönlichkeiten. Und so heisst die Ausgabe 2019 des Zuger Neujahrsblatt «Zug – persönlich». Die Traditionspublikation der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug wagt einen Streifzug durch die Zuger Geschichte, deren Gegenwart und Zukunft.

Am Podium, das am Mittwochabend, 21. November, stattfand, liess Redaktor Dieter Müller durchblicken, dass die Themenbreite bei manchen Autoren anfänglich mit Kritik aufgenommen wurde. «Das ist ein Himmelfahrtskommando, sagte mir einer», so Müller. Nach der Vernissage können nun aber auch die Kritiker beruhigt schlafen. Interessant, erhellend und teilweise amüsant, führt das Neujahrsblatt mit vielen biografischen Bezügen durch die Zuger Vergangenheit. «Es ist nicht eine kurze Geschichte der Menschheit», sagte Müller mit Anspielung auf Yuval Noah Hararis gleichnamigen Bestseller, «sondern eine kurze Geschichte des Kantons Zug». Den Bezug zu Gegenwart und Zukunft stellen zeitgenössische Protagonisten her. In kontroversen und spannenden Dialogen sprechen sie jeweils über Wirtschaft, Politik, Gesellschaft sowie Soziales, Kunst und Kultur.

Eine «extravagante Fotografin» und wieso es keine grosse Arbeiterbewegung gab

In die Zuger Geschichte eingegangen ist zum Beispiel Katharina Weiss (1834 – 1911) und das zu einer Zeit, in der vor allem Männer dominieren. Sie war eine «extravagante Fotografin», von der die ältesten bekannten Fotografien der Stadt Zug stammen, wie Historikerin Mercedes Lämmler am Podium zu berichten wusste. Damals war es unverheirateten Frauen erstmals möglich, einem Beruf nachzugehen. Und dies tat Weiss sehr erfolgreich. In der Kollermühle aufgewachsen, konnte sie sich bald ein Haus im Chalet-Stil im Zentrum der Stadt bauen lassen.

Den politischen Begebenheiten im Kanton ging Journalist Falco Meyer auf den Grund. Dabei stiess er auf einen Anachronismus: Obschon Zug zum ersten industrialisierten Kanton der Zentralschweiz wurde, kam nie eine starke Arbeiterbewegung auf. «Im Gespräch mit Jo Lang erklärt dieser, dass dies an den dichten Zuger Netzwerken lag», so Meyer. Viele Fabrikarbeiter seien Bauernsöhne gewesen, die sich regelmässig in der Beiz oder beim Verein trafen.

Viel Applaus spendete das Publikum dem Gründungsrektor der pädagogischen Hochschule Zug Carl Bossard. Auf die Frage von Moderator Remo Hegglin, ob es in Zeiten, in denen humane Werte verloren gehen, eine Aufklärung 2.0 brauche, hielt dieser ein leidenschaftliches Plädoyer für die humanistische Bildung. «Der humanistische Gedanke, wie ihn etwa Wilhelm von Humboldt prägte, verschwindet bei uns. Man sieht es an der Bildungssprache, die zunehmend militant wird, man spricht etwa von der Bildungsoffensive», so Bossard. Es fielen Stichworte wie Digitalisierung oder Ökonomisierung, es fehle aber eine Humanisierung. Das sei Zeichen einer egomanen Bildung, nicht einer humanen Bildung. «Ich plädiere für eine Rückkehr zur Humanität», so Bossard.

Das Zuger Neujahrsblatt 2019 ist zu bekommen bei der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug in Cham unter der Telefonnummer 041 748 22 33 oder per E-Mail an: sekretariat@ggz.ch sowie im Zuger Buchhandel.

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