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Zug

Zuger Baudirektor Florian Weber: «Für die Tangente fahre ich sogar Umwege»

Im Frühjahr 2021 wird die Tangente Zug/Baar eröffnet. Dann soll der Verkehr von den Berggemeinden hauptsächlich über die neue Strasse rollen. Die Arbeiten und die Finanzen des Grossprojekts sind auf Kurs, wie der FDP-Regierungsrat bestätigt.
Der Bau des Geissbüel-Tunnels im März 2018. (Stefan Kaiser (Baar, 28. März 2018))
Florian Weber, Baudirektor des Kantons Zug. (Bild: Christian Herbert Hildebrand)

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Im Juni 2016 war der Spatenstich der Tangente. Seither wird fast ununterbrochen gebaut. Welche Arbeiten sind momentan im Gang?Florian Weber: Im Bau ist im Moment die Rigistrasse zwischen Inwil und dem Tunnel Geissbüel. Seit ein paar Wochen wird auch die Verlängerung der Inwilerriedstrasse, die dereinst als Anschluss und Zubringer der Tangente fungiert, gebaut. Auch zahlreiche Umgebungsarbeiten und Rückbauten werden ausgeführt. Bald beginnt die Inbetriebnahme. Damit sind Tests, Rettungsübungen und Kontrollen gemeint. Ein grosses Augenmerk wird dabei auf den Betrieb des Geissbüel-Tunnels gelegt.Über zehn Jahre nach dem Ja zur Strasse, die die Zuger Berggemeinden direkt mit dem Autobahnanschluss in Baar verbinden wird, ist die Eröffnung der neuen Strasse endlich greifbar nahe. Die Ziellinie ist zu sehen, das bereitet mir grosse Freude. Ist doch bereits vor 15 Jahren mit der Planung und vor fünf Jahren mit dem Bau der Tangente begonnen worden:Für die Anwohner war die Dauerbaustelle bestimmt nicht immer angenehm. Gab es viele Reaktionen aus der Nachbarschaft?Es gibt bei Bauwerken immer Reaktionen – positive wie negative. An dieser Stelle möchte ich einen Dank für das Verständnis an all jene aussprechen, die wegen des Baus der Tangente irgendwelche Unannehmlichkeiten hinnehmen mussten oder noch müssen. Dass es bei Bauarbeiten zu Emissionen kommt, lässt sich leider nicht vermeiden. Wir haben bislang unser Möglichstes getan, damit der Lärm auf ein Minimum reduziert werden konnte.Tauchten während der Bauzeit unerwartete Schwierigkeiten auf?Nein, es gab keine Überraschungen. Vielmehr sind die Prognosen und Erwartungen auch bezüglich anspruchsvoller Arbeiten eingetroffen.Hat sich die Coronasituation auch auf die Baustelle ausgewirkt?Glücklicherweise nur geringfügig. Die Arbeiten schreiten zügig voran. Selbstverständlich müssen wir Abstandsregeln beachten, Hygienemassnahmen mussten eingeführt werden und gewisse Abläufe angepasst werden.Bald wird die Tangente für die Bevölkerung freigegeben. Ist eine offizielle Eröffnung geplant?Ich kann und will nicht allzu viel verraten. Nur so viel: Es ist geplant, die Tangente Zug/Baar am Donnerstagmorgen, 24.6.2021, zu eröffnen. Am Wochenende zuvor soll der gelungene Schluss der Bauarbeiten mit einem Fest für das Volk gebührend gefeiert werden.Sie sind nahe am Projekt dran, hatten Sie die Möglichkeit, die Tangente schon zu befahren?Als Baudirektor bin ich natürlich sehr interessiert am Baufortschritt der Tangente und statte dieser deshalb regelmässig einen Besuch ab. Ehrlich gesagt, fahre ich hie und da sogar einen kleinen Umweg, um mich auf den neuesten Stand unseres Bauwerks zu bringen.Sie sind sozusagen in der Position des ausführenden Baudirektors. Zuvor waren Heinz Tännler und Urs Hürlimann für das Projekt zuständig. Sind Sie mit der Vorarbeit zufrieden?Das Projekt ist gut betreut worden. Es handelt sich hier für Zug quasi um ein Jahrhundertprojekt.Laut Prognosen sollen sich rund 90 Prozent des Verkehrs von den Berggemeinden auf die Tangente verlagern.Die Tangente ist einerseits eine Umfahrung von Zug und Baar, die in den beiden bevölkerungsreichsten Gemeinden des Kantons den Transitverkehr verringert. Für die Neuheimer, Menzinger und Ägerer bringt sie andererseits einen direkten Zugang ans Autobahnnetz. Die Strasse wird den Verkehr messbar beeinflussen. Wir gehen noch immer von den Zahlen des Auflageprojekts aus, die eine markante Entlastung der Ägeristrasse in Zug und Baar ausweisen. Auf dem neuen Abschnitt zwischen der Zugerstrasse und dem Kreisel Rigistrasse sollen dereinst täglich rund 22000 Fahrzeuge verkehren.Welche flankierenden Massnahmen sind geplant? In der Stadt Zug etwa ist ein entsprechender Vorstoss hängig.Gemäss dem Auflageprojekt gibt es einen Riegel auf der Inwilerriedstrasse. Zudem wird die Fahrt von und nach Inwil aus dem Quartier Loreto unterbunden. Beim Margel dosiert ausserdem eine Lichtsignalanlage die Zu- und Abfahrt auf die Tangente. Ob und was die Stadt Zug und auch Baar auf ihren Gemeindestrassen zusätzlich noch flankieren wollen, liegt in deren Kompetenzen. Die Tangente ist kein Einzelprojekt. Sie gehört zusammen mit der Nordzufahrt der Umfahrung Cham/Hünenberg (UCH) zur Gesamtverkehrsstrategie des Kantons. Bei der UCH stockt es seit Jahren. Mit der Inbetriebnahme der Tangente ist der Fortschritt in greifbarer Nähe. Die UCH ist im Moment noch durch eine Einsprache blockiert. Über diese wird das Bundesgericht hoffentlich bald entscheiden.201 Millionen Franken wurden für die Realisierung der Tangente eingerechnet. Wie sehen die Finanzen aus?In der Baudirektion können sie rechnen. Diese Feststellung ist bereits zu einer Binsenwahrheit geworden und zeigt sich erneut bei der Tangente Zug/Baar. Klar ist: Die budgetierten Kosten werden nicht überschritten. Im Moment rechnen wir mit Kosten von rund 160 Millionen Franken. Zum Bauprojekt gehört viel mehr als der Bau der Strasse. Flüsse wurden ausgedolt, ein Tunnel gebaut, Lärmschutzwände und Radwege erstellt. Wie viele Unternehmen waren daran beteiligt?Insgesamt sind es rund 60 Unternehmen. Dabei handelt es sich bei mehr als der Hälfte um Zuger Firmen. Es muss aber angemerkt werden, dass wir selbstverständlich die vorgeschriebenen öffentlichen Submissionen durchgeführt haben.
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