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Von Christbäumen und Plüschtieren

Auf dem Hof von Beda Schlumpf in Steinhausen wachsen Tausende Tannenbäume. Reserviert werden sie auf kreative Weise.
Beda Schlumpf inmitten seiner noch nicht gefällten Christbäume (oben). (Bilder: Patrick Hürlimann (Steinhausen, 3. Dezember 2019))
Ein zur Markierung verwendetes Plüschtier. 
Beda Schlumpf beim Schneiden der Äste eines Christbaumes. 

Zoe Gwerder

Zoe Gwerder

Zoe Gwerder

Auf dem Feld zwischen den Höfen und dem Steinhauserwald läuft in diesen Tagen einiges anders als unter dem Jahr. Es ist ein Feld mit unzähligen Tannenbäumen. Viele von ihnen sind in Reih und Glied angeordnet – alle gleich gross. Andere stehen gemischt etwas willkürlicher anmutend beieinander.

So präsentiert sich das Feld auch während des restlichen Jahres. Den Unterschied machen viele farbige Zettel mit Preisen drauf, die an den meist pfeifengeraden Tannenspitzen hängen. Aus ihnen heraus stechen einzelne Bäumen mit rote Maschen, bei einem weiteren sitzt ein Plüschtier in der obersten Astgabel, und vier Bäume weiter ist eine grosse Tanne mit einem Absperrband markiert.

Es ist die Zeit des Weihnachtsbaumverkaufs auf dem Hof von Beda Schlumpf. Bei ihm werden die Tannen nur vereinzelt im Voraus geschlagen. Im Normalfall können sie Kunden ihren Baum auf dem Feld aussuchen, gleich schlagen lassen, oder aber auch reservieren. Einige machen dies mit auffälligen Markierungen, wie roten Maschen, um die Tanne ihrer Wahl kurz vor den Tagen ihrer Bestimmung wieder schnell zu finden. Mit gutem Grund: Auch in diesem Jahr hat Schlumpf rund 2500 seiner Bäume als Christbäume markiert. Alle anderen stehen nicht zum Verkauf. Ein Grundsatz der Schlumpf wichtig ist: «Mir wurde auch schon das Mehrfache des normalen Preises für einen unmarkierten Baum angeboten. Aber da kann mir noch so viel geboten werden, ich schlage es aus. Es wäre ungerecht gegenüber den anderen Kunden.»

Zum Verkauf stehen Bäume aller Grösse – der kleinste rund 70 Zentimeter, der grösste etwa 6,5 Meter. Insgesamt 12 Sorten Tannen hat Schlumpf auf seinem Hof. «Am beliebtesten ist seit langem die Nordmanntanne, am wenigsten die Blautanne, da diese oft etwas speziell wächst.»

Bis eine Tanne aber die Grösse einer durchschnittlichen Weihnachtstanne, und vor allem deren Aussehen hat, benötigt es einiges an Arbeit. Schlumpf und seine Mitarbeiter teilen sich übers Jahr hinweggerechnet in etwa ein 50- bis 60-Prozent-Pensum. Viel Arbeit macht die Bodenpflege. «Ich könnte – und dürfte – alles mit Pestiziden spritzen, sodass kein Gras mehr wächst. Dies kann ich aber mit meiner persönlichen Einstellung nicht vereinbaren.» Nachdem er mehrere Jahre Schafe zwischen den Bäumen weiden liess, hat er inzwischen wieder auf die Arbeit ohne Tiere umgestellt.

Neben der Bodenpflege benötigen aber auch die Hauptprotagonisten – die Tannenbäume – Aufmerksamkeit. Ihnen wird nachgeholfen, sodass sie möglichst gerade wachsen. Mit einer Gartenschere werden Triebe, die sich als zweiter Spitz versuchen oder sonst quer wachsen, gestutzt. Mit einer Klemme wird den Bäumen die Rinde eingedrückt, sodass dort der Fluss des Safts und damit das Wachstum gehemmt wird.

Wird es kein Christbaum, werden die Äste verkauft

Die Prozeduren sind an den für den Verkauf markierten Bäumen aber nur noch bei ganz genauem Hinschauen zu erkennen. Und auch nicht für alle Kunden nötig. «Wir haben Familien, die eben genau jene Bäume wollen, die nicht der Norm entsprechen und ihr eigenes Aussehen haben.» Und wenn ein Baum gar nicht gekauft wird, können seine Äste immer noch zum Dekorieren verkauft werden.

Für Schlumpf ist der Verkauf der Bäume eine schöne Sache. «Es gibt Familien, die treffen sich aus allen Landesteilen bei uns, und suchen den Baum für Weihnachten aus. Eine andere Familie reist Wochen vor dem Fest aus dem Kanton Obwalden an, reserviert den Baum und kommt ihn vor dem Fest abholen.»

Der Tannenbaum sei sowieso für viele eine wichtige Angelegenheit. «Ich habe einen Kunden, der organisiert Jahr für Jahr einen Kran, um seinen grossen Christbaum in seine diesbezüglich etwas ungünstig gelegene Wohnung zu bringen.» Natürlich gebe es auch die andere Seite. Leute, die Reservationszettel wegnehmen oder Preiszettel austauschten. «Ich muss manchmal Acht geben, dass ich diesen Vorkommnissen nicht zu viel Gewicht zukommen lasse. Denn eigentlich überwiegen ja die schönen Begegnungen.»

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