notifications
Zug

Zuger Fasnächtler beweisen Kreativität und planen alternative Events

Eine Fasnacht ohne Publikum – darauf bereiten sich die Vereine momentan vor. Zwischen manchen Gemeinden finden zuvor kaum für möglich gehaltene Annäherungen statt.
Menschenansammlungen wie hier beim letztjährigen Fasnachtsumzug durch den Dorfkern von Baar sind für die kommende Fasnacht undenkbar. (Bild: Matthias Jurt (23. Februar 2020))

Carmen Rogenmoser

Fast unbemerkt ist der 11. November – der offizielle Fasnachtsanfang – ans uns vorbeigegangen. Erst im Nachhinein meldete etwa die Zunft der Letzibuzäli, die an diesem Datum in der Regel ihren neuen Prinzen vorstellen, dass ein Grüppchen auf die Fasnacht 2021 angestossen hat. Denn stattfinden soll sie – darin sind sich die Verantwortlichen der verschiedenen Zuger Fasnachtsgesellschaften und Fasnachtsorganisationen einig. Mitte September wurde verkündet, dass Grossanlässe wie Umzüge und Maskenbälle zwar nicht veranstaltet werden, es für kleinere Anlässe aber Raum gibt.

Dafür wird gegenwärtig im Hintergrund gearbeitet, geplant und gehofft. Mit zuvor unantastbaren Traditionen wird gebrochen, neue Ideen lanciert. Einige Beispiele von Zuger Fasnachtsvereinen zeigt den momentanen Planungsstand für Aktivitäten, die sich hauptsächlich auf die Fasnachtswoche vom Schmutzigen Donnerstag, 11. Februar, bis zum Güdeldienstag, 16. Februar, konzentrieren:

«Bei uns sind Bewilligungsverfahren für Tätigkeiten am Laufen», sagt Richard Rüegg, Zunftmeister der Zuger Letzibuzäli. Eine Auflage sei etwa, dass Veranstaltungen nicht öffentlich publiziert werden. «Damit es keine Ansammlungen von Menschen gibt», erklärt er.

«Unser Ziel ist es, dass wir am Fasnachtssamstag hier und dort in der Stadt auftreten können und etwas fasnächtliche Stimmung verbreiten.»

Dazu werde mit den Organisatoren der Chesslete zusammengearbeitet. Sicherheit bietet aber auch eine Bewilligung nicht, denn diese könnte bis kurz vor dem Beginn einer Veranstaltung zurückgezogen werden. Die Zeichen der Stadtverwaltung seien jedoch eindeutig: «Die öffentliche Hand ist froh, wenn etwas Offizielles organisiert wird und es nicht zu wilden Aktionen kommt», so Rüegg. Die Situation sei verzwickt.

Gesundheit steht über dem fasnächtlichen Vergnügen

Ähnlich tönt es aus Baar, wo dieses Jahr kein neuer Räbevater inthronisiert wird. «Die Baarer Fasnachtsvereine diskutieren gemeinsam über mögliche Ideen, eine Fasnacht in gewisser Form stattfinden zu lassen», sagt Reto Herger, Präsident der Fasnachtsgesellschaft. Unter den gegebenen Umständen sei das ein äusserst schwieriges Unterfangen. Während des Fasnachtswochenendes könnten Platzkonzerte von Guggenmusiken in der ganzen Gemeinde zu hören sein.

«Oder in den Restaurants kann ein kleinere, geregelte Beizenfasnacht stattfinden. Diese Ideen sind aber angesichts der aktuellen Vorgabe noch sehr in der Schwebe.»

Wichtig sei, dass wilde Alternative in Absprache mit allen beteiligten Vereinen geschehe. «Wenn eine Fasnacht im kleinen aber feinen Rahmen unter Coronabedingungen möglich sein wird, soll dies eine Fasnacht von Baar für Baar werden», so Reto Herger. Inwil mit der Fröschenzunft und Allenwinden mit dem Faschall gehörten selbstverständlich dazu. In der Gemeinde wird auch die Idee eines «Solidaritäts-Fasnachtspakets» geprüft, führt Herger aus. Damit sollen die während dieser Fasnacht finanziell benachteiligten Vereine aus Baar, Inwil und Allenwinden unterstützt werden. «Eines ist bei diesen Fragen und Unklarheiten jedoch klar», so der Präsident. «Die Gesundheit der Leute steht über dem fasnächtlichen Vergnügen. So werden allfällige Aktivitäten oder Alternativen immer unter Einhaltung und Berücksichtigung der geltenden Massnahmen stattfinden.»

«Nacht und Nebel-Aktionen» und Glück im Unglück

Im Ägerital hat ebenfalls bereits ein Austausch zwischen den verschiedenen Fasnachtsgesellschaften stattgefunden. «Sodass wir eine einheitliche Strategie fahren», wie Marin Rust, der neue Legorenvater aus Oberägeri, sagt. Noch gibt es keine konkreten Informationen. «Wir müssen die Lage im Januar beurteilen und dann entscheiden.» Diskutiert werden im Legorenrat auch allfällige «Nacht-und-Nebel-Aktionen» – oder das Nutzen digitaler Technologien, etwa bei der Verbreitung des alljährlichen Bühnenspiels. Die Situation ist auch finanziell nicht leicht, erwirtschaften viele Fasnachtsgesellschaften ihr Einkommen doch durch Bälle und grosse Anlässe. Martin Rust meint dazu: «Wir versuchen, die Kosten möglichst tief zu halten. Wenn wir keinen Umzug machen, sind die Ausgaben auch nicht so hoch.» Auf das Betteln an den Haustüren werde nicht verzichtet. Diese Einnahmen fliessen in die Kinderbescherung, die auch in irgendeiner Form durchgeführt werden soll.

Was in Wylägeri – dem fasnächtlichen Unterägeri – am Fasnachtswochenende laufen wird, wird auch im Januar entschieden, wie Dominik Iten, der bei der Fasnachtsgesellschaft für die Kommunikation zuständig ist, mitteilt. Auch er betont, dass eng mit den Gesellschaften aus Oberägeri, Morgarten und Alosen zusammengearbeitet werde. «Das gilt schon fast als historisches Ereignis», meint er augenzwinkernd. So schafft die schwierige Situation immerhin Nährboden für eine bisher kaum vorstellbare Zusammenarbeit.

In Walchwil sind traditionelle Anlässe wie der Schiessvereinssamstag (SVS) oder der Füürwehrball abgesagt. «Eventuell wird der SVS dezentral stattfinden: Die Rigler und die Sechsermusik werden Musik im Dorf machen, und die Fasnachtsgesellschaft und Hudiväter werden auch um die Häuser ziehen», sagt Patrick Willemsen, Präsident der Fasnachtsgesellschaft. Zudem soll die Kinderfasnacht in einer noch festzulegenden Art stattfinden. Definitiv entschieden werde das im Januar. «Wir haben Glück im Unglück, dass wir uns nicht im ‹Hudivater-Jahr› befinden», freut sich Willemsen. Finanziell könne das Jahr überbrückt werden. Willemsen erläutert:

«Die Walchwiler Einwohner unterstützen uns immer sehr grosszügig. Das wird sich wohl auch mit der Coronapandemie nicht ändern.»

Energie soll nicht in Schutzkonzepte gesteckt werden

Innovativ zeigt sich die Eichezunft in Hünenberg: Vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Güdeldienstag soll täglich eine neue Folge der «Fasnight Show» im Internet veröffentlicht werden. Eine Sonderfolge ist für den 16. Januar geplant, dann wäre die Inthronisation vorgesehen gewesen. Als Vorbild dienen Late-Night-Shows: «Neben satirischen Elementen finden bei uns aber auch hintergründige Inhalte zur Fasnachtskultur Platz», führt der erste Zunftmeister Michael Werder aus. Die Zunft habe sich entschieden, die kreative Energie nicht in Schutzkonzepte zu stecken oder in Anlässe, «die dann trotzdem abgesagt werden müssen».

Rotkreuz und Cham führen alternierend einen Umzug durch. Hier hat man sich für eine pragmatische Lösung entschieden: «Wir haben besprochen, dass Cham den Umzug erst 2022 und Rotkreuz dann 2023 durchführen wird», sagt Olivia Schuler, die Umzugschefin in Rotkreuz.

Kommentare (0)