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Zug

Wirtewechsel nach 28 Jahren: In der legendären Zuger Bar Why Not bricht eine neue Zeit an

Die Ebneter-Brüder haben das Lokal nach 28 Jahren verkauft. Die neuen Betreiber des Lokals stellen sich einer grossen Herausforderung.
Ab dem 9. Juni wird Markus Profos das «Why Not» für die Allgemeinheit öffnen. (Bild: Matthias Jurt (Zug, 3. Juni 2020))
28 Jahre lang führten sie das «Why Not»: Martin (links) und Werner Ebneter. (Bild: Werner Schelbert (Zug, 28. Juli 2017))

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Das Jahr 2020 wird möglicherweise in die Geschichte eingehen als ein Jahr der grossen Veränderungen. Das kann im Globalen genauso zutreffen wie im – beziehungsweise in – Lokalen. Denn für das Zuger Nachtleben bringt dieses Jahr eine bemerkenswerte Änderung mit sich: Werni und Märtel führen das «Why Not» nicht mehr.

Der Abschied der legendären Ebneter-Brüder nach 28 Jahren ist coronabedingt heimlich, still und leise erfolgt. Gerüchtehalber kamen wenigstens die Stammgäste hinter heruntergelassenen Storen noch in den Genuss einer gehörigen «Ustrinkete». Am 23. Mai erschien auf der Facebook-Seite schliesslich die offizielle und äusserst trockene Verabschiedung in drei Sätzen.

Die Vorbesitzer haben nun Freizeit

Der Abschied fiel den beiden nicht so leicht, wie das den Eindruck machen könnte, weiss Markus Profos (49). Er ist älteren Why-Not-Gängern als ehemaliger Mitarbeiter bekannt. Nun ist er Teil des dreiköpfigen Teams, das die Bar an der Neugasse 6 in Zug führt. «Als Märtel den Schlüssel abgab, musste er schon zweimal leer schlucken», schildert Profos. Für Werner Ebneter sei das Ende ihrer Ära laut Profos «eine Befreiung» gewesen. «Er schätzt und nutzt die Zeit, die er jetzt hat – und hat zu seiner eigenen Überraschung sogar mit Sport begonnen.»

Vielleicht werden die Brüder nach der Wiedereröffnung ihres Lokals am 9. Juni dereinst als Gäste dort anzutreffen sein. Die Öffnungszeiten bis früh am Morgen werden nahezu beibehalten.

Spagat zwischen Tradition und Moderne

Dass Markus Profos und seine Freunde seit Jugendjahren, Markus Thomann und Daniel Speck, das «Why Not» übernehmen werden, sei seit längerem klar gewesen. Eigentlich hätte die Übergabe erst in kommenden Herbst stattfinden sollen, doch die Schliessung in Folge der Coronakrise im März beschleunigte die Verhandlungen. Den Gebäudeeigentümer Heinz Häusler brauchten sie nicht lange zu überzeugen, sagt Profos. «Es war eine Auflage, dass die Idee des ‹Why Not› erhalten bleibt.» Diese Idee laute: «Eine Bar von Zugern für Zuger.»

Der gebürtige Oberwiler und heute in Steinhausen wohnhafte Markus Profos ist hauptberuflich Eventmanager des «Mascotte» in Zürich. Dieser edle Club zieht eine ganz andere Klientel an als das «Why Not». Dieser Kontrast soll künftig schwächer ausfallen. «Wir wollen die Bar etwas öffnen», erklärt Profos.

Das soll nicht zuletzt im Getränkebereich passieren, wo manche Gäste sich wohl umgewöhnen müssen. In der Stange perlt neu nicht mehr Calanda, sondern Feldschlösschen. Die Biervielfalt werde erhöht, das gesamte Angebot hingegen verkleinert, sagt Profos. Er versichert:

«Die Stammgäste werden ihr Getränk weiterhin bei uns finden.»

Und geraucht werden darf selbstverständlich auch noch.

Flammkuchen statt Hamburger

Fehlen wird allerdings der sagenumwobene Hamburger – für nicht wenige ein Retter in den frühen Morgenstunden. Die neuen Betreiber setzen stattdessen unter anderem auf Flammkuchen. Das ist eine Verneigung vor dem Zeitgeist: Flammkuchen hat das gesündere Image als Hamburger.

Auch der in heutiger Zeit oft gehörte Begriff «Nachhaltigkeit» fällt im Gespräch mit Markus Profos. Einerseits im Zusammenhang mit dem Mineralwasser, das dank einer Aufbereitungsanlage neu vom Hahn und nicht mehr aus der Flasche kommen wird. Andererseits bezüglich einer besonderen Take-away-Idee: In einer Tragtasche können Getränke aus dem Lokal mitgenommen werden. Wer die Tasche mit dem Pet oder den Dosen – Glas darf keines rausgegeben werden – darin zurückbringt, erhält eine «Überraschung». Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, wird doch unter dem Deckmantel des Umweltbewusstseins Kundenbindung betrieben.

Neu ist auch die Beschriftung. Unter dem – laut Profos unverhandelbaren – Namen «Why Not» zeigt sie die «Skyline» der Zuger Altstadt mit dem Zytturm, darunter steht «Zug Switzerland». Damit wolle man gezielt die Expats ansprechen.

Ein Barkeeper im Sinn der Stammgäste

Markus Profos wird zu Beginn regelmässig hinter der dem Tresen anzutreffen sein, die beiden Mitbetreiber ab und zu. Nach einer Eingewöhnungszeit wird der Barkeeper Pascal Höltschi diesen Platz übernehmen. Der Zuger hat Profos zufolge ein Casting bei den Stammgästen für sich entschieden.

Vieles ist also neu im «Why Not», manches aber nur scheinbar. Auf die Frage, ob die Ventilatoren, die an diesem Nachmittag an der frisch gestrichenen Decke drehen, neu sind, sagt Markus Profos: «Nein, die sind nur geputzt.»

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