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Zug

In Zug ist das heikle Thema Sterben angeschnitten worden

Über das Sterben wird selten gern gesprochen. Kürzlich haben es einige trotzdem getan, als die Organisationen Palliativ Zug und Hospiz Zug im Podium 41 moderierte Gespräche durchführten.
Bei der Palliative Care geht es darum, Menschen auf dem Weg zum Tod zu begleiten. (Symbolbild: PD)

Pascal Studer

Umarmungen gehören zu den wichtigsten menschlichen Interaktionen. Sie schütten das «Kuschelhormon» Oxytocin aus, das unsere Gesundheit positiv beeinflusst. Umarmungen machen glücklich und einige Forscher meinen, keine Berührung sei derart kraftvoll, wie wenn sich zwei Menschen innig und lange umarmen, sich gegenseitig schützend ummanteln. Dieser Artikel soll aber kein Appell sein, sich mehr in den Arm zu nehmen. Vielmehr plädiert er für mehr Offenheit für Umarmungen jeglicher Art. Vor allem für jene am Lebensende.

Rita Fasler, die Leiterin Informations- und Beratungsstelle von Palliativ Zug, sitzt auf einem der Holzstühle im Podium 41. Im Hintergrund läuft Jazz-Musik und Kaffeetassen klirren leise auf Unterteller. Die Atmosphäre ist einladend an diesem herbstlichen Samstagmorgen. Nicht nur für die Gäste, die an diesen von Palliativ Zug und Hospiz Zug organisierten moderierten Gesprächen zum Thema Lebensende teilnehmen.

Es ist auch eine starke Zugänglichkeit und Akzeptanz für sensible Themen spürbar. Dazu gehört auch Palliative Care, das Begleiten von Menschen, die unheilbar oder chronisch erkrankt sind. Es ist die Begleitung hin zum Lebensende und nicht der Wunsch, dieses zu verlängern. «Wir wollen dem Leben nicht mehr Tage, sondern mehr Qualität geben», sagt Rita Fasler.

Das Sterben lernen

Palliative Care leitet sich vom Lateinischen und Englischen ab und kann als «fürsorgliche Ummantelung» verstanden werden. Feingefühl, Warmherzigkeit und Empathie sind von den Fachpersonen gefragt, die Menschen in ihrem Leben bis zum Sterben begleiten. Denn es geht dabei um elementare Fragen, wenn der Tod seine Abstraktheit verliert und offen thematisiert werden muss. Wenn man erkennt, dass sich Leben und Sterben nie ausschliessen können und Letzteres oft gelernt werden muss. «Jeder Mensch ist ein Unikat und muss das Sterben für sich lernen. Das muss man respektieren», erklärt Fasler.

Man entwickle eine Demut sowohl vor dem Tod als auch vor dem Leben. Schliesslich könne man sich selber verzeihen und man sei schlicht bereit, loszulassen. Letztlich sei das Leben keine Einbahnstrasse, ein Lebensentwurf enthält immer Kurven.

Das Umfeld einbeziehen

Organisationen wie die genannten beiden in Zug unterstützen dabei nicht nur die Betroffenen. Wichtig sei auch die Berücksichtigung deren Umfelds. «Wir müssen den Umgang mit den Angehörigen mehr beachten», sagt Rita Fasler. Denn direkte Bezugspersonen leiden mit den Betroffenen mit.

Auch deshalb, weil es sich um eine Generation handelt, die sich eher zurückhält mit dem Austausch über ihre Gesundheit. «Wir sind daher auch eine Koordinationsstelle, welche die Leute an die richtige Fachstelle weist.» Das können Ärzte, aber auch Fachpersonen aus der Spiritualität wie Priester sein. Wichtig ist dabei jedoch immer, dass der Respekt gegenüber den Betroffenen immer gewahrt bleibe.

Die Kaffeetassen sind längst geleert, das Klimpern auf die Unterteller verstummt. Doch die teilweise emotionalen Gespräche der Anwesenden sind noch nicht beendet. Eine Frau schaut halb lächelnd, halb fragend in die Runde. Sie ist Ungarin, ihre Freundin links von ihr übersetzt. Sprachen, Kultur, nationale Zugehörigkeit. Trotz all der Unterschiede: Am Schluss müssen wir alle sterben. Und manchmal ist es Zeit, darüber zu reden.

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