notifications
Zug

Zweimal Menü eins bitte

Unserer Redaktorin erzählt, wie die Vorschriften aufgrund der Coronapandemie ein Rekrutenleben einfacher machen können.
Cornelia Bisch, Redaktorin

Cornelia Bisch

Mir wurde jüngst die amüsante kleine Gaunerei eines jungen Rekruten zugetragen, die ich mit Ihnen, liebe Leser, heute teilen möchte. Der kräftige 20-Jährige, nennen wir ihn Paul, tat seinen Dienst mit Pflichtgefühl und ohne zu murren, selbst wenn sich ihm der Sinn der ihm gestellten Aufgaben nicht immer erschloss und er allerlei Widrigkeiten über sich ergehen lassen musste.

Gesegnet mit einem üppigen Appetit und einer Verbrennung, um die ihn jedes Model innig beneiden würde, quälte Paul während seiner militärischen Ausbildung nur eine einzige grosse Sorge: Er bekam nicht genug zu essen.

Wie er es auch anstellte, entweder fehlte ihm die Zeit, um ordentlich reinzuhauen, oder der Küchenchef geizte mit den nötigen Kalorien. Im Verlauf der Wochen entdeckte Paul, dass Letzterer grosszügiger war, je später man sich zu Tisch setzte, da er Reste ebenso wenig zu mögen schien, wie gierige Rekruten. Nur blöd, wenn der Schuss nach hinten losging und gar nichts mehr übrig blieb. Dann rettete nur noch der Griff in die sogenannte Zwipf-Kiste, was – wie ich mir erklären liess – Zwischenverpflegung bedeutet, den Bedauernswerten vor dem sicheren Hungertod.

Die Lösung kam mit der Verschärfung der Coronamassnahmen. Es wurde entschieden, dass die Kompanie künftig zwecks Abstandhaltens in zwei verschiedenen Sälen dinieren solle.

Paul dachte scharf nach, erkannte seine Chance und änderte seine Strategie. Er stellte sich künftig als einer der Ersten in die Warteschlange des ihm zugewiesenen Speisesaals, legte beim Essen etwas Tempo zu und wiederholte anschliessend dasselbe Prozedere mit Unschuldsmiene und hungrigem Blick im nächsten Saal. Zugute kam ihm die Tragepflicht einer Maske, welche in Kombination mit der Uniform sämtliche jungen Männer in kaum zu unterscheidende Einheitsrekruten verwandelte.

Von da an zeigte Paul erst richtig, wozu er – angemessen gestärkt – in der Lage war, packte überall kräftig mit an, tat mehr als seine Pflicht und war während des Rests seiner Ausbildungszeit beliebter Kamerad und viel gelobter Rekrutenschüler.

Kommentare (0)