notifications
Zug

Velos sollen im Kanton Zug sicher und direkt verkehren – dies die Forderung von Pro Velo Zug

Mit einem Schwachstellenkatalog deckt der Verein Pro Velo Missstände auf den Strassen des Kantons Zug auf. Ein Augenschein vor Ort.
Auf der Höhe Casino Richtung Altstadt endet der Radstreifen abrupt. Die Strasse muss überquert werden, was im dichten Verkehr nicht ungefährlich ist. Doch wie geht es weiter? Victor Zoller (links; auf der Strasse) und Johannes Bösel von Pro Velo Zug zeigen diese Schwachstelle in der Stadt Zug auf. (Bild: Cornelia Bisch (4. August 2020))

Cornelia Bisch

Start in Oberwil bei Zug. Es gibt keinerlei Radstreifen im Dorf, man fährt dem Strassenrand entlang. Ende Dorf muss der Velofahrer die Strasse überqueren, um auf den Rad- und Fussgängerstreifen am See einzubiegen. «Am Strassenrand direkt neben dem motorisierten Verkehr zu fahren, kann für Velofahrer sehr gefährlich sein», stellt Johannes Bösel, Mitglied des Vorstands von Pro Velo Zug, fest. Dasselbe gelte für das Linksabbiegen, vor allem bei starkem Verkehr. «Auf der Strecke Oberwil–Zug muss man als Radfahrer die Strasse dreimal überqueren», kritisiert er. «Ausserdem ist der Weg für Fussgänger und Velos, die in beide Richtungen darauf verkehren, stellenweise zu schmal», ergänzt Co-Präsident Victor Zoller.

Bei der letzten Querung vor der Stadt auf Höhe Casino ist die Fortsetzung für den Veloverkehr nicht klar ersichtlich. «Es hat jede Menge Radwegweiser, die mehr verwirren, als Klarheit schaffen», so Zoller. Auch dies ist für ihn ein Zeichen dafür, dass die Situation schlecht gelöst ist. Durch die Untere Altstadt kurvt man um die Fussgänger herum zur Vorstadt und muss sich auch dort den Weg mit ihnen teilen. Eine klare Linie, die beide Benutzergruppen separieren würde, wünscht sich Pro Velo hier. «Auf der Quaibrücke in Zürich funktioniert das sehr gut, wie ich selbst beobachtet habe», erklärt Zoller.

Die Wege rund um die Musikschule

Die nächste Hürde stellt die Abzweigung Richtung Musikschule dar, die von vielen mit dem Velo reisenden Kindern und Jugendlichen besucht wird. «Es gibt hier keine direkte Anschlussmöglichkeit für Velofahrer», fährt Zoller fort. Also bleibt einem nichts anderes übrig, als abzusteigen, die Strasse auf dem Fussgängerstreifen zu überqueren und die nächsten 100 Meter auf dem Trottoir zu Fuss zurückzulegen. Auch auf der Nordseite der Musikschule gibt es Gefahrenstellen. Bösel erläutert:

«Bei der Querung der Gotthardstrasse Richtung Bahnunterführung muss man extrem vorsichtig sein, weil diese Stelle so unübersichtlich ist.»

Ein tödlicher Unfall vor einigen Jahren unterstreiche hier auf tragische Weise die Dringlichkeit einer Sicherheitsmassnahme.

Den nächsten wunden Punkt findet man am Gubelloch. «Auch hier besteht keine klare Signalisation. Und statt den Veloverkehr zwischen zwei Spuren zu führen, könnte man für die Velofahrer das südliche Trottoir zugänglich machen», schlägt Zoller als einfache Lösung vor. Das Trottoir werde kaum benutzt und sei breit genug.

Auf der kurzen Stadttour zeigen die beiden Vorstandsmitglieder von Pro Velo weitere Schwachpunkte auf. Velowege, die abrupt enden, störende Schwellen, die Schläge verursachen, unklare Wegweisungen, enge Platzverhältnisse, unübersichtliche Kreuzungen. Die Gefahr für Radfahrer ist augenscheinlich und omnipräsent. «Ungeübte Velofahrer, etwa Familien mit Kindern oder ältere Leute, scheuen sich oft davor, in Zug Velo zu fahren. Das finden wir sehr schade», bedauert Bösel.

«Ein Velonetz, das diesen Namen verdient, sollte auch an einem regnerischen Novemberabend ein sicheres Vorwärtskommen ermöglichen.»

Vor allem, weil das Velo eine umweltfreundliche, gesunde und platzsparende Art der Fortbewegung gerade in einer Stadt darstelle. «An manchen Orten bräuchte es lediglich eine Signaltafel, um Missstände zu beheben.» Wo bauliche Massnahmen nötig sind, hat der Verein auch Verständnis für eine langwierigere Umsetzung. «Doch ich bin nun seit 40 Jahren Vereinsmitglied und setze mich für Veränderungen ein. Aber grosse Würfe gab es in dieser Zeit kaum», legt Zoller dar. «Nun bin ich doch langsam etwas ungeduldig.»

Lösungsvorschläge inklusive

57 Schwachstellen sowie entsprechende Lösungsansätze umschreibt der Katalog des Vereins Pro Velo, davon 23 allein in der Stadt Zug und 14 in Baar. «Das sieht auf den ersten Blick nach viel aus. Aber hätte man sämtliche Gemeinden genau untersucht, wäre der Katalog vermutlich doppelt so umfangreich geworden», ist Victor Zoller überzeugt.

Einige der Schwachstellen sind ortsunabhängig und könnten generell behoben, beziehungsweise bei Neuplanungen berücksichtig werden. Dazu gehören etwa Einbahnstrassen, die für Velos geöffnet werden könnten, die generelle Erlaubnis, auch bei roten Ampeln rechts abbiegen zu dürfen, die lückenlose Führung von Velostreifen, die Sanierung von vorhandenen Schwellen und Rinnen. Einige der lokal erkannten Schwachstellen werden detailliert beschrieben. Am Ende stellt Pro Velo Leuchtturmprojekte vor, die kreative Ideen für die Aufwertung der Veloinfrastruktur aufzeigen.

Der Katalog wurde im Rahmen eines Vorstosses Anfang Juli dem Regierungsrat übergeben. Gleichzeitig läuft die Velonetz-Initiative, für die momentan Unterschriften gesammelt werden. Lanciert wurde sie bereits 2018 gemeinsam mit der Partei Alternative–die Grünen (ALG) Zug sowie dem Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Ziel der Initiative ist ebenfalls ein sicheres, direktes und durchgehendes Veloverkehrsnetz in Zug bis zum Jahr 2030.

Weitere Infos unter www.provelozug.ch

Kommentare (0)