Christopher Gilb
Es war eine Abfuhr für die geplante Kantonsschule Ennetsee. Der Nein-Stimmenanteil der Vorlage «Teiländerung des Zonenplans» lag am Sonntag, 10. Februar, bei 53 Prozent. Beim Standortbeitrag lag der Nein-Stimmenanteil sogar bei rund 55 Prozent. Anlässlich seiner Sitzung vom Dienstag, 12. Februar, hat der Gemeinderat Cham das Abstimmungsresultat zur Kantonsschule Ennetsee gemäss einer Mitteilung nun analysiert. Bedauerlicherweise seien die Chancen aber sehr klein, tatsächlich ein anderes geeignetes Gebiet zu finden, das allen Ansprüchen gerecht werde, so Rolf Ineichen, Vorsteher Planung und Hochbau bei der Gemeinde. «Trotz dieser schwierigen Ausgangslage steht der Gemeinderat einer zeitnahen Prüfung von alternativen Standorten jedoch offen gegenüber – auch weil der Bedarf infolge steigender Schülerzahlen gegeben und anerkannt ist.» In diesem Zusammenhang sei nun dem Regierungsrat ein Vorschlag für ein Gespräch unterbreitet worden, an welchem ein weiteres Vorgehen thematisiert werden könnte. «Der Ball liegt nun beim Kanton, wir hoffen auf ein Treffen bis zirka Ende Februar, dann werden wir sehen, wie es weitergeht», verrät Ineichen. «Je nachdem werden wir dann das Gespräch mit möglichen Landeigentümern suchen».
In Zug statt im Ennetsee
Auch die kantonale Politik beschäftigt der Entscheid des Chamer Souveräns. In einem Postulat fordern beispielsweise fünf Fraktionsmitglieder der Alternative-die Grünen (ALG) im Kantonsparlament die «markante Steigerung der Anzahl Klassen am Kurzzeitgymnasium im Kanton Zug». Das heisst, dass künftig deutlich weniger Schüler als heute direkt nach der sechsten Primarklasse ins Langzeitgymnasium wechseln, sondern vermehrt den Weg über die Sekundarschule ins Kurzzeitgymnasium wählen sollen.
Die beiden FDP-Kantonsräte Beat Unternährer und Cornelia Stocker haben am Dienstag wiederum eine Interpellation zum Thema eingereicht. Nach der Evaluation eines neuen Hauptstützpunktes für die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) sei die Zuger Regierung nun wiederum mit einer Standortsuche für ein Schlüsselprojekt gefordert, schreiben sie. Sie fragen sich, ob es aus der Standortevaluation für den ZVB-Hauptstützpunkt Erkenntnisse gebe, die auch für eine Erweiterung der Kapazitäten der Kantonsschule von Nutzen sein könnten und wollen deshalb unter anderem wissen, ob der Regierungsrat in der Nähe des vorgesehenen ZVB-Hauptstützpunktes Potenzial für den Bau der geforderten Kapazitäten für neue Schulräume sehe. Die Kantonsräte wollen wissen, welches Ausbaupotenzial eigentlich auf dem Gelände der bestehenden Zuger Kantonsschule besteht, wie der Regierungsrat bei der Evaluation von Standorten vorzugehen gedenke und welches Gewicht dem Bedürfnis der Bevölkerung im Ennetsee nach einem Standort beigemessen werde. Zudem fragen sie, ob es aus der Evaluation für einen neuen Hauptstützpunkt für die ZVB Erkenntnisse gebe, die nun für die Standortsuche verwertet werden könnten.
Dass es nun Bestrebungen gibt, die Erweiterung in anderen Gemeinden oder in anderer Form zu realisieren, kommt für den Vorsteher Planung und Hochbau bei der Gemeinde Cham nicht überraschend. «Wir Chamer hatten super Chancen, haben das Spiel aber in der 90. Minute aus der Hand gegeben. Nun ist alles wieder offen und alle sind wieder im Rennen», so Rolf Ineichen. Die Chancen für Cham doch noch zum Zug zu kommen, stünden leider nicht besonders gut. «Wir hatten ein pfannenfertiges Projekt, das mit emotionalen und teils fadenscheinigen Argumenten zu Fall gebracht wurde.» Aber trotz schwieriger Ausgangslage hoffe der Gemeinderat noch auf eine zweite Chance für Cham.
Tiefe Stimmbeteiligung
Nebst der Ablehnung der Vorlagen beschäftigt den Chamer Gemeinderat aber noch etwas anderes. Es ist die eher tiefe Stimmbeteiligung von rund 45 Prozent. «Bedauerlicherweise ist es uns offenbar nicht vollumfänglich gelungen, dem Stimmvolk den grossen Mehrwert zu vermitteln, den eine Kanti für Cham generell hätte», sagt die Vize-Gemeindepräsidentin Christine Blättler-Müller dazu. Der Gemeinderat werde sich nun anlässlich seiner Strategiesitzung im Zusammenhang mit den neuen Legislaturzielen Gedanken machen, wie künftig mehr Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aus einer breiten Bevölkerungsschicht motiviert werden könnten, sich vertieft am politischen Prozess zu beteiligen.
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