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Zug

Windgeschützt mit Schatten und Sonne

Mein Lieblingsbänkli auf dem «Top of Zug» ist kaum je das gleiche. Und auch der Weg dorthin ist so abwechslungsreich und interessant wie die Aussicht, die meine Sitzbank auszeichnet.
Die Sicht auf den Schwyzer Talkessel ist einfach grandios.(Bild: PD (14. Juli 2018))

Charly Keiser

Geschafft. Das Foto auf dem «Top of Zug» nach einem der jährlich 52 budgetierten Spaziergänge auf den Wildspitz ist gemacht. Gutes Wetter vorausgesetzt, folgt nun der gemütliche Teil: Ein Bier oder einen Most im Freien und bei bester Aussicht geniessen.

Ich hoffe, dass mein Lieblingsbänkli noch frei ist. Genau genommen kommen mehrere Bänke in Frage. Denn je nach Tageszeit, Wind und dessen Richtung sowie Sonnenstand mutiert nämlich eine der Bänke des Berggasthauses Wildspitz zu meinem liebsten Platz. Das ideale Bänkli ist im Lee. Also dort, wo es möglichst nicht oder nur wenig windet. Liegt ein Teil der Bank im Schatten und der andere in der Sonne, ist der Platz ideal. So kann der Rücken gesonnt werden, damit das Shirt trocknet, das wegen des Rucksacks feucht geworden ist. Oder aber es kann den brennenden Sonnenstrahlen mit einer minimalen Verschiebung aus dem Weg gegangen werden. Dank dem Schatten ist das Bier oder der Most nicht innert kürzester Zeit temperiert und die warme Bank trocknet den Hosenboden.

Nur die halbe Miete

Obgenannte Idealbedingungen sind aber nur die halbe Miete. Denn wie fast bei allen Bänkli geht es auch auf dem Spitz um die Aussicht. Da diese zuoberst am spektakulärsten ist, verschmähe ich die zahlreichen Sitzgelegenheiten, die während des Spaziergangs unterwegs zu einer Rast einladen. So ist bei mir zugegebenermassen der Weg – aber halt auch das Bänkli – das Ziel.

Eine Bank ist da, um sich darauf auszuruhen. So lautet zumindest die landläufige Meinung. Doch ist dem tatsächlich so? Ruhen Sie sich – liebe Leserin, lieber Leser – auf Bänken aus? Oder setzen Sie sich nicht viel eher hin, um dort die Aussicht zu geniessen? Verliebte natürlich ausgenommen. Sind Bänke nicht meist dort platziert, wo die Aussicht am spektakulärsten ist? Warum setze ich mich hin, um die Aussicht zu geniessen? Was heisst Aussicht geniessen überhaupt? Ist es die Weite, wie zum Beispiel am See oder Meer, die uns auf Bänke sitzen lässt? Oder sind es die majestätischen Berge, die wir bewundern, oder ist es die Spielzeugwelt, wie beispielsweise vom Wildspitz, die uns so fasziniert ins Tal blicken lässt?

Bei meinem Lieblingsbänkli gilt der Blick in die Ferne: Denn die Aussicht vom Spitz ist grandios. So ist im Osten der Säntis und damit de facto das nordöstliche Ende der Schweiz zu sehen. Es folgen die Glarner, Schwyzer, Urner und Berner Alpen. In der Nähe dominieren der Haggenspitz, der kleine und grosse Mythen. Und auch das Rigimassiv mit Hochflue, Scheidegg und Kulm ist imposant. Im Westen ist bei guten Bedingungen der gesamte Jura zu sehen und damit in der Nähe von Genf das andere Ende der Schweiz. Im Norden sieht man die Vogesen und die Hügel des Schwarzwaldes – also nach Frankreich und Deutschland. Und mit Lauerzer- Vierwaldstätter-, Zuger-, Ägeri-, Zürich-, Greifen-, Baldegger-, Hallwiler- und Sempachersee sind neun Seen zu sehen. Wow: was für ein wunderschönes Bänkli.

Hinweis: In der Sommerserie «Miis Bänkli» erzählen die Redaktoren der «Zuger Zeitung» eine Geschichte zu ihrem Lieblingsbänkli.

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