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Zug

Nach Absage von Umzügen 2021 im Kanton Zug: «Einige Fasnachtsgesellschaften sind noch in der Schockstarre»

Die Organisatoren haben über die Durchführung der Zuger Fasnacht 2021 entschieden. Die Lösung ist ein Kompromiss und ein Appell an die Eigeninitiative.
Auch in Baar wird es 2021 keinen Umzug geben. (Bild: Matthias Jurt (23. Februar 2020))

Vanessa Varisco

Was überwiegt: Die Freude, dass 2021 in Zug eine Fasnacht stattfindet, oder die Enttäuschung darüber, dass die zugehörigen Grossanlässe wie Umzüge und Maskenbälle im herkömmlichen Rahmen abgesagt wurden? Diese Frage stellt sich nach einer Medienmitteilung der Zuger Fasnächtler. «Das ist schwer festzulegen. Einige Fasnachtsgesellschaften sind noch in der Schockstarre, weil die Umzüge ins Wasser fallen. Andere haben die speziellen Umstände akzeptiert und planen zügig um», antwortet Richard Rüegg, der Zunftmeister der Zuger Letzibuzäli.

Er war dabei, als sich am Mittwochabend sämtliche Zünfte, Fasnachtsgesellschaften und -organisatoren des Kantons im Beisein von Gesundheitsdirektor Martin Pfister trafen, um festzulegen, in welchem Rahmen die fünfte Jahreszeit 2021 durchgeführt werden kann. Entschieden wurde: Fasnacht ja, Umzüge und andere Grossanlässe wie im Normalfall nein. Letzteres deshalb, weil es unrealistisch wäre, die Schutzmassnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie entsprechend umzusetzen, wie Richard Rüegg in der Medienmitteilung schreibt.

«Natürlich suchten wir anfangs nach Möglichkeiten, Umzüge auf die Beine stellen zu können. Schliesslich sind diese ein Aushängeschild der Fasnacht und für Teilnehmer ebenso attraktiv wie Zuschauer», so Rüegg. Im Raum stand etwa die Idee, dass die Besucher aus der Umzugsgemeinde wegen der Sitzpflicht mit eigenen, mitgebrachten Stühlen die Umzüge besuchen. Da allerdings Pendlerströme durch Besucher aus anderen Gemeinden entstehen könnten und dann wohl viele ohne Sitzgelegenheit am Umzug teilnehmen würden, wurde dieser Vorschlag verworfen.

Auf kantonales Konzept wird verzichtet

Die Fasnachtsgesellschaften arbeiten für ihre Gemeinden nun individuelle Lösungen aus. Auf ein kantonales Konzept wird verzichtet. «Aus dem einfachen Grund, weil unsere Gemeinden sehr unterschiedlich sind», erklärt Rüegg. Das heisst: Kleine Gemeinden richten andere, weniger publikumsstarke Anlässe aus als grössere. Der Letzibuzäli-Zunftmeister erläutert:

«Mit der Möglichkeit, selber Lösungen zu finden, wollen wir verhindern, dass ‹Wilde Fasnachten› entstehen und Fasnachtslustige auf eigene Faust unkontrollierte Veranstaltungen ausrichten.»

Langweilig dürfte das bunte Treiben nicht werden, schenkt man Rüeggs Ausführungen über die Kreativität der bereits vorgebrachten Vorschläge Glauben. Noch stecken die Ideen aber in Kinderschuhen. Zur Diskussion steht ausserdem, dass in den Gemeinden kleinere Bars oder Getränkeausgaben errichtet werden. Immer unter Berücksichtigung der Schutzmassnahmen, versteht sich.

Viele Vereine verkraften eine schwächere Saison

Der Entscheid für die Absage der Umzüge ist früh gefallen, wie in anderen Kantonen auch. Konnten damit finanzielle Einbussen rechtzeitig abgewendet werden? «Ja und nein», differenziert Richard Rüegg und führt aus: «Einige Ausgaben konnten sicherlich verhindert werden, einige aber auch nicht.» Als Beispiel nennt er, dass die Letzibuzäli-Zunft ihre Plaketten bereits bestellen musste. Man behalf sich dabei allerdings des Kniffs, sie nicht mit einer Jahreszahl zu bedrucken. Grössere Auswirkungen auf die Finanzen dürfte allerdings nicht das Abwenden von frühzeitigen Investitionen, sondern der Ausfall von Einnahmen in der fünften Jahreszeit selber haben. Wie Rüegg ausführt, werden wohl viele Vereine eine schwächere Saison verkraften, «für andere wiederum könnte es knapp werden».

Letztlich wurde der Entscheid allerdings nicht nur um der Finanzen willen schon so früh gefällt. Auch die Wagenbauer sollten vor unnützer Arbeit verschont bleiben. Weiter müssten keine neuen Oberhäupter gewählt werden, sollte sich eine Fasnachtsgesellschaft entscheiden, nächstes Jahr keine Anlässe zu veranstalten.

Vorerst wird also nicht an Masken und Kostümen, sondern situationsbedingt an der Durchführung allfälliger Anlässe gewerkelt.

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