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Zug und Menzingen: Im Schnitt zwei Schüler mehr pro Kantiklasse

Die durchschnittliche Zahl der Schüler in den Mittelschulklassen soll erhöht werden, um das Defizit des Kantons zu entlasten. Der Lehrerverein wehrt sich dagegen. Resultate aus der Forschung sprechen allerdings dafür.
Die Kantonsschule Zug. (Bild: Stefan Kaiser, 28. Februar 2018)

Wolfgang Meyer

Das Sparpaket «Finanzen 2019» des Kantons Zug umfasst 385 Massnahmen. Für 24 davon braucht es die Zustimmung des Kantonsrats. Unter anderem wird dieser sich in nächster Zeit auch mit der Erhöhung der Klassengrössen an Mittelschulen auseinandersetzen, um im Bildungsbereich zu sparen. Das betrifft die beiden Kantonsschulen sowie die Wirtschafts- und die Fachmittelschule. «Kosten im Bildungsbereich können grundsätzlich fast nur über das Personal gesenkt werden, da dieses rund 85 Prozent der Gesamtkosten ausmacht», sagt der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP).

Grössere Klassen bedeuteten sinkende Unterrichtsqualität und Mehrbelastung für die Lehrerpersonen. So argumentiert die Präsidentin des Lehrervereins Zug (LVZ), Barbara Kurth-Weimer. «Ausserdem befürchten wir mit einem Ja zur Erhöhung der Durchschnittsgrössen einen schleichenden Trend auszulösen, der in die falsche Richtung führt.» Bereits im 2016 von der Stimmbevölkerung abgelehnten Entlastungsprogramm 2015-2018 sollte die Richtzahl der Klassengrösse von 18 auf 19 Schüler erhöht werden. Nun soll sie auf 20 steigen.

Ein Wert über alle Klassen hinweg

Stephan Schleiss sagt: «Zug hat im Schweizer Vergleich auch mit einer Durchschnittsgrösse von 20 Schülern eher kleine Klassen.» Die Erhöhung sei marginal und die damit verbundenen Einsparungen rechtfertigen seiner Meinung nach den Eingriff. «Grundsätzlich habe ich grosses Vertrauen in das Wort unseres Bildungsdirektors. Der LVZ sagte deshalb Ja zu der geplanten Erhöhung von 18 auf 19. Nun soll auf 20 erhöht werden – damit sind wir nicht einverstanden», sagt die LVZ-Präsidentin Barbara Kurth-Weimer dazu.

Die Bestimmung über die Klassengrösse soll eine weitere Änderung bringen: Die aktuelle Zahl von 18 Schülern ist als Richtwert für die jeweiligen Klassen zu verstehen. Klassengrössen sollten im Einzelnen gesehen ungefähr der Richtzahl entsprechen. Die neue Regelung sieht einen Durchschnittswert über das gesamte Schulhaus vor. Neu soll also über alle Klassen hinweg eine durchschnittliche Grösse von 20 Schülern erreicht werden. «Dadurch lassen sich kleinere Klassen mit etwa wenig nachgefragten Wahlfächern über grössere Klassen ausgleichen», erklärt der Bildungsdirektor. «Dass kaum nachgefragte Wahlfächer wie etwa Latein auch in Zukunft immer angeboten werden können, lässt sich aber nicht garantieren», führt er aus. Was von den Schülern nicht genügend nachgefragt wird, müsse aus dem Angebot gestrichen oder zum Pflichtfach gemacht werden.

Studien zeigen kaum Auswirkungen auf Schüler

Der Lehrerverband Zug befürchtet bei einer Erhöhung der durchschnittlichen Schülerzahl neben Mehraufwand auch Qualitätseinbussen im Unterricht. Die Forschung zeigt aber in eine andere Richtung: Der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, Stefan C. Wolter, sagt auf Anfrage, dass es zwei Stränge von Ergebnissen gibt. Der erste zeige keine Auswirkungen auf die Schülerleistungen bei einer Variation der Schülerzahlen im Bereich von zwei – egal, ob mehr oder weniger. Der andere Strang fände bei grösseren Variationen der Schülerzahl zwar Effekte, die aber in der Regel sehr klein ausfielen.

Deshalb habe sich in der Forschung der Konsens durchgesetzt, dass Klassengrössenreduktionen selbst im besten Fall so wenig bringen, dass sie die steigenden Kosten nicht wert wären. Wichtiger als Durchschnittsgrössen sei, die Klassengrössen den Leistungen der Schülerinnen anzupassen: Je schlechter die Leistungen der Schüler in einer Klasse, desto kleiner sollte die optimale Grösse sein.

Allerdings, sagt Wolter: «Die Forschung, die wir gemacht haben, zeigt jedoch, dass die Bürger selbst immer kleinere Klassen präferieren, auch wenn die Opportunitätskosten hoch sind. Der Durchschnittsbürger stimmt also in seinen Präferenzen nicht mit den Forschungsergebnissen überein.»

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