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Zug

«Zuger Ansichten»: Wenn die Worte fehlen!

Mitte-Kantonsrätin Manuela Käch schreibt darüber, wie der Krieg sprachlos macht.

Selten wie nie ist es mir schwergefallen, diese Kolumne zu schreiben. Immer wieder habe ich begonnen, wieder gelöscht, geändert und verworfen. Der Abgabetermin rückte näher und näher, die Seite blieb weiss.

Ich wollte eigentlich über den täglichen Spagat von Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Alltag von berufstätigen Müttern und Vätern schreiben. Wie wenig verlässlich die schulergänzende Betreuung auch im Jahre 2022 ist, weil die Nachfrage in vielen Gemeinden das Angebot übersteigt, die Ferien nur ansatzweise abgedeckt sind und der Spiessrutenlauf für einen Betreuungsplatz jährlich mit dem Einflattern der Stundenpläne von neuem beginnt.

Oder ich wollte über die grossartige Schweizer Errungenschaft des dualen Bildungssystems schreiben: Ausbildungen auf höchstem Bildungsniveau mit direktem Zugang zum Arbeitsmarkt – in meinen Augen der Königsweg im Kampf gegen den Fachkräftemangel, vor allem in vielen gewerblichen Berufen. Leider immer mehr verkannt. Es fehlt an Lernenden und damit künftig an gut ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerkern. Mit fatalen Folgen für die Zukunft von handwerklichen Betrieben und damit am Ende des Tages auch für jeden einzelnen von uns. Wir Politikerinnen und Politiker sind dringend gefordert, den dualen Bildungsweg aktiv zu fördern und attraktive Rahmenbedingungen gemeinsam mit dem lokalen Gewerbe zu schaffen.

Ich hätte noch so viel schreiben wollen, aber die Realität holt mich ein. Vieles wird nichtig, alles macht sprachlos. Bilder von flüchtenden Menschen, von herzzerreissenden Szenen an den Grenzen, von der unsäglichen Zerstörungswut lassen mich traurig und wütend zurück. Mir fehlen die Worte. Mehr denn je ist es wichtig, für unsere Kinder und künftige Generationen verantwortungsvoll und weitsichtig die Weichen zu stellen für einen attraktiven Lebensraum, für eine hohe Bildungsqualität, für eine friedliche, demokratisch geprägte Zukunft.

Starke Kinder werden starke und verantwortungsvolle Persönlichkeiten. Ihnen gehört die Zukunft, ihnen müssen wir Vorbilder sein, müssen sie begleiten und stärken. Denn, «im Hause muss beginnen, was blühen soll im Vaterland» wusste schon Jeremias Gotthelf vor über 150 Jahren. An Bedeutung hat das Sprichwort nichts verloren – im Gegenteil.

In der Kolumne «Zuger Ansichten» äussern sich Kantonsrätinnen und Kantonsräte zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.

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