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Zug

So sehen Schüler der Kanti Zug die Rolle der Frau heute – «man merkt, dass Frauen kämpfen müssen»

Die Klasse 6H der Kantonsschule Zug hat beim Projekt «Hommage 2021», das einflussreiche Frauen der Vergangenheit ehrt, mitgewirkt. Die Schülerinnen geben nun Auskunft, wie sie die Rolle der Frau heute sehen.
Josephine Keiser (Bild: Bibliothek Zug)
Adelheid Page-Schwerzmann (Bild: Privatbesitz Hansruedi Kühn)
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6H diskutieren angeregt darüber, wie sie die Rolle der Frau wahrnehmen. (Bild: Carmen Rogenmoser)

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Carmen Rogenmoser

Eine gute Ausbildung geniessen, Autofahren oder aktiv in der Politik mitmischen – all das gehörte für Frauen vor 50 Jahren nicht zur Normalität. Damals, 1971, beschloss das noch ausschliesslich aus Männern bestehende Stimmvolk die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts. Seither hat sich viel geändert, die Gleichberechtigung von Frau und Mann aber ist weiterhin ein grosses Thema. Auch für die Klasse 6H der Kantonsschule Zug. Die 15 jungen Frauen und zwei jungen Männer haben zusammen mit Geschichtslehrer Marcel Gisler beim Projekt «Hommage 2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht» mitgemacht. Gewidmet ist das Projekt laut Beschrieb den Tausenden von Schweizerinnen, die sich für die Chancengleichheit eingesetzt haben (weitere Infos siehe Hinweis).

Teil davon ist auch eine Ausstellung in der Berner Altstadt mit 52 Porträts von Frauen aus allen Kantonen. Zug ist mit insgesamt sieben Frauen vertreten, zwei davon sind in Bern ausgestellt: Adelheid Page-Schwerzmann (1853 bis 1925) und Josephine Keiser (1875 bis 1967). Die Klasse hat diese zwei für die Ausstellung ausgesucht.

Zwei Frauen, die noch heute als Vorbilder gelten

«Josephine Keiser blieb trotz eines Heiratsantrags alleine, um sich voll und ganz ihrem Kampf für die Frauen zu widmen. Obwohl sie sich jahrzehntelang unermüdlich für Frauen einsetzte, wurde sie noch nie gewürdigt – was sie allerdings verdient hätte. Auch aktuell bekannte Organisationen, wie zum Beispiel die ‹Pro Juventute›, sind von ihrem Engagement geprägt», lautet die Begründung der Klasse 6H für die Auswahl des Porträts. Josephine Keisers Initiative war es zu verdanken, dass im sogenannten Marienheim am Zugersee ein fürsorgliches Heim für Arbeiterinnen gegründet wurde. Später entstand unter ihrer Leitung im Marienheim eine «Töchterfortbildungs- und Haushaltungsschule». Ebenfalls gründete Josephine Keiser 1924 die «Klinik Liebfrauenhof».

Adelheide Page-Schwerzmann – Zuger Weltbürgerin und Ehefrau des Mitgründers der «Anglo-swiss Condensed Milk Company» in Cham, eine der ersten Anbieterinnen von Kondensmilch in Europa – führte das Unternehmen nach dem Tod ihres Mannes zur Fusion mit Nestlé. Eine Blinddarm-Erkrankung im Jahr 1909 veranlasste sie dazu, eine Tuberkulose-Heilstätte in Unterägeri zu bauen. «Adelheid Page-Schwerzmann hatte den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, und liess sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen. Sie war sehr zielstrebig, intelligent und hilfsbereit. Im Berufsleben war sie sehr erfolgreich und konnte sich als Frau in der Arbeitswelt durchsetzen», schreibt die Klasse dazu.

«Ich wohne in Cham und kenne die Adelheid-Page-Strasse. Mit der Arbeit am Projekt habe ich nun einiges über die Hintergründe erfahren und weiss, wer diese Frau eigentlich ist», führt Schülerin Nadine Lötscher aus. Die Schülerinnen und Schüler haben sich in die Geschichte der beiden Frauen eingearbeitet und viel über den Kampf der Frauen gelernt. «Die Schweiz war eines der letzten Länder Europas mit dem Frauenstimmrecht. Das Bewusstsein, dass die Position der Frauen nicht dieselbe war wie heute, ist auf jeden Fall vorhanden», sagt Schülerin Laura Gautschi.

Durch die Grosseltern eine Verbindung zur Vergangenheit

Auch ausserhalb der Schule beschäftigt die Jugendlichen das Thema, etwa in Gesprächen mit der Familie, speziell den Grosseltern, wie etwa Nadine Lötscher sagt: «Ich kann zum Beispiel Autofahren lernen, das wird nicht in Frage gestellt. Für meine Grossmutter aber war das noch nicht möglich. Es ist erstaunlich, wie viel in der Zwischenzeit gegangen ist.» Ähnliches hat auch Larissa Kürzi erfahren: «Meine Grossmutter konnte nach der Primarschule keine Ausbildung machen. Ich bin froh, dass das heute anders ist.» Daria Wehrle betont, dass ihr auch beim Surfen im Internet bewusst wird, dass nicht alle Frauen weltweit die gleichen Rechte haben. «Man merkt, dass Frauen kämpfen müssen, wenn es etwa um Themen wie Verhütung oder Abtreibung geht.»

Persönlich haben sie noch nicht viele Situationen erlebt, bei denen sie das Gefühl hatten, Mädchen und Frauen seien im Nachteil, sind sich die jungen Frauen einig. «Rechtlich gesehen sind wir gleichberechtigt, sozial gibt es sicher Unterschiede», sagt Jule Tarnoki dazu und führt aus:

«Es gibt aber auch Vorteile für Mädchen. Gerade in der Schule haben es Mädchen manchmal etwas leichter.»

Die jungen Frauen sind sensibilisiert auf die Auseinandersetzung rund um die Gleichstellung von Frau und Mann. Wenn ihr auffalle, dass unvorsichtige Bemerkungen gemacht werden, dann versuche sie, das direkt anzusprechen, sagt Daria Wehrle. Oft komme es dann zu Diskussionen. «Es geht mir nicht darum, Recht zu haben, sondern beim Gegenüber vielleicht ein Umdenken auszulösen. Ich finde es wichtig, darüber zu reden.»

Weitere Informationen zum Projekt «Hommage 2021» finden Sie hier.

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