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Zug

«Zuger Ansichten»: Es ist genug Ehe für alle da

Kantonsrätin Isabel Liniger zur bevorstehenden eidgenössischen Abstimmung.

Am 26. September stimmen wir über die Ehe für alle ab. Das Gesetz soll geändert werden, um die Ehe für alle Paare, unabhängig ihrer sexuellen Orientierung, zugänglich zu machen.

Heute ist es gleichgeschlechtlichen Paaren in der Schweiz nicht möglich, zu heiraten. Obwohl für sie seit 2007 die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft besteht, die der Ehe zwar ähnlich ist, kommt dieser Verbindung weder symbolisch noch rechtlich die gleiche Stellung zu. Deshalb hat im vergangenen Jahr das Parlament die Vorlage für die Ehe für alle deutlich angenommen und beschlossen, die bestehende Ungleichbehandlung zu beseitigen. Dagegen wurde ein Referendum ergriffen. Deshalb liegt es nun an uns, diesen wichtigen und längst überfälligen Schritt für unsere Gesellschaft zu ermöglichen.

Häufig stellt sich heraus, dass manchen der Unterschied zwischen der Ehe und der eingetragenen Partnerschaft nicht ganz klar ist. Primär ist die Ehe mit Rechten verbunden, die bei der eingetragenen Partnerschaft nicht bestehen. Neben vermögensrechtlichen Aspekten, der Witwenrente oder der erleichterten Einbürgerung, betreffen sie auch das Familienleben, konkret die Adoption und den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin. Diese Rechte werden mit dem Ja zur Ehe für alle aber nicht neu geschaffen. Sie bestehen bereits heute – nur eben nicht für alle.

Das scheint denn auch der grösste Stein des Anstosses für die Gegner: Sie sehen das Privileg «Ehe» nur für Mann und Frau gegeben und befürchten mit der Samenspende für lesbische Paare (die es wie gesagt bereits für heterosexuelle Paare gibt mit dem gleichen Kinderwunsch!) «Vaterlosigkeit» und «Identitätsprobleme» von betroffenen Kindern. So glauben sie, mit einem Nein zum Gesetz, etwas für das Kindeswohl zu tun. Dass dieses nicht vom Geschlecht, der Sexualität der Eltern oder der Familienform abhängt, verkennen sie. Denn die Realität in der Schweiz sieht anders aus: Bereits heute wachsen Kinder mit zwei Müttern oder zwei Vätern auf, mit einem alleinerziehenden Elternteil, mit Stiefvater oder Adoptivmutter, ohne Eltern oder in einer ganz anderen Konstellation. Ihr Wohlergehen hängt von der Zuwendung und Fürsorge ihrer Eltern und ihres Umfeldes ab.

Da sich aber heute lesbische Paare, im Gegensatz zu heterosexuellen, teils im Ausland oder auf anderen Wegen Zugang zur (anonymen) Samenspende verschaffen müssen, bedeutet ein Ja zur Ehe für alle eine rechtliche Besserstellung für die Kinder. Denn in der Schweiz ist die anonyme Spende verboten und das Recht der Kinder auf ihre Identität gewährleistet.

Die Vorlage geniesst in der Bevölkerung bereits breite Unterstützung und auch Bundesrat und Parlament empfehlen ein Ja. Ausserdem liegt laut einer Umfrage das Ja-Lager derzeit deutlich vorne. Aus der Vergangenheit wissen wir jedoch, dass vorzeitige Trendrechnungen gefährlich sein können und kein Garant für ein Obsiegen sind. Gerade weil man sich in falscher Sicherheit wähnt, ist es besonders wichtig abstimmen zu gehen und sein Umfeld dazu zu motivieren.

Die Ehe für alle ist ein wichtiger und längst überfälliger Schritt, um alle Menschen gleichzustellen und der gesellschaftlichen Realität Rechnung zu tragen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jedes Paar, egal welcher sexueller Orientierung, selbstbestimmt über seine Partnerschaft entscheiden und diese rechtlich regeln können soll. Deshalb braucht es ein deutliches Ja für die Gleichstellung, ein Ja zu gleichen Rechten und Pflichten für uns alle. Es ist Zeit für ein deutliches Zeichen, gerade auch aus Zug!

Hinweis: In der Kolumne «Zuger Ansichten» äussern sich Kantonsrätinnen und Kantonsräte zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.

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