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Zug

Podiumsgespräch: Hohe Mieten und wenig Bauland im Kanton Zug

Am zweiten Gespräch der neuen Staffel «Zukunftsstadt Zug» drehte sich alles um den preisgünstigen Wohnungsbau.

Der Kanton Zug ist für seine hohen Mieten bekannt. Doch handelt sich hierbei um ein oft wiederholtes Vorurteil? Oder steckt tatsächlich ein Körnchen Wahrheit in der Aussage? Solche Fragen und weitere stellte Moderator Marco Meier den vier Podiumsteilnehmer: der Zuger Baudirektor Florian Weber, Senior Fellow und Forschungsleiter von Avenir Suisse Marco Salvi, Luzerner alt Nationalrat und Präsident der Wohnbaugenossenschaften Schweiz Louis Schelbert und der Architektin Anne Kaestle. Denn das Gespräch «Zukunftsstadt Zug» am Mittwoch im Zugorama fand zum Thema «Wohnen in der Stadt – zu welchem Preis?» statt. In Anbetracht der eidgenössischen Abstimmung am 9. Februar über die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» bekam das Podiumsgespräch eine politische Dimension.

Schweizweite Leerwohnungsquote steigt

Das Einleitungsreferat hielt Jörg Koch, CEO der Pensimo Management AG. Die Pensimo Gruppe verwaltet laut Koch Immobilienanlagen im Wert von rund 10 Milliarden Franken. Zur Gruppe gehört etwa auch die Anlagestiftung Adimora. Diese beschäftigt sich mit der Schaffung von preisgünstigem Wohnraum.

Koch lieferte in seinem Referat die Grundlage und machte das Thema Wohnungsmarkt an Zahlen fest. So stehen in der Schweiz 75000 Wohnungen leer. Die Leerwohnungsquote ist auf 1,7 Prozent angestiegen – und werde weiter steigen, so die Prognose von Koch. «Das Problem ist aber, dass die Wohnungen oft am falschen Ort leer stehen», erklärte er. «Wohnraum in den Zentren bleibt kostbares Gut.» Auch die Definition von «preisgünstig» sei subjektiv. «Es gibt regional grosse Unterschiede, was als preisgünstig gilt und was nicht», sagte er und konstatierte: «Zug gilt als eher schwieriges Pflaster.»

Landreserven für die nächsten zehn Jahre

Dieser These wollte Moderator Marco Meier beim Podiumsgespräch nachgehen. Denn laut den Ausführungen Jörg Kochs reichen die Landreserven für den Wohnungsbau im Kanton nur noch für die nächsten zehn Jahre. Baudirektor Florian Weber verwies auf das Wohnraumförderungsgesetz, demnach der Bau, die Erneuerung, der Erwerb und Erhalt von preisgünstigem Wohnen von Kanton und Gemeinden gefördert werde. Trotzdem wollte Meier von Weber wissen, ob denn oft junge Zuger der hohen Miete wegen wegziehen müssten. Weber habe online nach einer 3,5-Zimmer-Wohnung unter 2000Franken im Kanton gesucht, erzählte er. «Das gibt es. Man muss teilweise beim Standard oder Lage Abstriche machen», gibt Weber zu und machte klar:

«Wir dürfen den Markt aber nicht überregulieren.»

Die Abstriche sind auch Architektin Anne Kaestle bekannt. Sie hat mit ihrem Büro Duplex Architekten den Wettbewerb für das Projekt Pi, einem Holzhochhaus an der Baarerstrasse, gewonnen. Sie sagte: «Die Wohnung wird gerne als Objekt gesehen. Ich finde aber, wir müssen viel mehr an die verschiedenen Bedürfnisse denken.» So nehmen Zwischenräume, wie Treppenhäuser, Höfe oder Gartenanlagen an Bedeutung zu. «Da gibt es spannende Möglichkeiten.»

Meinungen gehen auseinander

Zwischen Louis Schelbert und Marco Salvi entwickelte sich indes eine politische Auseinandersetzung mit dem Thema. Während Salvi die Lösung für den preisgünstigen Wohnungsbau nicht in den Genossenschaften sah, war Schelbert überzeugt, dass es einen politischen Impuls brauche.

Veranstaltet wird die Gesprächsreihe «Zukunftsstadt Zug» jeweils von der Metall Zug AG, vom Verein Technologie Forum Zug und von der Zuger Wirtschaftskammer.

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